Gerlachsheim/Tauberbischofsheim. Sehr reges Interesse war bei den Informationsabenden über Balkonkraftwerke in Gerlachsheim und Tauberbischofsheim zu verzeichnen.
Photovoltaikanlagen sind mittlerweile auch für Balkone oder Terrassen auf dem Markt sowie zunehmend bekannt und nachgefragt. In diesem Kontext veranstalteten der Klimaarbeitskreis Lauda-Königshofen und der Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Tauberbischofsheim die Informationsabende über kleine Solaranlagen für Balkone oder Terrassen
Martina Appel und Armin Hambrecht – beide langjährig erfahrene Berufsexperten im Bereich Erneuerbarer Energien – erläuterten in Vorträgen unter anderem Technik, Nutzen, Kosten, rechtliche Grundlagen und Beispiele von sogenannten „Balkonkraftwerken“. „Wenn das Dach nicht für eine große Photovoltaikanlage geeignet ist oder man in einer Wohnung anstelle in einem Einfamilienhaus lebt, sind kleine Solaranlagen für den Balkon oder eine Terrasse oft eine gute, praktikable und preisgünstige Alternative, um eine saubere und unabhängige Energieerzeugung zu bewirken“, merkten die beiden Fachleute an.
Zu Beginn veranschaulichte Martina Appel, wie sich der erhöhte Treibhausgasausstoß in Baden-Württemberg auf die Wärmebilanz auswirkt und wie die Anzahl der Abweichungen in den wärmeren Bereich dramatisch steigt. „Jedes Kilogramm CO2-Vermeidung zählt und jeder der 20 Millionen Balkonbesitzer in Deutschland kann einen Beitrag zur Energiewende sowie gegen den Klimawandel leisten“, zeigten sich Appel und Hambrecht überzeugt
„In Millionen von Haushalten ist es möglich, eine derartige dezentrale Anlage zur Erzeugung von Solarenergie zu installieren. Zudem können Bürgerinnen und Bürger dabei sogar noch Geld für teuren Strom sparen. Durch den Eigenverbrauch des Stroms könnten die Stromrechnungen in Privathaushalten um insgesamt jährlich sieben Milliarden Euro verringert werden“, unterstrichen die Referenten. „Selbst wenn man keine großen baulichen Veränderungen am Haus vornehmen kann oder möchte und die Grundlast mit umweltfreundlichen Solarstrom abdecken will, sind die auf einfache Weise zum Beispiel am Balkongeländer zu befestigenden Solarpanels eine gute Lösung“, erklärten sie.
„Balkonkraftwerke dürfen an jedem Zählertyp verwendet werden, bis im Rahmen des neuen Smart Meter Rollouts die Zähler getauscht werden. Das bedeutet auch, dass die Zähler im Rahmen dieser Grenze rückwärtslaufen können und die Verbraucher nicht warten müssen, bis ein Wechsel des Stromzählers erfolgt oder gar ein Smart Meter eingebaut wird“, so Hambrecht. Anhand von Lastprofilen zeigte er auf, welche Anlagenleistung für welchen Haushalt sinnvoll sei. „Schon jetzt sind Anlagen erhältlich, die aktuelle und zukünftige Bedarfe abdecken könnten“, hob Hambrecht hervor.
Bürokratie abgebaut
Bisher hätten jedoch aufwändige Anmelderegularien sowie unnötig komplizierte technische und bürokratische Voraussetzungen die Motivation gehemmt, sich ein kleines „Kraftwerk“ anzuschaffen, aufzustellen und zu betreiben. Die Bundesregierung habe daher in ihrer Initiative zum Abbau von Bürokratie schon einige „Stecker gezogen“, damit kostengünstige und einfache kleine Solarmodule eine Option für viele Balkone, Terrassen oder Vorgärten sein könnten.
„In der nötigen Energietransformation spielen ebenfalls private Stecker-Solargeräte eine Rolle, denn sie bieten Wohnungseigentümern oder Mietern eine schlichte Möglichkeit, auf dem Balkon oder der Terrasse eigene Solarenergie zu erzeugen“, verdeutlichten Hambrecht und Appel. Inzwischen seien nach Informationen der Verbraucherzentralen in Deutschland bereits circa 250 000 Balkonkraftwerke in Betrieb.
„Und es könnten und sollten noch deutlich mehr werden, denn die Sonne schickt keine Rechnung“, gaben sie zu bedenken. Fachexperten, wie exemplarisch Armin Hambrecht und Martina Appel, prognostizieren ein enorm hohes Energiepotenzial bei den Solarkleinanlagen im Privatbereich, nämlich bundesweit ein bis zwei Gigawatt.
„Das würde etwa 100 Photovoltaik-Freiflächenanlagen durchschnittlicher Größe und Leistung entsprechen“, schätzen sie. Auf diese Weise könnten etwa 20 Prozent des Strombedarfs privater Haushalte erzeugt werden.
Maßgeblich unterstützt wird der technisch und formell vereinfachte Einsatz von sogenannten „Balkonkraftwerken“ mit einer Leistung bis zu 800 Watt vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Auf diese Weise sollen zum Beispiel durch eine Privilegierung die Anschaffung und der Betrieb von Solarkleinanlagen zukünftig noch wesentlich interessanter und attraktiver für Wohnungseigentümer oder Mieter werden.
Ergänzend haben bislang schon rund 70 000 Bürger ein Referendum unterschrieben und damit das erforderliche Quorum erreicht, damit sich der Bundestag mit diesem Thema befassen müsse. Dies könne möglicherweise ein weiterer Schritt zu mehr Popularität und Anwendung dieser Kleinsolaranlagen sein, berichteten Appel und Hambrecht.
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