Landwirtschaft

Dienstadt: Auf dem Wennes-Hof wird Tierliebe großgeschrieben

Im romantisch gelegenen Dienstadt fühlen sich nicht nur Menschen wohl. Auch Tiere leben dort offensichtlich gern. Die Alpakas der Familie Wennes zum Beispiel können jeden Tag die schöne Aussicht auf den Ort genießen.

Von 
Sabine Holroyd
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In der Ruhe liegt die Kraft: Manuela Wennes (sitzend) mit Alpaka Elon. © Sabine Holroyd

Dienstadt. „Alpakas strahlen eine unglaubliche Ruhe aus“, sagt Manuela Wennes und schaut auf ihre Herde, die oberhalb von Dienstadt gerade genüsslich ihr Grünfutter verspeist. In der Ruhe liegt die Kraft – das gilt für Avalon, Krabat, Danilo und den Rest der sechsköpfigen Truppe ganz besonders. Die Herde besteht aus Hengsten und Wallachen. Ihr „Chef“ heißt Jason.

Auf geht’s zum „Frühstück“. © Sabine Holroyd

Manuela Wennes erklärt: „Jede Herde braucht ein erfahrenes Tier als Anführer und ,Ausbilder’. Jason ist sechs Jahre alt. Er hat unsere ersten Hengste ,erzogen’, er ist das Leittier der Gruppe. Besonders beeindruckt war ich, als es um das Verladen der Jungtiere ging. Sie liefen ihm einfach hinterher, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. Sie vertrauen ihm blind. Er maßregelt ,seine’ Herde aber auch, wenn es ihm mal zu ‘bunt’ wird – etwa, wenn zwei Hengste miteinander kämpfen.“

Manuela Wennes stammt aus Königheim. Der Liebe wegen war sie einst nach Dienstadt gezogen. Für sie und ihren Mann Karl gehören Tiere zu einem erfüllten Leben einfach dazu. Das sehen ihre Söhne Marian, Steffen und Leon nicht anders. In dritter Generation führen sie gemeinsam im Nebenerwerb den Wennes-Hof, vor fünf Jahren stiegen sie in die Direktvermarktung ein.

Die sechs entspannten Alpakas sind nicht die einzigen besonderen Tiere der Familie. 15 Alpaka-Stuten leben mit ihrem Nachwuchs auf der anderen Hangseite von Dienstadt. Wie ihre „Kollegen“ sind auch sie frisch geschoren und tragen zum Teil lustige Locken auf dem Kopf.

Manuela Wennes mag es, ihre Alpakas zu beobachten und dabei selbst zur Ruhe zu finden. Sie lacht und sagt: „Wenn wir Stress haben, können wir ihn sofort an der Koppel ablegen. Es funktioniert bei ihnen nämlich nicht, wenn man meint, mal schnell was erledigen zu müssen. Mit Hektik bewirkt man genau das Gegenteil: Sie legen sich hin und machen keinen Schritt weiter.“

Doch die engagierte Landwirtin schaut auch aus einem anderen Grund genau hin: „Alpakas sieht man es normalerweise nicht an, wenn sie krank sind. Wenn ein Tier sich anders verhält als sonst, muss man sofort reagieren.“ Vier Jahre hat sich die Familie Zeit gelassen für ihre Entscheidung, sich auf das „Abenteuer Alpaka“ einzulassen. Man besuchte spezielle Seminare und überließ rein gar nichts dem Zufall – schließlich können die Tiere gut und gerne 25 Jahre alt werden. Mit ihrem Wissen, den erfahrenen Züchtern als „Back-up“ für spezielle Fragen, einem Alpaka-erfahrenen Tierarzt sowie einem Scherer an ihrer Seite, der auch für die Zahnpflege der Tiere zuständig ist, sind sie bis jetzt gut gefahren.

Genügsame Tiere

Im Grunde genommen sind die Tiere auch sehr genügsam: Neben viel Ruhe brauchen sie Gras, Heu und Mineralfutter. Sie leben immer draußen, benötigen nur Unterstände, keinen Stall. Die Sonne lieben sie, die Hitze macht ihnen – in geschorenem Zustand – nichts aus. Im vergangenen regenreichen Sommer dagegen mussten sie mit Vitamin D versorgt werden.

Die Hühner verfügen durch ihre Farmermobile über eigene „Wohnwagen“. © Sabine Holroyd

Nicht ganz so gemächlich wie bei den Alpakas geht es bei den Hühnern der Familie Wennes zu. Aus den anfangs fünf Exemplaren wurden inzwischen fast 1000. Auf zwei „Farmermobile“ verteilt leben sie ein autarkes Leben – etwas, was Manuela Wennes sehr wichtig ist.

Doch warum wurden aus fünf Hühnern so viele? Sie erklärt: „Mein Sohn Marian hat sich fünf Hühner angeschafft. Plötzlich kam die Nachfrage nach Eiern. Handwerklich begabt wie ,meine Männer’ alle sind, hat er auf einen Anhänger eine Holzkonstruktion für 50 Legehennen gebaut. Doch wieder überstieg die Nachfrage bald das Angebot. Also beschlossen wir gemeinsam, das Ganze professionell aufzuziehen und kauften uns ein Farmermobil. Nach einem halben Jahr legten wir uns das zweite zu.“

Dieser „Hühner-Wohnwagen“ ist ein Anhänger, der einen artgerechten und vollständigen Hühnerstall darstellt. Alle zwei Wochen wird der Anhänger vom Traktor auf die nächste Wiese gezogen. Ein Tapetenwechsel wird eben auch in Hühnerkreisen sehr geschätzt.

Automatisch öffnen sich die solarbetriebenen Mobile jeden Morgen um 10 Uhr und schließen eine halbe Stunde nach der Dämmerung. Die gefiederten Insassen können also tagsüber jederzeit Gras und Kräuter picken.

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Stefan M. Dettlinger
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Junghennen und Seniorinnen leben getrennt voneinander. „Bis zu dreimal am Tag schaue ich nach den jungen Tieren, zweimal nach der ,älteren Generation’“, erklärt Manuela Wennes und streichelt ein Huhn, das es sich auf ihrem Arm bequem gemacht hat.

„Ich liebe das Besondere“, sagt sie – aber das Besondere hat in ihrem Fall mit Luxus rein gar nichts zu tun. Ihre Alpakas gehören auf jeden Fall dazu, auch wenn sie wie die Hühner unter dem Begriff „Nutztiere“ fungieren: Von den Alpakas verkauft die Familie die Wolle, die Hühner liefern Eier und landen irgendwann im Suppentopf. Das ist so gut wie kein Problem für die Landwirtin mit Leib und Seele: Die Schlachtung erfolgt auf einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie berichtet: „Wir sind dabei, bis auch das letzte Huhn an der Reihe war. Es ist deshalb in Ordnung für mich, weil ich weiß, dass sie bei uns ein schönes Leben hatten und einen schnellen Tod sterben dürfen.“

Weiter sagt sie: „Unsere Tiere sind unser Lebensinhalt. Wir alle lieben Tiere und sind immer für sie da. Ohne sie geht es nicht.“ Der Vollständigkeit halber muss man an dieser Stelle auch den achtjährigen Familienhund Bonny erwähnen – ein Mix aus Border Collie und Australian Shepherd.

Auch sie hilft mit – zum Beispiel, um die Hühner zusammenzutreiben oder einer ausgebüxten Henne wieder zurück zu ihrer „Einheit“ zu verhelfen.

„Wir lieben die Natur“

Urlaube sind durch einen ausgeklügelten „Schichtplan“ der harmonischen Familie möglich. „Wir lieben die Natur und das Draußensein. In diesem Jahr waren wir mit dem Rad an der Mosel unterwegs. Gerne besuchen wir auch andere, ähnlich gesinnte Landwirte und schauen, wie sie leben und arbeiten. Das finde ich sehr spannend.“

Doch auch „nur“ zuhause in Dienstadt fühlt sich die Familie pudelwohl: „Wir sind sehr gut integriert. ,Meine Männer’ sind im Musikverein oder bei der Feuerwehr aktiv“, sagt sie im kleinen autarken Hofladen mit seinen regionalen Produkten – natürlich ebenfalls Marke Eigenbau.

Ob sie eigentlich ein Lieblingstier hat unter all ihren Alpakas und Hühnern? Manuela Wennes schüttelt den Kopf und antwortet: „Jedes Huhn und jedes Alpaka bedeutet mir gleich viel. Ich mag jedes unserer Tiere, habe sie alle gleich gern.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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