Tauberbischofsheim. Ein historisches Ereignis wirft seine Schatten voraus. In diesem Jahr jährt sich zum 150. mal das Gefecht bei Tauberbischofsheim während des deutschen Bruderkrieges, bei dem es um die Vorherrschaft Preußens in Deutschland ging. Es ist eines der blutigsten Kapitel der Tauberbischofsheimer Stadtgeschichte, bei dem zahlreiche Soldaten ihr junges Lebens lassen mussten. In diesem Jahr soll mit einigen Veranstaltungen an dieses Geschehen im Ringen um die Vorherrschaft im Deutschen Bund erinnert werden.
König kam zu Besuch
Am Sonntag, 22. Juli 1866, kam der König von Württemberg nach Tauberbischofsheim, wo er mit Begeisterung von den Soldaten und der Bevölkerung empfangen wurde. Einen Tag später rückten die preußischen Truppen bereits Richtung Tauber und Main vor. In der Nacht auf den 24. Juli wurde im Hauptquartier Tauberbischofsheim beschlossen, die Kampfhandlung um die Stadt aufzunehmen. Das Armeekorps bereitet sich auf den Feindkontakt vor und bezog Gefechtsstellung.
Die erste Division bezog auf dem rechten Tauberufer ihre Stellung während das zweite und vierte Schlachtkorps als Reserve zurückgestellt wurde. Am Morgen des 24. Juli marschierte das 8. Armeekorps Richtung Würzburg, um sich mit dem 7. Armeekorps zu vereinigen. In der Stadt blieben lediglich die württembergischen Regimenter zurück. Die Brigade Baumbach bezog Gefechtsstellung auf dem rechten Tauberufer und das 2. Infanterie Regiment der Brigade Fischer besetzte die Stadt. Morgens kurz nach 9 Uhr erschienen die ersten preußischen Husaren von Richtung Königheim her bei den Mühlen.
Das 2. Württembergische Infanterie Regiment besetzte drauf hin den Bahndamm und brachte zwei Geschütze der 6. leichten Fußbatterie Richtung Königheimer Straße in Stellung. Der Besitzer der Rollenmühle musste sämtliche Fenster, Türen und Tore aushängen, damit sich hier die Württemberger verschanzen konnten. Die Verteidigungslinie erstreckte sich vom Steinbergsweg über die Hänge der Weinberge bis hin zum Wellenberg.
Bei der Besetzung der Stellung machten die Württemberger einen großen taktischen Fehler - sie besetzten nicht den strategisch wichtigen Höhberg, von dem aus man das gesamte Brehmbachtal und die Stadt beherrschen konnte. Gegen 11 Uhr sah man bereits im Wald am Höhberg erste preußische Pickelhauben. In der Königheimer Straße wurden aus Fuhrwerken und Wagen Barrikaden errichtet - alle Fenster der Häuser entlang dieser Linie wurden mit jeweils sechs Soldaten besetzt.
Preußen stürmten Stellungen
Kurz nach 11 Uhr stürmten erste preußische Husaren in Richtung des Eisenbahndamms gegen den Kugelhagel der Württemberger vor. Eine Kompanie Detmolder Infanterie und ein nachrückendes preußisches Bataillon durchbrachen die württembergische Postenkette auf Höhe der Königheimer Straße. Die am Eisenbahndamm postierten Württemberger mussten sich ebenfalls zurückziehen - ein Teil davon in Richtung Friedhof. Zeitgleich war bereits eine preußische Abteilung auf den Wellenberg vorgerückt.
Die Höhe des linken Tauberufers, der Sprait und die Gegend um den Friedhof waren nach kurzer Zeit von den Preußen besetzt. Durch das heftige Gewehrfeuer der Angreifer mussten sich die vorrückenden Württemberger wieder zurückziehen. Vom Brenner und Heimberg aus wurde der Friedhof von der württembergischen Artillerie unter schweren Beschuss genommen.
Es kam immer mehr preußische Verstärkung an und diese rückte unter den Trommeln und Hurrarufen immer weiter in die Stadt ein. Zu diesem Zeitpunkt bangten viele Tauberbischofsheimer bei dem heftigen Gefechtslärm in ihren Kellern um ihr Leben. Kugeln schlugen in die Häuser ein und Ziegel flogen von den Dächern - bei dem Gefecht wurden 76 Häuser in der Stadt beschädigt.
Die Württemberger flohen durch die Stadt Richtung Tauberbrücke. Die Preußen nahmen die Verfolgung der zurückweichenden württembergischen Truppen auf. Das 2. Infanterie Regiment empfing die Preußen mit mörderischem Gewehrfeuer, so dass diese Deckung suchen mussten. Die geschlagenen Württemberger flohen mit ihren Fuhrwerken in Massen in Richtung Großrinderfeld. Bei der Rektorskapelle schlug eine preußische Granate in einen der Wagen und brachte so die Flucht der Württemberger ins Stocken. Viele Württemberger durch den preußischen Kugelhagel niedergestreckt.
Gefecht auf Tauberbrücke
Die Württemberger sammelten sich und rückten wieder Richtung Tauberbrücke vor. Insgesamt fünf Mal stürmten sie unter großen Verlusten in Richtung Brücke vor. Die neuen preußischen Zündnadelgewehre, die bei diesem Feldzug erstmals zum Einsatz kamen, spieen Tod und Verderben. Auch die Preußen versuchten, über die Brücke vorzurücken, und wurden von württembergischen Gewehrfeuer und Granatenbeschuss unter schweren Verlusten zurückgeworfen.
Gegen 18 Uhr verstummte allmählich der Gefechtslärm. Auf der Hautstraße in der unteren Stadt lagen die Gewehrkugeln so dicht wie nach einem Hagelschlag. Die nachrückenden preußischen Truppen zwangen die Einwohner, aus den Kellern zu kommen und die Truppen zu versorgen. Am Abend nach der Schlacht wurde mit der Bergung der Toten und Verwundeten begonnen. Die meisten der Gefallenen wurden direkt an Ort und Stelle beerdigt. Gegenüber der Rektorskapelle, wo die meisten Württemberger gefallen waren, wurde ein Massengrab für 68 Soldaten ausgehoben. Die gefallenen Offiziere wurden auf dem Rückzug mitgenommen und in Großrinderfeld beigesetzt.
Hohe Verluste
Bei dem Gefecht um Tauberbischofsheim waren nach amtlichen Angaben acht Offiziere und 231 Soldaten der Württemberger gefallen. 433 Verwundete blieben in der Stadt zurück. Über die preußischen Verluste liegen keine genauen Zahlen vor, da diese ihre Gefallenen schnell vor Ort beisetzten.
Auf den Verlustlisten der preußischen Armee vom 20. August 1866 ist auch eine Liste mit Namen vom 25. Juli 1866, einem Tag nach dem Gefecht bei Tauberbischofsheim, in Gerchsheim erfasst worden.
Unter allen Einträgen befindet sich auch eine Auflistung des westfälischen Infanterie Regiments Nr. 13, dessen 1. Kompanie im Lazarett Tauberbischofsheim versorgt wurde:
"Sergeant Friedrich Wilhelm Heinrich Hermann Burckard aus Göttingen Kreis Beckum, leichte Verletzung des rechten Oberschenkels durch Granatsplitter, Musketier Josef Böker aus Erkeln Kreis Höxter, schwere Verletzung, Granatschuss in den linken Arm und die linke Seite, Musketier Hermann Friedrich Lammert aus Lienen Kreis Tecklenburg, schwere Verletzung, Granatsplitter in der rechten Seite, Musketier Peter Wilhelm Demers aus Viersen Kreis Gladbach, schwere Verletzung, Granatsplitter in einem Arm und einem Bein.
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