Frauenfußball

Den Schwung der EM mitnehmen

Mannschaft der SpG Dittwar/Tauberbischofsheim bereitet sich auf Verbandsliga-Saison vor und wünscht sich mehr Chancengleichheit

Von 
Diana Seufert
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Die Verbandsliga-Fußballerinnen der SpG Dittwar/Tauberbischofsheim spielen am Sonntag in St. Leon im Pokal. Sie und der Trainerinnenstab wünschen sich mehr Anerkennung für ihren Sport und damit auch mehr Nachwuchs. © Jutta Muck

Tauberbischofsheim. Die Fußballerinnen der SG Dittwar/Tauberbischofsheim bereiten sich auf die neue Saison in der Verbandsliga vor. Sie hoffen auf neue Sportlerinnen nach der erfolgreichen Fußball-EM in England.

Lange Pässe quer über das Spielfeld werden mit dem Fuß gestoppt. Die Torfrau pariert die Schüsse aus kurzer Distanz – einen nach dem anderen. Trainerin Janin Faulhaber und Torwarttrainerin Mariella Rammelt bringen das Team zum Schwitzen. Betreuerin Susanne Hammrich versorgt die Spielerinnen mit Getränken und kümmert sich um die Blessuren. Die Fußballerinnen der SG Dittwar/Tauberbischofsheim stehen mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison in der Verbandsliga. Zunächst steht am Sonntag, 4. September, um 17 Uhr in St. Leon das Pokalspiel an.

Von der grandiosen Leistung der Frauennationalmannschaft in England, die unter Trainerin Martina Voss-Tecklenburg Vize-Europameisterinnen wurden, sind die Spielerinnen restlos begeistert. „Vielleicht war das für einige Ansporn, sich für den Sport zu begeistern“, hoffen die Fußballerinnen, die nun in der Verbandsliga spielen. „Es wäre schön, wenn alle den Schwung mitnehmen könnten.“

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Nils Villmann
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An der Seitenlinie steht Betreuerin Stefanie Hartnagel vom TSV Tauberbischofsheim. Drei Mädchen-Mannschaften mit rund 30 Spielerinnen zwischen neun und 15 Jahren gibt es aktuell beim TSV. Ab 16 Jahren wechseln sie dann in die Erwachsenenmannschaft. Hier wird in einer Spielgemeinschaft mit Dittwar gespielt. In den beiden Frauenteams sind weitere 30 Spielerinnen aktiv.

Schnuppertraining immer möglich

Standen nach der EM die Telefone noch still? Stefanie Hartnagel lächelt und erzählt von vereinzelten Anfragen von Eltern. „Die müssen den Wunsch unterstützen, weil sie auch die Kinder immer fahren müssen.“ Die Mädchen sollen erst mal zum Schnuppern kommen und sehen, ob ihnen der Sport Spaß macht. Und die Betreuerin verweist auf die Aktion beim Ferienprogramm der Stadt mit dem DFB-Fußballabzeichen. „Da waren ein paar Mädchen dabei, die mitmachen wollen“, sagt sie.

Mitmachen geht nach den Sommerferien, wenn am 14. September der offizielle Auftakt um 17 Uhr auf dem Platz in Tauberbischofsheim ist. Dann fangen auch die Mädchen-Teams wieder mit dem wöchentlichen Training an, informiert Hartnagel, die selbst jahrelang bei Klinge Seckach gespielt hat. Nach der Heim-Weltmeisterschaft 2011 waren einige Mädchen zum Schnuppertraining gekommen – und sind geblieben. Dieses Ergebnis versprechen sich Trainerinnen, Spielerinnen und Betreuerinnen auch von der Europameisterschaft.

Überhaupt wünschen sich die Verbandsliga-Spielerinnen und der Betreuerinnenstab mehr Anerkennung, Rückhalt und die Chance, dass die Profi-Fußballerinnen vor ihrem Sport leben können – und weniger blöde Bemerkungen. Die haben alle in ihrer Fußballerinnen-Kariere schon gehört. „Die meisten unterstützen mittlerweile den Frauenfußball“, räumen sie ein.

Einiges habe sich verbessert, auch wenn es noch genug zu tun gebe. „Vor einigen Jahren ist man noch belächelt worden. Das ist nicht mehr ganz so oft der Fall“, sagt Trainerin Janin Faulhaber, die seit mehr als 20 Jahren die Kickschuhe schnürt und seit 2020 Verantwortung für die Mannschaft hat. Die Spielerinnen fügen an: „Wir spielen genauso Fußball wie die Jungs oder die Männer auch.“

Dafür wird hart trainiert: In der Vorbereitung stehen die Frauen dreimal in der Woche auf dem Platz, während der Runde zweimal. Abwechselnd in Dittwar und Tauberbischofsheim werden Spielzüge, Pässe, Eckbälle oder Konter eingeübt, um den Klassenerhalt zu sichern. Und dafür wird auch einiges in Kauf genommen, denn die jungen Frauen kommen nicht nur aus der Kreisstadt, sondern auch aus Boxberg, Oberlauda, Gissigheim, Werbach oder Grünsfeld, um nur einige Heimatvereine zu nennen.

Seit 2009 gibt es beim TSV Tauberbischofsheim eine Mädchenmannschaft. Im Jahr 2015 schloss man sich in einer Spielgemeinschaft mit Dittwar zusammen. Dittwar hatte bereits Landesligaerfahrung gesammelt, da sie in einer Spielgemeinschaft mit Schwabhausen in dieser Klasse spielten. „Das war sehr fruchtbar“, findet Stefanie Hartnagel viele Pluspunkte an dieser Spielgemeinschaft. Auch seien einige Freizeit-Kickerinnen von anderen Teams zu den Liga-Frauen gewechselt.

Weil es bei den Mädchen keine A-Juniorinnen gibt, hat man bei der SpG eine zweite Mannschaft ins Leben gerufen. „Der Sprung von der Jugend gleich in die Verbandsliga wäre sonst zu groß.“ Die zweite Mannschaft wird in der bfv-Frauen-Landesliga Kleinfeld mit einem 8er-Team antreten. Das erste Heimspiel wird am 11. September um 15.30 Uhr in Dittwar gegen FV Upstadt ausgetragen.

Fußball muss Spaß machen

Stefanie Hartnagel macht deutlich, wie wichtig die Nachwuchsarbeit gerade im Frauenfußball ist. „Wir schauen, dass alle Mädchen spielen können, wenn sie das möchten.“ Dass Mädchen und Jungs in den unteren Jahrgängen zusammenspielen, ist in ihre Augen sehr gut. „Das ist die beste Ausbildung“, ist die Jugendtrainerin überzeugt. „Denn so lernen sie, sich durchzusetzen.“ Doch oft würden die Mädchen den Spaß verlieren, weil sie von den Jungs die Bälle nicht zugespielt bekommen oder beim Spiel keine Einsatzzeit hätten.

Da es kaum Frauenmannschaften gibt, fehlen auch die Derbys. Nicht nur, dass für die Teams weite Fahrstrecken in den Raum Heidelberg/Sinsheim zurückzulegen sind, auch die Zahl der Zuschauer ist sehr gering. „Wenn die Männer im Nachbarort spielen, fahren die Fans zur Unterstützung mit.“ Bei einem Auswärtsspiel der Frauen sei die Resonanz folglich geringer. Dafür haben die Frauen aber zumindest bei den Sponsoren Unterstützung: Eiscafe Dolomiti, Baggerdienstleiser Kurzyk und neuerdings „Schwein gehabt“.

Voll integriert

Trotzdem sehen Trainerinnen und Betreuerinnen die Entwicklung der letzten Jahre positiv. Auch wenn sie sich wünschen, dass keine Unterschiede zwischen Frauenfußball und Männerfußball mehr gemacht würden – wie es auch bei der Trainerausbildung der Fall ist. „In den Vereinen, in denen die Teams integriert sind, genießen sie die volle Anerkennung“, so Hartnagel. Man sei gleichberechtigt, auch bei der Belegung von Trainings- und Spielplätzen. Trotz aller guten Ansätze: „Ich habe immer ein Auge darauf, dass die Mädels nicht hinten runter fallen.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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