Tauberbischofsheim. „Wer hätte von euch denn gerne eine Frau Honig bei sich zuhause?“, fragt Sabine Bohlmann während ihrer Lesung im Tauberbischofsheimer Rathaussaal die aufmerksamen Kinder und Erwachsenen um sie herum. Ganz viele Hände schnallen nach oben. „Ja, die kann man auch gut gebrauchen“, merkt sie an, „ist ja auch kein gewöhnliches Kindermädchen“, sondern eines mit magischen Kräften, das Anfang des ersten Bandes plötzlich bei Familie Sommerfeld auftaucht. Ein Kindermädchen, das in Rekordgeschwindigkeit Blumen für Bienen erblühen lässt, Kinder mit einem Fliegenden Teppich ins Bett bringt oder Kraftausdrücke mit Netzen einfängt. Die Grundidee erinnert an Mary Poppins, ist aber von der Autorin magischer und quirliger ausgestaltet.
Das Team der Mediothek Tauberbischofsheim hatte Sabine Bohlmann bereits vor mehr als zwei Jahren eingeladen, um aus ihrer erfolgreichen „Frau Honig“-Reihe vorzulesen, dann kam allerdings Corona dazwischen. Nun, bei sehr hohen sommerlichen Temperaturen, klappte es mit der Lesung: „Wenn ich im nächsten Sommer wiederkomme, machen wir die Lesung im Freibad“, meint sie schmunzelnd.
Sabine Bohlmann kommt aus München und startete ihre berufliche Laufbahn als Schauspielerin und Synchronsprecherin. Dabei trat sie unter anderem im „Marienhof“ und diversen Filmen auf.
Bekannt ist sie auch dafür, dass sie seit Beginn der Serie vor mehr als 30 Jahren die Stimme von „Lisa Simpson“ in der deutschsprachigen Version inne hat. Im Interview im Anschluss an die Lesung erzählt sie, dass sie für „Lisa“ ihre Stimme verstellen kann und daran nichts nachbearbeitet wird.
Sie führt vor, wie überraschend schnell sie in Lisas Stimmlage umschalten kann. Vor langen Aufnahmetagen im Studio mache sie allerdings Aufwärmübungen, häufig im Auto, um die Stimme vorzubereiten: „Für die Simpsons sind es auch nur 15 Tage im Jahr, die ich für die Synchronisation einplane. Viele Menschen denken, dass das um einiges aufwendiger ist.“
In den vergangenen Jahren ist bei ihr der Wunsch entstanden, Kinderbücher zu schreiben, neben der Frau Honig-Reihe unter anderem die Adele- oder „Ein Mädchen namens Willow“-Bücher. „Kinderbücher, weil ich das Gefühl habe, ich habe noch eine ganze Menge Kindlichkeit in mir. Ich fühle mich Kindern oftmals näher als Erwachsenen. Situationen, in denen ich mich dabei ertappe, wie ich mich frage: Was mache ich hier? Wo soll ich hin? Wie fülle ich ein Formular aus?“ Sie denke sich gerne Geschichten aus, was Kinder mit ihrer Fantasie außerdem meist besser könnten als Erwachsene. „Ich bin gerne kindlich und weiß auch gar nicht, wann es passiert, dass man erwachsen wird. Ich denke manchmal, da habe ich einfach nicht mitgemacht. Ich finde es schön, gewisse Dinge nicht zu verlernen.“ Ihre Kinderbücher haben großen Erfolg, so dass ihr derzeitiger beruflicher Schwerpunkt auf dem Schreiben und den Lesungen liege, zuletzt habe sie weniger synchronisiert. „Ich finde gut, sich treiben zu lassen und zu schauen, was mehr Platz einnehmen sollte und an welcher Stelle man reduziert.“
Dass Sabine Bohlmann auch Schauspielerin und Synchronsprecherin ist, bemerkt das Publikum . Es ist die Klarheit in der Aussprache und die Nuancen und Betonungen, die sie den Rollen im Buch während des Lesens schenkt. Doch nicht nur bei den Leseparts bekommt sie die Aufmerksamkeit der Kinder, sondern auch dann, wenn sie beispielsweise Sockenpuppen aus einem Koffer holt oder Socken durch den Rathaussaal fliegen lässt. Socken, die schon etwas ausgeleiert sind vom Vielfliegen, doch gewaschen, worauf sie hinweist.
Sabine Bohlmanns Lesung ist kurzweilig und schafft es, alle Anwesenden in die zauberhafte Welt von Frau Honig eintauchen zu lassen.
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