Neues Seniorenzentrum in der Kapellenstraße - Sicherungsgrabungen auf dem Baugrundstück dauern voraussichtlich bis Ende März an

Archäologen suchen Siedlungsreste

Von 
Fabian Greulich
Lesedauer: 
Auf dem Baugrundstück in der Kapellenstraße, auf dem das neue Haus Heimberg entstehen soll, finden noch bis Ende März archäologische Sicherungsgrabungen statt. © Fabian Greulich

Wo das neue Haus Heimberg entstehen soll, finden derzeit archäologische Grabungen statt. Jahrtausende alte Siedlungsreste werden im Untergrund vermutet.

Tauberbischofsheim. Stück für Stück wird das Areal in der Kapellenstraße von Experten abgesucht (die FN berichteten). Mit Bagger und Schaufeln sind die Archäologen bereits seit 13. Januar bei Wind und Wetter im Einsatz und auf der Suche nach Gegenständen und Materialien, die auf eine Besiedlung hinweisen, die bis zu 7500 Jahre zurückliegen könnte.

Fläche von 6500 Quadratmetern

„Die Grabungen finden auf einem Areal eines ausgewiesenen archäologischen Kulturdenkmals statt. Seit den frühen 1980er Jahren sind hier wiederholt Siedlungsreste des Altneolithikums (um 5500 bis 5000 vor Christus), der Bronzezeit (um 2200 bis 1200 vor Christus), der späten Bronzezeit (um 1200 bis 850 vor Christus), der Hallstattzeit (um 850 bis 450 vor Christus) sowie der späten Latènezeit (um 200 bis 1 vor Christus) beobachtet worden“, erklärt Stefanie Paprotka, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart, auf Nachfrage gegenüber den FN. Es handele sich um sogenannte Erdbefunde. Das heißt im Wesentlichen um verschiedene Gruben und Pfostenstellungen der ehemaligen Häuser und Gebäude im Siedlungsbereich.

„Die Ausgrabung dient dazu, diese Bodenzeugnisse vor ihrer Zerstörung durch die Erdeingriffe des Neubauvorhabens zu dokumentieren und zu sichern“, betont Paprotka.

Die Grabungen werden durch die Firma ArchaeoBW GmbH (Gerlingen) durchgeführt und umfassen das spätere Baufeld mit einer Fläche von rund 6500 Quadratmetern.

„Die bereits 2019 erfolgte Sondage hat Siedlungsbefunde zu Tage gefördert, die die zeitliche Einordnung stützen“, heißt es auf der Homepage von ArchaeoBW zu dem aktuellen Projekt in Tauberbischofsheim. Bei einer Sondage handelt es sich um ein archäologisches Verfahren zur Abklärung von Schichtfolgen bei der Voruntersuchung eines Terrains, das zur Ausgrabung ansteht.

„Bodendenkmäler sind häufig die letzten Zeugnisse vergangener Zeiten und Kulturen, weshalb ihr Schutz und Erhalt im Denkmalschutzgesetz geregelt werden. Wird auf dem Areal eines Denkmals gebaut, wird dieses Kulturzeugnis unwiderruflich zerstört. Eine archäologische Untersuchung rettet das kulturgeschichtliche Wissen“, so das Unternehmen.

„Jede Region hat ihre eigene Geschichte, so dass nicht alle Gruben gleich sind. Jede Untersuchung bringt uns also mehr Einsicht in die Vergangenheit, und so ist unerheblich, ob die Ausgrabung nun durch Gold und Silber auffällt oder es sich um die gewöhnlichen Reste einer bäuerlichen Siedlung handelt“, betonen die Verantwortlichen.

Die gewählte Vorgehensweise der aktuellen Grabung in der Kreisstadt entspreche unterdessen dem üblichen Muster: Zunächst findet in mehreren, abgegrenzten Teilbereichen ein maschineller Oberbodenabtrag statt. Dann werden die hier freigelegten archäologischen Befunde dokumentiert beziehungsweise in Handarbeit näher untersucht. Anschließend verfüllt man die abgegrenzten Teilbereiche wieder und öffnet abwechselnd die restlichen Flächen.

„Die Grabungen in der Kapellenstraße haben Mitte Januar begonnen und werden voraussichtlich Ende März beendet sein. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen daher in einem solchen frühen Stadium der Grabungen noch keine Ergebnisse mitteilen können“, heißt es in der Stellungnahme des Regierungspräsidiums.

Das geborgene Fundmaterial werde nach der Erstbestimmung und einer fachgerechten Versorgung – Holz ist feucht zu lagern, Keramik grob zu reinigen – und der Magazinierung (Archivierung) im Landesarchiv in Rastatt verwahrt, wo es dann für die weitere wissenschaftliche Auswertung, aber auch für eine museale Präsentation zur Verfügung stehe. Die Kosten für die eigentliche Grabung trägt der Bauträger – in diesem Fall die Seniorendienste Tauberfranken. Sie planen auf den unbebauten, ehemals kreiseigenen Grundstücken unterhalb des Klinik-areals (Gesamtfläche 1,46 Hektar) den Neubau eines Seniorenzentrums („Neubau Haus Heimberg“) mit 90 stationären Pflegeplätzen sowie 30 Tagespflegeplätzen als Kernhaus der Seniorenbetreuung (die FN berichteten).

Barrierefreie Seniorenwohnungen

Dieser Einrichtung sollen darüber hinaus 60 barrierefreie Seniorenwohnungen (Ein- bis Dreizimmerappartements) angegliedert werden. Der Plan sieht den Bau von zwei Gebäuden (drei- und viergeschossig) mit einer Maximalhöhe von 15 Metern vor, die durch einen zentralen Eingangsbereich miteinander verbunden werden. Das Projekt umfasst ein Investitionsvolumen von 26 bis 27 Millionen Euro.

Nachdem der Gemeinderat in der vergangenen Woche die letzten Satzungen zum Bebauungsplan beschlossen hat, können die Bauarbeiten unmittelbar nach Abschluss der archäologischen Grabungen beginnen.

Redaktion FN-Chefredakteur

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten