Musikkirche

Die Gottesmutter stand im Fokus

Philharmonia Chor aus Stuttgart unter der Leitung von Nicholas Kok trat in der Stadtkirche St. Martin auf

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feu
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Der Stuttgarter Philharmonia Chor beim Auftritt in der Pfarrkirche St. Martin. © Ulrich Feuerstein

Tauberbischofsheim. Im Monat Mai steht sie im Fokus: Die Gottesmutter Maria. Ihr zu Ehren fand in St. Martin ein weiteres Konzert aus der Reihe „Musikkirche Tauberbischofsheim“ statt. Zu Gast war der Philharmonia Chor aus Stuttgart unter der Leitung von Nicholas Kok. Das Ensemble nahm die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch die Jahrhunderte. Zur Aufführung kamen Werke von Josquin Desprez bis Edward Elgar.

„Musik und Kirche bereichern sich gegenseitig“, erklärte Dekan Thomas Holler zu Beginn des Konzerts. Musik trägt seiner Meinung nach etwas Göttliches in sich in der Art und Weise, wie sie Menschen anspricht und ihre Seele berührt. „Und Glaube lässt sich kaum tiefer und ergreifender vermitteln als durch Musik.“ Die von Bezirkskantorin Julia Kohler initiierte Veranstaltungsreihe „Musikkirche Tauberbischofsheim“ vereint beides: wunderschöne Musik und geistliche Impulse. Das Konzert mit dem „Philharmonia Chor“ bildete den verheißungsvollen Auftakt zu einem abwechslungsreichen Jahresprogramm.

Los ging es an diesem Abend mit Giovanni Palestrinas „Illumina oculos meos“, einem Kanon zu drei Stimmen über Psalm 13,4. Die Komposition aus der Zeit der Renaissance öffnete sprichwörtlich Augen und Ohren der zahlreichen Zuhörer für die brillante Vortragskunst des seit 1986 bestehenden Chores. Josquin Desprez’ Fähigkeit, einen Text „zum Sprechen zu bringen“, wurde schon von den Zeitgenossen gerühmt. Deutlich wurde das an „Tu pauperum refugium“, einer Komposition für vierstimmigen Chor a cappella. Innig-flehend ertönten die Rufe der Litanei, die Jesus Christus als Zuflucht der Armen und Tröster der Sehnenden bezeichnet.

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kabu
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Von Jan Pieterszoon Sweelinck ist bekannt, dass Besucher von weither kamen, um seinen Improvisationen auf der Orgel anzuhören. In seine Fußstapfen trat Philipp Kaufmann. Der Organist der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Untertürkheim improvisierte an der Winterhalter-Orgel über zwei Werke von Sweelinck („Miserere mei“, „Mein junges Leben hat ein End“). Er brachte den schönen Klang des großartigen Instruments zur Geltung und setzte dabei farbenreiche Akzente. Im reizvollen Kontrast zu den beiden Barockkompositionen stand Charles Hubert Parrys „Fantasy and Fugue in G Major (op. 188) aus der Zeit des englischen Viktorianismus. Drei Motteten mehrstimmige, geistliche Vokalkompositionen – von Edward Elgar bildeten einen Schwerpunkt des Konzertprogramms. Sie widmeten sich Grundgebeten und Glaubenstexten.

Im Mittelpunkt stand dabei das dem Konzert den Namen gebende „Ave Maria“. Auch „Ave verum corpus“ und „Ave maris stella“ nahmen die Gottesmutter in den Fokus und machten deutlich: Maria ist Vorbild im Glauben und Zeichen der Hoffnung.

Abschluss und eindrucksvoller Höhepunkt des Konzerts war Biagio Putignanos „Regensburger Messe“. Das zeitgenössische Werk spannt einen Bogen von der Gregorianik über die Mehrchörigkeit der Renaissance bis zu Prinzipien heutiger Kompositionen. Beginnend mit einem „Laudate Dominum“ entstand über die folgenden Ordinariumsteile der lateinischen Messe ein großer, beeindruckender Klangrausch mit weitgehend einstimmigen, den gregorianischen Choral zitierenden Linien, die zeitversetzt begannen und wieder zueinanderfanden. Dirigent Nicholas Kok stand vor der großen Herausforderung, vier weit auseinanderstehende Sängergruppen mit dem schwer beschäftigten Organisten zu koordinieren. Eine Aufgabe, die der Dozent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bravourös meisterte.

Die nächste Veranstaltung im Rahmen der „Musikkirche Tauberbischofsheim“ ist ein Familienkonzert am 15. und 16. Juli. Jeweils um 16 Uhr bringt der Kinder- und Jugendchor „Mini-Maxis“ im Winfriedheim das Singspiel „Ritter Rost auf Kreuzfahrt“ auf die Bühne. Der Eintritt ist frei. feu

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