Freizeitsport

Familie Müller aus Tauberbischofsheim fährt auf Bobby-Cars ab

Familie Müller aus Tauberbischofsheim ist ganz normal und doch total „abgefahren“ – zumindest, wenn es um Bobby-Cars geht.

Von 
Sabine Holroyd
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Niclas, Tobias, Manuela und Kim Müller (von links) freuen sich auf die Bobby-Car-Meisterschaft. © Sabine Holroyd

Tauberbischofsheim. Auf den ersten Blick sind Tobias, Manuela, Niclas und Kim Müller eine ganz „normale“ Familie. Doch ihr gemeinsames Hobby ist außergewöhnlich: Vater Tobias sowie Niclas, zwölf Jahre alt, und die zehnjährige Kim sind absolute Bobby-Car-Fans und fahren Rennen. Erst kürzlich wurden die Drei für ihre Leistungen von Bürgermeisterin Anette Schmidt ausgezeichnet (wir berichteten).

An diesem Wochenende stellen der Weltmeister sowie seine ebenfalls auf höchstem Niveau fahrenden Kinder Niclas und Kim ihr Können bei der Badischen Meisterschaft unter Beweis.

„Schon immer risikobereit“

Aber wie kam es eigentlich dazu? Wie wird man Bobby-Car-Weltmeister? „Der Sport hat bei uns seit eh und je eine große Rolle gespielt“, sagt Manuela Müller. Sie ist selbst Handballspielerin und -trainerin, ihr Mann Tobias schwärmt im FN-Gespräch von früheren „Jump and Freeze“-Wettbewerben, an denen er teilgenommen hat. Manuela Müller erklärt lachend: „Er war schon immer risikobereit.“

Mit den Bobby-Cars ging es nach der Geburt von Niclas los: „Bevor er laufen konnte, fuhr er schon Bobby-Car“, berichtet der stolze Familienvater und gesteht: „Als ich dann im Internet nach gebrauchten Rutschautos suchte, stieß ich auch auf Modelle, die mit Metallplatten getunt waren. Ohne dass meine Frau es wusste, bestellte ich mir dann so eines.“

Sie nahm das ziemlich locker: „Ich weiß, wie er ist. Das war total in Ordnung für mich. Wenn er sich für etwas begeistert, geht er total darin auf. Ich fragte ihn dann nur, ob das sein neues Spielzeug sei.“

Bei den Meisterschaften geht’s zur Sache. © Tauber Panthers

Der amtierende Amateur-Weltmeister Tobias Müller erzählt von den Anfängen, wie er an seinem Bobby-Car herumtüftelte und es erst mal „ganz locker“ anging. 2016 wurden dann die „Tauber Panthers“ gegründet. In diesem Jahr fand auch das erste Meisterschaftsrennen in Tauberbischofsheim statt. 2017 ging es dann „richtig“ los – mit „gescheiten“ Bobby Cars, die der Vereinstechniker zusammenschweißte. Von da an war gegen die Müllers so gut wie kein Kraut mehr gewachsen. Während in den Kinderklassen bis auf den Räderwechsel noch kein Umbau erlaubt ist, wird bei den Erwachsenen getüftelt und gewerkelt, was das Zeug hält. „Man überlegt immer, was kann man noch verbessern, wie kann man das Gewicht noch besser verteilen?“, erklärt Tobias Müller und schwärmt von Feinheiten wie Flugzeug-Alufelgen und Lufträdern. „Schrauben und Tüfteln gehört bei uns Bobby-Car-Fahrern einfach mit dazu.“

Doch ein „gescheites“ Bobby-Car allein genügt nicht: Man braucht auch fahrerische Fähigkeiten – zum Beispiel muss man wissen, wie man Kurven anfährt oder wann man den Bremspunkt setzt. Und das alles in absolut sicherer Kleidung: Motorradhelm und -anzug sowie Handschuhe sind Pflicht. Schließlich haben auch die Kleinen schon „einen guten Speed“, erklärt Tobias Müller: „Niclas hatte schon mal 60 Sachen drauf“. Den Weltrekord stellte übrigens der deutsche Profifahrer Marcel Paul 2022 mit 130 km/h auf einer Landstraße in Hessen auf.

Wie geht es ihr als Mutter, wenn sie ihre Kinder abschüssige Strecken hinabschießen sieht? „Der Sport gehörte bei uns immer dazu. Da wächst man als Mama mit ’rein. Ich weiß, dass sie sehr gut fahren und sich selbst super einschätzen, da bekommt man eine gewisse Ruhe.“ Den Sport sieht sie auch als Lektion fürs Leben: „Es gehören auch Niederlagen und Blessuren dazu. Daran wächst man und freut sich umso mehr, wenn man gewinnt.“

Das kann Tobias Müller nur bestätigen: „Am Anfang war man ja schon froh, wenn man mal gewonnen hat. Wir sahen uns immer nur im Mittelfeld. Irgendwann lief es dann besser und besser – und auf einmal war ich bei einem Rennen im Finale. Da pushte es sich dann hoch.“ Doch der Spaß stehe bei allem Ehrgeiz immer im Vordergrund. Und ganz ehrlich gibt er zu: „Wir brauchen eine Strecke mit Kurven. Für gerade Strecken sind wir zu leicht, da gibt es für uns nicht viel zu holen. Da punkten andere mit ihrer Masse oder passenden Longboard-Rädern“.

Mit dem Wohnwagen auf Tour

Mit ihrem Wohnwagen und den jeweils zwei Bobby-Cars von Vater, Sohn und Tochter fährt die Familie zu jedem Rennen, „das ist dann immer auch wie ein kleiner Urlaub“, sagt Manuela Müller. Niclas und seine Schwester sind aktuell beide Dritte in der Weltrangliste. Ihre Freunde und Klassenkameraden finden das „cool“, sagen sie. Als „cool“ bezeichnen die Geschwister auch die Geschwindigkeit, mit der sie abschüssige Strecken hinabsausen. Zudem ist Niclas begeisterter BMX-Fahrer – auch sein Rad wird des Öfteren im Wohnwagen transportiert. Gerne trainiert er im Bikepark des FC Hundheim/Steinbach. Kim liebt darüber hinaus Turnen und Handball und ist in beiden Sportarten ebenfalls erfolgreich.

Dass nun die Badische Meisterschaft in Tauberbischofsheim stattfindet, ist Tobias Müller und seiner Begeisterung zu verdanken. So etwas wie die Fun-Rennen wollte er nämlich auch in seiner Heimatstadt auf die Beine stellen, damit dort „was geht“. Inzwischen sind es sogar „richtige“ Wettbewerbe, auf denen man wichtige Punkte für die Weltmeisterschaft sammeln kann.

Solch eine Meisterschaft bedeutet natürlich auch einen großen Aufwand. Doch die im positiven Sinn „verrückte“ Familie, die immer füreinander da ist, sieht den Vorbereitungsstress positiv: „Wir wissen, dass diese Bobby-Car-Meisterschaften in der ganzen Region wertgeschätzt werden.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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