Anna Fünkner und Inge Zipf seit 75 Jahren dabei

Impfingen: Treue Sängerinnen werden geehrt

Bei der 100-Jahr-Feier des Gesangvereins „Eintracht Impfingen“ am 19. Oktober werden zwei Frauen für eine besondere Leistung geehrt: Anna Fünkner und Inge Zipf sind beide seit jeweils 75 Jahren Mitglieder.

Von 
Sabine Holroyd
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Inge Zipf (links) und Anna Fünkner gehören jeweils seit 75 Jahren dem Gesangverein "Eintracht Impfingen" an. © Sabine Holroyd

Impfingen. Zusammen sind sie 177 Jahre alt – Anna Fünkner wird im Dezember 90, Inge Zipf feierte kürzlich ihren 88. Geburtstag. Anna Fünkner und Inge Zipf sind das beste Beispiel für die These, dass das Singen jung hält. Wissenschaftliche Studien belegen die positiven Auswirkungen des Gesangs in schöner Regelmäßigkeit. So unterstütze es die geistige Fitness, die körperliche Gesundheit und wirke wie ein natürliches Antidepressivum.

„Wir kennen uns schon seit unserer Geburt“

Die beiden Frauen kennen sich, wie Inge Zipf mit ihrem trockenen Humor sagt, „seit unserer Geburt“. Anna Fünkner ergänzt: „Wir sind in derselben Straße in Impfingen aufgewachsen und haben immer zusammen gespielt“. Nach der achten Klasse beendeten beide ihre Schulzeit und traten 1950 in den Kirchenchor ein, zuerst Anna Fünkner, dann ein Jahr später Inge Zipf. Sie berichtet: „Ich hatte gar keine andere Wahl. Mein Vater, der früher Bürgermeister-Stellvertreter war und im Männerchor sang, sagte, dass ich da hinzugehen habe – eine Widerrede gab es nicht“. Aber ihre beste Freundin Anna war ja schon Mitglied, und auch die anderen Sängerinnen und Sänger kannte sie natürlich ebenfalls. Das Singen war außerdem auch ein willkommener Ausgleich zur vielen Arbeit, die die beiden leisten mussten. Und es hatte noch einen erfreulichen Aspekt: Man kam zumindest zur wöchentlichen Probe in der damaligen Schule bei der Kirche „mal `raus“. Eine Örtlichkeit für die Jugend wie heute das „Räumle“ gab es zu dieser Zeit noch nicht. Außerdem wurde man damals erst mit 21 Jahren volljährig.

Von „Brummern“ und klirrend kalten Wintern

„Es war die Nachkriegszeit, und wie viele Menschen waren wir arm. Einen Familienurlaub, wie er heute gang und gäbe ist, konnten sich unsere Eltern nicht leisten. Zu unseren Auftritten an Feiertagen in der Kirche oder auch mal zu Beerdigungen trugen wir auch keine spezielle Einheitskleidung, weil wir dafür einfach kein Geld hatten. Aber dennoch war es eine schöne Zeit“, sind sich die beiden einig. Sie erinnern sich im Gespräch mit den FN an ihre Schulkameraden und Mitsänger, von denen viele schon nicht mehr leben, sie denken an die „Brummer“ im Chor und an klirrend kalte Winter mit Glatteis, an denen die Pferde mit den Milchkannenwagen spezielle Stollen an den Hufen trugen, damit sie auf dem Weg in die Milchzentrale am Tauberbischofsheimer Bahnhof und zurück nicht ausrutschten.

Ende der sechziger Jahre wurde der Kirchenchor aufgelöst. 1979 entstand dann der gemischte Chor mit Männern, die bereit waren, mit den Frauen zusammen zu singen. „Die anderen Herren, die mit den ,Weibern‘ nichts zu tun haben wollten, sind dann eben daheim geblieben“, sagen die beiden und lachen verschmitzt. In der heutigen „Eintracht Impfingen“ gefällt es den beiden Freundinnen sehr gut. Die Vorsitzende Marlene Bundschuh sei genauso „in Ordnung“ wie die Dirigentin Stefanie Buck-Neuhäuser.

„Das Weinparadies“ als allerliebstes Lied

Anna Fünkner ist in allen Impfinger Vereinen Mitglied und feuert die Fußballer der TSG Impfingen immer noch bei ihren Heimspielen an. „Es ist wichtig, dass man sich für etwas interessiert“, findet sie. Nicht nur deshalb bleibt sie auch weiter ihrem Gesangverein treu. Inge Zipf, die in ihrer Mobilität etwas gehandicapt ist, stellt unmissverständlich klar: „Solange ich noch zu den Proben ins Pfarrheim `rüberkomme, gehe ich `rüber.“ Wenn sie nachts manchmal wachliegt, dann singt sie leise ihr liebstes Lied – „Das Weinparadies“.

Die Vorsitzende der „Eintracht Impfingen“, Marlene Bundschuh, ist voller Freude über das Jubiläum der beiden Frauen. Sie sagt: „Wer über Jahrzehnte hinweg für das Singen brennt, verdient eine angemessene Ehrung, auch wenn zwischendurch manchmal - aus welchem Grund auch immer - eine Pause war. Die Treue der beiden Urgesteine und auch der anderen Sängerinnen und Sänger zum Verein ist einzigartig. Ich jedenfalls freue mich immer, wenn ich Ehrungen als kleines Dankeschön beantragen kann. Dafür wird am 19. Oktober ein festlicher Rahmen geschaffen und gleichzeitig feiern wir das Jubiläum „100 Jahre GV Eintracht Impfingen“.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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