WM-Urlaub in Russland. Dieter Schädle aus Tauberbischofsheim und seine Familie erlebten die ersten beiden Spiele der deutschen Mannschaft live im Stadion mit. Ein „Wahnsinns-Erlebnis“.
Tauberbischofsheim. „Wir sind noch immer total beeindruckt von den Erlebnissen. Das muss man noch sacken lassen“, sagt Dieter Schädle. Mit seiner Frau Andrea, Sohn Kristofer mit Freundin Sophia Krappatsch sowie Tochter Samira mit Freund Thomas Hofmann war er zehn Tage lang im WM-Land Russland. Erst in Moskau zum Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Mexiko, dann einige Tage in St. Petersburg und schließlich in Sotschi, wo die Fan-Familie das Drama gegen Schweden aus nächster Nähe verfolgte.
Mit Erholungsurlaub hatte das alles nichts zu tun, wenn man mal von einigen Abstechern an den Strand von Sotschi absieht. Ansonsten war das Programm der Familie in Russland vollgepackt mit Terminen. Zwei Inlandsflüge galt es ja auch noch zu absolvieren. Trotzdem möchten Dieter Schädle und seine Familie keinen Moment dieser außergewöhnlichen Reise missen.
„Alles hat gut geklappt“
„Wir haben unheimlich viel erlebt und gesehen. Und natürlich stand die ganze Zeit unter dem Zeichen der Fußball-Weltmeisterschaft. Das war uns von vorneherein klar. Wir wollten uns nicht erholen, sondern etwas erleben. Und das haben wir in vollen Zügen getan“, sagt der Tauberbischofsheimer, früher selbst aktiver und erfolgreicher Fußballer in der Region, im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten.
Sehr früh habe man mit der Organisation der Tour nach und durch Russland begonnen. „Wir mussten natürlich abwarten, bis die Spielorte feststanden und dann schnell reagieren. Aber es hat alles gut geklappt“, berichtet Schädle von den Vorbereitungen.
Voller Vorfreude sei man nach Moskau aufgebrochen. „Und wir wurden sogar noch positiv überrascht, denn die Bedingungen, die Stimmung und die Erlebnisse vor Ort waren einfach nur erstklassig“, so Schädle. Russlands Hauptstadt Moskau habe sich im Gewand des WM-Ausrichters sehr westlich präsentiert. Entgegen der Erwartungen habe man nicht an jeder Ecke Sicherheitskräfte von Polizei und Militär angetroffen. Die Situation sei überall sehr offen, freundlich und friedlich gewesen.
„Alles war top organisiert. Mit unserer Fan-ID konnten wir problemlos die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und mussten nirgendwo lange warten. Überall wurde die WM gefeiert, und man traf nette Menschen aus allen Teilen der Welt. Es war ein völkerverbindendes Fest.“ Aufgrund ihres extravaganten Fanschmucks sei die Familie Schädle zudem ein beliebtes Fotomotiv anderer Fangruppen gewesen. „Wir wurden oft angesprochen. Das war ein wirklich schöne Atmosphäre – nicht nur in Moskau, auch in St. Petersburg und Sotschi.“ Überall regierte König Fußball. Schwierig sei alleine die kyrillische Schrift gewesen, denn die habe man beim besten Willen nicht entziffern können. „Aber es waren immer nette Leute da, die uns halfen“, sagt Dieter Schädle.
Etwas trüber wurde die Stimmung der Fan-Familie aus dem Taubertal dann beim ersten Spiel gegen Mexiko. Kein Wunder, denn es setzte ja bekanntlich eine 0:1-Niederlage. Die Stimmung sei gewaltig gewesen – das ausverkaufte Stadion klar in mexikanischer Hand. „Ich vermute mal, 70 Prozent der Zuschauer waren Mexikaner. Das war ein tosender Lärm, aber wir haben so gut es ging dagegen gehalten.“ Leider hätten sich die Mexikaner auch sportlich durchgesetzt.
„Wir hatten genug Chancen. Das Siegtor hat aber der Gegner gemacht. Da herrschte bei uns natürlich gedrückte Stimmung, während die Mexikaner ausgelassen feierten“, erzählt Schädle weiter. Die Trübsal wich aber schnell der Vorfreude und Spannung auf das zweite Match gegen Schweden. In Sotschi glaubte Familie Schädle natürlich fest an einen sicheren Sieg von „Jogis Jungs“. Von wegen, es wurde zu einer Zerreißprobe für die Nerven – glücklicherweise mit einem Happy End der Extraklasse.
„Als das 0:1 fiel, ist uns natürlich das Herz in die Hosentaschen gerutscht. Wir waren total erstarrt. Dann das 1:1, und wir waren wieder voller Euphorie. Um dann wieder mit jeder weiteren Minute angespannter zu werden“, sagt Dieter Schädle. Als er, seine fünf Begleiter und vermutlich ganz Fußball-Deutschland schon nicht mehr an einen Sieg glaubten, setzte Toni Kroos dann seinen Freistoß in der fünften Minute der Nachspielzeit in die Maschen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. „Das ist noch untertrieben. Nach diesem Wahnsinns-Tor sind wir und alle um uns herum total ausgeflippt. Das war Jubel pur. Wirklich unglaublich.“ Die Schädles saßen im deutschen Block unweit der Stelle, von der der Freistoß zum 2:1-Sieg ausgeführt wurde. „Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Man hatte ja schon nicht mehr daran geglaubt. Und dann dieser Hammer. Echt ein Wahnsinns-Erlebnis“, schwelgt Schädle in den noch frischen Erinnerungen.
Nach dem Tor habe man nochmal kurz gezittert, um dann zusammen mit den vielen anderen deutschen Fans in kollektiven Dauer-Jubel auszubrechen. Kein Wunder, dass anschließend Zeit zum Feiern und Singen war, ehe das „WM-Team Schädle“ völlig k.o., aber glücklich in die Hotelbetten fiel.
Rückblickend sagt Dieter Schädle über den WM-Trip nach Russland: „Die zehn Tage waren echt stressig, aber vor allem ein unglaubliches Erlebnis. Wir haben’s genossen.“
Das heutige Spiel gegen Südkorea schaut er sich zu Hause oder vielleicht auch im Sportheim in Distelhausen an. „3:0 hauen wir die weg“, ist Schädle zuversichtlich. Werner, Gomez und Reus könnten seiner Meinung nach gerne die Torschützen sein. Und dann? „Ich hoffe, wir kommen ins Endspiel – dann werden wir auch Weltmeister. Es war schon immer so: Wir fangen schlecht an, steigern uns und sind dann voll da. Ich hoffe, das wird wieder so.“
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