Tauberbischofsheim. „Fast noch schöner als Geschichten schreiben (an die 60 hat sie mittlerweile schon verfasst!) ist Geschichten vorlesen“, gestand Michaela Hanauer ihrem jungen Publikum bei ihrer Lesung in der Mediothek. Und sie hat auch nicht nur aus ihrem „Lord Hopper“ vorgelesen – sie war praktisch auch „Lord Hopkins of North Castle“ – hin und wieder zumindest. Sie wieherte und schnaubte, blähte die Nüstern auf, scharrte mit den „Hufen“ und schüttelte ihre Mähne. Ganz so wie eben ihr Held Lord Hopper. Lord Hopper, das liebenswerte und äußerst pfiffige Pony, das seine Freiheit liebt und sich von keinem Pferch, keinem Zaun und keinem Riegel aufhalten lässt. Das sich gerne auch mal zusammen mit seiner Freundin, der Stute Kira und, etwas weniger gern, mit Amato, dem Schimmelwallach, die Zeit vertreibt. Besonders gern aber zum Küchenfenster trabt, ob dort nicht etwa sein geliebter Apfelkuchen auf ihn wartet, den Tante Jo so wunderbar backen kann.
Ja, und ab und zu träumt er auch von seiner ursprünglichen Heimat, von England („Ich habe eine Tante in England“, so stolz dazu ein kleines Mädchen). Da gab’s mittelalterliche Turniere, den Fünf-Uhr-Tee und Vorführungen von landwirtschaftlichen Arbeiten aus früheren Tagen. Und weil Hoppers Besitzer der Burg, Lord Hopkins of New-Castle, seinen Vierbeiner so liebte, hob er ihn auch in den Adelsstand.
Nun ist der Lord ein älterer Herr und hat seinen tierischen Freund seiner Cousine Jolanta anvertraut. Da lebt auch Bine, seine Menschenfreundin, die ihn genau versteht. Und ihn so wunderbar hinter den Ohren kraulen kann. (Und wie sich das anfühlt und wie sehr man das genießen kann, das zeigte sich dann auch an Michaela Hanauers verklärtem Gesicht!)
Tja, und dann passiert eines Tages etwas – Tante Jo stapft wütend über den Hof – in der Futterkammer wurde eingebrochen. Doch nicht etwa von Lord Hopper? Da kam aber lauter Protest aus dem Publikum: „Doch nicht Lord Hopper!“ Und in dem erwacht dann der Detektiv, hatte er doch schon in seiner alten Heimat mit seiner Rolle als Sherlock Holmes oder Miss Marple so seine Erfahrungen gesammelt.
Ja, und da war die Vorlesestunde schon vorbei – das heißt, eine reine Vorlesestunde war es sowieso nicht gewesen. Die Kinder waren immer dabei, und das eben nicht nur beim Zuhören, sie kamen auch selbst immer wieder zu Wort. Sso konnten sie von ihren eigenen Tieren, ob Hund, Katze, Kaninchen oder sogar Schildkröte, erzählen und wie gut sie sie verstehen (von der Pferdesprache hatten sie ja schon äußerst anschaulich von der Autorin erklärt bekommen). Aber auch Fragen zur Autorin waren wie immer beliebt: „Wie alt bist du?“ „Hast du Kinder?“ „Seit wann schreibst du schon?“ („Seit der zweiten Klasse, ich konnte nämlich nicht malen. Kann ich immer noch nicht!“). Nur auf die Frage „wer hat denn nun wirklich was aus der Futterkammer geklaut?“, hat sie nicht verraten. Schließlich können die Kinder ja schon lesen und so erfahren, wer der Dieb ist.
„Wer mag, bekommt jetzt von mir noch ein Autogramm“, hieß es schließlich, „Und wem es nicht gefallen hat, der muss sich keins holen!“. Zum Glück hatte Michaela Hanauer genug Autogrammkarten dabei, dass es für alle gereicht hat, weil alle eine wollten. aba
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-detektiv-lord-hopper-auf-der-suche-nach-dem-futterdieb-_arid,2027397.html