Seckach. Die Geschäftsführung von Hilite Germany habe am 14. Oktober den Beschäftigten am Standort Seckach mitgeteilt, dass eine Restrukturierung durchgeführt werden soll, der letztendlich der Standort Seckach zum Opfer fallen könnte. Das sei zumindest die von der Geschäftsführung beschlossene Option, teilte die IG Metall in einer Pressemitteilung mit. Als Grund nannte der Arbeitgeber den „hohe Kostendruck“, so der Vorsitzende des Betriebsrats, Zeljko Volarevic, auf Anfrage der FN. Doch von einem Ende des Werks in Seckach will Personalleiter Klaus-Dieter Eichenseher noch nichts wissen: „Über die mögliche Schließung ist noch nicht entschieden“, sagt er auf Nachfrage. Man wolle zusammen mit dem Betriebsrat und der IG Metall verschiedene Optionen prüfen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten.
Hilite besitzt auch ein Werk in Ostrava in Tschechien. „2018 hieß es noch, dass nur die Produktion von Ersatzteilen nach Tschechien ausgelagert werden soll“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende Zeljko Volarevic. In Seckach werden aber auch Motorenventile oder Nockenwellenversteller produziert. Wo dies im Falle einer Schließung gemacht werden soll, wurde dem Betriebsrat noch nicht gesagt, so Volarevic. Man gehe aber davon aus, dass diese Teile künftig auch in Tschechien produziert werden sollen.
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180 Beschäftigte
Am Standort in Seckach sind aktuell circa 160 Stamm-Arbeitnehmer zuzüglich etwa 20 Befristete beschäftigt. Sie, der Betriebsrat und die IG Metall wollen das mögliche Aus des Seckacher Werks nicht so einfach hinnehmen. „Wir haben einen Wirtschaftsberater und einen Rechtsbeistand eingeschaltet“, sagt Zeljko Volarevic. Gemeinsam soll das Konzept des Arbeitgebers untersucht werden. Zusammen werden Betriebsrat und IG Metall Alternativen entwickeln, um den Standort in Seckach und damit auch die Beschäftigung in Seckach zu erhalten. Momentan werde nach einem Gesprächstermin mit der Geschäftsführung gesucht, um Informationen auszutauschen und nach einer Lösung zu suchen. Ob dies noch bis Ende des Jahres klappt, ist jedoch fraglich. „Ich hoffe auf einige Sitzungen in diesem Jahr. Eine Entscheidung wird es 2021 aber wohl nicht mehr geben“, sagt Personalleiter Klaus-Dieter Eichenseher.
Dass der Standort in Seckach erhalten bleibt, sei wichtig für die Beschäftigten, die sich mit dem Unternehmen verbunden fühlen. Es sei ihr Standort, der auch funktioniert, wenn die Geschäftsführung nicht vor Ort sitzt, „weil jeder weiß, was er zu tun hat und wir wollen, dass der Laden läuft“, betont der Betriebsratsvorsitzende Zeljko Volarevic, der selbst seit 33 Jahren dort beschäftigt ist. Zum Werk in Ostrava stellt der Betriebsratsvorsitzende fest: „Wir arbeiten hoch flexibel mit bester Qualität. Auch wenn der Arbeitgeber so gerne nach Osten schaut, dieses Know-how, diese Qualität und diese Flexibilität gibt es nur mit Seckach.“
Der Fortbestand von Hilite in Seckach sei auch wichtig für die Gemeinde und den Neckar-Odenwald-Kreis, heißt es in der Pressemitteilung der IG Metall. Viel Industrie gebe es im ländlichen Bereich sowieso nicht, umso wichtiger sei es, nicht noch mehr Arbeitsplätze zu verlieren.
Von Veränderungen betroffen
Hilite ist im Bereich Automobilzulieferindustrie tätig und ist direkt von der Transformation in der Automobilindustrie betroffen. „Wir fordern schon seit langem ein großes politisches Bündnis. Mit der Transformation dürfen keine Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben. Als IG Metall sind wir bereit, die Transformation mitzugestalten, aber immer mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu erhalten und auszubauen. Das heißt nicht, dass alles beim Alten bleiben muss. Neue Innovationen benötigen Zeit, aber genau diese Zeit muss mit den Beschäftigten durchschritten werden. Und dass das geht, zeigen andere Betriebe in Baden-Württemberg“, erklärt Harald Gans, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Tauberbischofsheim. „Leider hat die Geschäftsführung von Hilite das Angebot eines gemeinsamen Transformationsprozesses – also ein Bündnis IG Metall, Beschäftigte und Arbeitgeber – bisher nicht angenommen. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf und arbeiten daran, mit der Geschäftsführung einen Weg zum Fortbestand des Standortes Seckach zu finden“, versichert Gans.
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