Matthias-Grünewald-Gymnasium

Abiturienten „am Tor zur Welt“

Alle Schüler haben bestanden. Hervorragender Schnitt von 1,9. Lisa Neidhart ist Scheffelpreisträgerin

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mgg
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Die Abiturienten des Matthias-Grünewald-Gymnasiums mit Scheffelpreisträgerin Lisa Neidhart (rechts, im gelben Kleid). © MGG

Tauberbischofsheim. Der Anker ist gelichtet, das Tor zur Welt steht offen: Die Abiturienten des Tauberbischofsheimer Matthias-Grünewald-Gymnasiums verlassen das „Schiff“. Ein stimmungsvoller Abiball in der Stadthalle beendete ihre Schulzeit, im Rahmen eines Festaktes erhielten sie ihr Reifezeugnis.

„Das Schulschiff macht zum letzten Mal Station“, erklärte Oberstudiendirektor Sebastian Link. Der große Hafen, den die Abiturienten seinen Angaben zufolge erreicht haben, markiert ein „Tor zur Welt“. Link zeigte sich zuversichtlich, dass sie einen geeigneten Weg finden werden. Die neuen Herausforderungen können sie seiner Meinung nach selbstbewusst und mutig annehmen. Auf dem „Schulschiff“ haben die Abiturienten, so Link, gelernt, „sich neue Dinge anzueignen und auch dann nicht aufzugeben, wenn es mal ein bisschen schwieriger wird.“

Gemeinsame Werte

Der Schulleiter verwies auf gemeinsame Werte, die die Abiturienten vom Matthias-Grünewald-Gymnasium mitgenommen haben. „Diese werden auf dem weiteren Weg immer Anker und Kompass sein“, war er überzeugt. Jeder könne damit seinen individuellen Weg finden und gestalten.

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„Erwartungsvoll und gespannt auf Neues“ blickte Lennart Erlenbach voraus. Der Schülersprecher zeigte sich gleichzeitig dankbar für die zurückliegenden Jahre am MGG. „Es war eine unwahrscheinlich intensive Zeit“, versicherte er. Tiefe Freundschaften seien entstanden. In all den Jahren habe er sich auch nie allein gefühlt. „Immer stand jemand zur Seite.“ Erlenbachs Fazit: „Es hat sich eine Gemeinschaft ganz im Sinne des Schulmottos entwickelt.“

Anette Schmidt übermittelte die Glückwünsche der Kommune. Die Bürgermeisterin sprach von einem „ganz besonderen Jahrgang“ angesichts eines Abiturschnitts von 1,9 und der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Abiturienten eine 1 vor dem Komma hat. Vor allem freute es sie, dass alle Schüler bestanden haben. Schmitt lobte die Lehrer für ihre professionelle Arbeit und dafür, dass sie ihre Schützlinge „ausgezeichnet auf die Prüfungen vorbereitet haben.“ Ohne Unterstützung durch die Eltern sei das außergewöhnliche Ergebnis aber auch nicht möglich gewesen.

„Umwege in Kauf nehmen“

Schmidt forderte die Abiturienten auf, eigene Wege zu gehen und dabei auch Umwege in Kauf zu nehmen. „Haben Sie den Mut, neu zu beginnen, wenn der eingeschlagene Weg nicht zum Erfolg führt“, rief sie ihnen zu. Die Bürgermeisterin ermunterte die Abiturienten, sich für eine funktionierende Gemeinschaft einzusetzen. Wer sein Potenzial einbringe, schaffe Lebensqualität vor Ort.

Von einem „wesentlichen Etappenziel“, das die Abiturienten erreicht haben, sprach Dr. Sebastian Gerstenkorn und bescheinigte ihnen, dass nun alle Möglichkeiten offenstehen. Der Vorsitzende des Fördervereins erinnerte an die große Einschränkung während der vergangenen Jahre. „Sie haben schwierige Zeiten bewältigt“, sagte Gerstenkorn. Umso bemerkenswerter sei das herausragende Ergebnis der Abiturprüfungen. Als Vorsitzender des Fördervereins gab Gerstenkorn der Hoffnung Ausdruck, dass die Abiturienten dem Matthias-Grünewald-Gymnasium verbunden bleiben. Wer eines von mittlerweile rund 400 Mitgliedern werde, könne dazu beitragen, dass die Lern- und Arbeitsbedingungen am „Schiff“ sich stetig verbessern.

Gerstenkorn erinnerte daran, dass der Förderverein im Laufe der Jahre etwa 350 000 Euro der Schule habe zur Verfügung stellen können.

„Sprache erinnert uns daran, was es bedeutet, Mensch zu sein“, sagte Lisa Neidhart.

Die Scheffelpreisträgerin setzte sich in einer von Poesie und Philosophie durchdrungenen Rede mit der Bedeutung von Worten und Geschichten auseinander. Sprache bricht ihren Angaben zufolge die Realität auf, stellt das vermeintlich Gewusste, das Selbstverständliche in Frage.

„Sprache führt uns an und über die Grenze des Wissbaren hinaus und verschafft uns Zugang zu den unverständlichen, den uns selbst übersteigenden Dingen.“

Was den Menschen ausmacht

Gedichte und Geschichten sind nach Auffassung der Preisträgerin von besonderer Bedeutung. „Sprechen, Erzählen und sich Ausdrücken ist im Endeffekt auch immer ein Zuwenden“, so Neidhart. „Solange wir Geschichten erzählen, kümmern wir uns.“ Sprechen heiße aber immer auch scheitern.

Für die angehende Literaturwissenschaftlerin ist das aber kein Grund zur Resignation. „Wir lesen trotzdem ein Gedicht und fühlen uns auf diese unerklärliche Art und Weise berührt, die wir nie so ganz verstehen werden.“ Das macht ihrer Meinung nach den Menschen aus: „Trotzdem zu hoffen, trotzdem zu lieben, trotzdem zu schreiben.“

Schulleiter Sebastian Link und die Tutoren überreichten die Abiturzeugnisse. Für herausragende Leistungen gab es überdies Fach- und Sonderpreise (siehe gesonderten Bericht). mgg

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