Tauberbischofsheim. Seit Wochen ist Ute Häfner, federführend bei der „Langen Nacht des Museums“ nahezu pausenlos im Einsatz. Sie organisiert das Programm, sucht Ehrenamtliche, die bereit sind, sich zu kostümieren, wäscht den Fundus, stärkt Leinen- und Baumwollhemden und bügelt mit Akribie Rüschen und Spitzen. Es soll ein schönes und buntes Fest werden, an dem es zu schauen und zu staunen gibt. Schließlich gilt es, nicht nur die 21. „Lange Nacht des Museums“ zu feiern, sondern auch das 50-jährige Bestehen des Museums selbst nachzuholen, das ebenfalls vor zwei Jahren hätte stattfinden sollen.
„Wir freuen uns, dass wir wieder anfangen können“, freut sich Kerstin Haug-Zademack, Vorsitzende der Tauberfränkischen Heimatfreunde. Ein Kreis aus 15 Engagierten hat das Programm zusammengestellt, über 50 weitere setzen die Ideen um und rücken so das Museum in den Mittelpunkt, das die Tauberfränkischen Heimatfreunde rein ehrenamtlich seit nunmehr 52 Jahren liebevoll pflegen. Immerhin besteht es aus 20 Räumen.
Einblick in altes Handwerk
Was die Besucher erwartet, ist ein vielfältiges Programm bei freiem Eintritt wegen des Jubiläums. Um 19.30 Uhr ist am Freitag, 9. September, Treffpunkt auf dem Marktplatz. Um 19.45 Uhr begibt sich der Zug, begleitet von Trommlern des Spielmannzugs, in Richtung Schloss, um dort von den kostümierten Mitwirkenden begrüßt zu werden. Im Schloss selbst herrscht reges Treiben. Im Erdgeschoss kann drei Spinnerinnen und einer Klöpplerin bei der Arbeit zugeschaut werden. Außerdem zeigt ein Korbflechter und Schnitzer seine Handwerkskunst. Die Waschfrauen sind ebenso wieder im Einsatz wie die Mausefalle im Bauernzimmer. In der Küche darf Butter im Spezialglas gerührt werden.
Für die musikalische Umrahmung sorgen ein Zitherspieler, die Gitarrengruppe Neunkirchen mit 14 Gitarristen und Michael Hönninger am Klavier. Richtig gruselig wird es um 21.30 Uhr. Dann wird in der oberen Diele die gesungene Moritat „Die letzte Hinrichtung in Bischofsheim“ aufgeführt.
Vier Sänger des MGV Liederkranz bringen die Schauerballade in Fräcke gewandet und mit Zylinder behütet zum Besten. Illustriert wird die unheimliche Begebenheit in der Königheimer Mühle mit Bildern von Gunter Schmidt. Das Tauberfränkische Heimatmuseum veranschaulicht die Vollstreckung der letzten Todesurteile in Tauberbischofsheim damit, dass eines seiner Exponate das Richtschwert ist, das auf dem Richtplatz am Sprait, wie es in der Schauerballade heißt, Verwendung fand.
Rätsel für Kinder
Damit auch die Kinder ihren Entdeckungsdrang entfalten können, hat das Vorbereitungsteam ein Rätsel mit zehn Fragen rund um das Museum erarbeitet, bei der es zehn Preisträger zu ermitteln gibt. Mit tauberfränkischer Mundart wartet in diesem Jahr Paul Treu auf. Immer mal wieder können die Besucher Gesprächen zwischen Sophie La Roche, ihrer Tochter Lulu und ihrer Enkelin Bettina von Arnim lauschen. Sie geben eine kleine Einführung in die literarische Heidelberger Romantik.
Zur Stärkung werden in der Küche Küchle und Most angeboten, im Trachtenzimmer warten Mitglieder der Volkstanzgruppe. Und vielleicht entdeckt der eine oder andere noch weitere Überraschungen beim Gang durch die historischen Räume.
Was in keinem Fall fehlen darf, ist das Besteigen des Türmersturms. Das Wahrzeichen der Kreisstadt hat seine Pforte geöffnet und ist bewirtet. Um 21 Uhr ist, wie an jedem Freitagabend im Sommer, von hoch droben das „Abendlied vom Türmersturm“ zu hören.
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