Fastnacht

„Großeicholzheimer Fasching“ ist zurück

Die FG „Aichelscher Schnäischittler“ wuchs an den Widerständen. Große Verdienste von Ehrenpräsident Thomas Kegelmann

Von 
Dominic Eberwein
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Auch zur Corona-Zeit passten sich die „Aichelscher Schnäischittler“ an widrige Umstände an und belohnten sich mit einem eigenen Fastnachtswagen. © Aichelscher Schnäischittler

Großeicholzheim. „Egal welcher Verein, Schnäischittler derf in Aichelsche jeder sein!“. So lautet das aktuelle Motto der „Faschingsgemeinschaft Aichelscher Schnäischittler“ aus Großeicholzheim. Der Name geht dabei auf eine lokale Sage mit historischem Hintergrund zurück. Ihr zufolge konnten 1816, dem nach einem indonesischen Vulkanausbruch ungewöhnlich kalten „Jahr ohne Sommer“, auf den Feldern um Großeicholzheim plötzlich Bauern beobachtet werden, die mit Seilen Schnee von den Getreideähren schüttelten. Die Anpassungsfähigkeit, von der diese Sage erzählt, beschreibt gleichzeitig , was von den „Schnäischittlern“ über Jahrzehnte hinweg immer wieder abverlangt wurde.

In den 70er-Jahren gab es die heutige Faschingsgemeinschaft als eigenständigen Verein noch nicht. Stattdessen übernahm der Sportverein Großeicholzheim die Organisation der fünften Jahreszeit. Dieser zählte damals bereits 500 bis 600 Mitglieder. „Die verschiedenen Abteilungen übernahmen unterschiedliche Aufgaben. Die Fußballmannschaft konnte eine Tanznummer einstudieren, während Tennisspieler beim Ausschank halfen“, erzählt Matthias Mayer, der stellvertretende Vorsitzende der Faschingsgemeinschaft. Auf diese Weise kam man über Jahrzehnte ohne Beiträge von Gastvereinen im Programm aus. Bis Mitte der 2000er-Jahre gingen in Großeicholzheim ausschließlich örtliche Beiträge über die Bühne.

Doppelbelastung

Danach hatte der 1997 gegründete Faschingsverein allerdings zunehmend mit personeller Unterbesetzung zu kämpfen. Mayer begründet dies im Rückblick mit der Doppelbelastung vieler Mitglieder in ihren Stammvereinen und der Faschingsgemeinschaft. Entsprechend nahm der Wille zum ehrenamtlichen Engagement um das närrische Treiben in Großeicholzheim ab. Hier war die Fähigkeit zur Anpassung gefragt. Man begann damit, zunächst vereinzelt, Gastbeiträge in das eigene Faschingsprogramm einzubeziehen. Bevorzugt wurden Vereine aus angrenzenden Gemeinden angesprochen, mit dem Ziel, dem Publikum den „Charme des Ganzen, sowie eine gewisse Bekanntheit zu bewahren“, so Mayer. Bis 2008 wurden damit für die eigene Prunksitzung Besucherzahlen von bis zu 800 erzielt. In den Jahren danach sank das Interesse stark, im Durchschnitt kamen bis 2015 nur noch 250 bis 300 Besucher. „Wie sich die Zahlen entwickeln, ist oft vom Auftrittsangebot abhängig. Treten verstärkt eigene Gruppen auf, werden es tendenziell mehr Besucher. Fremdbeiträge hingegen waren manchmal nicht auftrittsreif, auch darauf können die Leute reagieren“, so Mayer.

Ein neuer Weg

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2015 entschied man sich, angeführt vom heutigen Vorsitzenden Jan Ballarin und Matthias Bayer, für einen neuen Weg. Das Motto lautete nun „größer denken“. Ohne Doppelbelastungen, dafür aber mit umso mehr Präsenz in der Region. Mit dem geliehenen, jährlich umgebauten Lkw-Anhänger eines örtlichen Bauunternehmens war man nun auf Rosenmontags-Umzügen in Schefflenz, Osterburken und Merchingen vertreten. Zudem kam man laut Mayer auf Straßen- und Vereinsfesten wieder zunehmend mit den Menschen ins Gespräch. In den Folgejahren stiegen die Besucherzahlen wieder an, heute besuchen im Schnitt etwa 500 Personen die Prunksitzungen der „Schnäischittler“.

Zur Corona-Zeit passte man sich erneut an widrige Umstände an. Über anderthalb Jahre hinweg baute man in kleineren Gruppen einen alten Lkw-Anhänger zunächst bis auf das Stahlgerippe zurück, um ihn als eigenen Fastnachtswagen aufzubauen. Auch wegen der Pandemie gäbe es heute, so Mayer, eine „bunte Mischung“ aus passiven und aktiven Mitgliedern, wobei er in den vergangenen zwei Jahren wieder einen starken Anstieg des freiwilligen Engagements um die Faschingsgemeinschaft beobachtet hat. So seien die Jugendgruppen heute deutlich stärker besetzt, insgesamt zwei mit 40 Mitgliedern und acht Trainerinnen gäbe es nun. Zuvor gab es lediglich eine mit zehn bis zwölf Mitgliedern.

Diese Erfolge der „Schnäischittler“ führt Mayer zu großen Teilen auf den heutigen Ehrenpräsidenten Thomas Kegelmann zurück. Er habe die Veränderungen „stets mitgetragen“ und mit seinen über „die Jahre gewachsenen Kontakten zu anderen Vereinsvertretern den Fasching wesentlich gestaltet“. Kegelmanns Schwester habe in Funktion der Abteilungsleiterin Gymnastik mit ihrer Gruppe jahrelang den Kinderfasching gestaltet und organisiert, unterstreicht Mayer.

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