Seckach. „Ihr habt 150 Jahre das deutsche Liedgut gepflegt, wart jederzeit aufgeschossen für Neues und habt als ältester Verein von Großeicholzheim das kulturelle Leben entscheidend geprägt und die Gemeinschaft gefördert“, lobte Rolf Nohe als 2. Vorsitzender des Chorverbands Mosbach die Sänger des Männergesangvereins „Liederkranz“ 1872 Großeicholzheim im Rahmen der nachgeholten 150-Jahr-Feier, die in einem fröhlichen Schlossfest mit fünf versierten Chören eine unglaubliche Liedvielfalt präsentierte.
Die schmucke Tenne beim Wasserschloss war gut besucht, und da Lieder „schon immer Wegbereiter für frohe Stunden“ waren, hätte die Atmosphäre nicht positiver sein können, die den Überlebenswillen nicht nur des Großeicholzheimer Männergesangvereins widerspiegelte.
Engagement gewürdigt
Rolf Nohe überreichte dem Vorsitzenden Klaus Rinklin neben den Ehrenurkunden des Deutschen und des Badischen Chorverbands auch Geschenke des Chorverbands Mosbach mit dem Angebot, jederzeit unterstützend zu wirken, wenn es gewünscht wird.
Wie die Chronik des Vereins zeigte, gab es in den 150 Jahren des Bestehens viele Herausforderungen, die den Verein oft an seine Grenzen, aber nie zu Fall brachten.
Aktuell kämpfen die Großeicholzheimer Sänger unter Stabführung von Klaus Bayer seit fünf Jahren zusammen mit dem Männergesangverein „Liederkranz“ Auerbach (Vorsitzender Ewald Röser, Dirigent Robert Fass) erfolgreich ums gesangliche Überleben. Ein Punkt, den Bürgermeister Thomas Ludwig – auch im Namen von Ortsvorsteher Reinhold Rapp und Pfarrer Ingolf Stromberger – bei der Übergabe des Jubiläumspräsents hervorhob, da für ihn die Chöre aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben einer Gemeinde nicht wegzudenken sind.
Ewald Röser dankte dem Jubilar im Namen des Kooperationspartners für das respektvolle, harmonische und freundschaftliche Miteinander über Generationen hinweg.
Nach der musikalischen Eröffnung durch den Gastgeber mit Unterstützung der Auerbacher Sänger mit „Horch, was kommt von draußen rein“ und „Es führt nur ein Weg nach Mexico“ boten die Gastchöre MGV „1862 Liederkranz“ Dallau (Vorsitzender Klaus Göltl) und MGV „Sängerbund 1881“ Schwarzach (Vorsitzender Alexander Lingsch) unter Dirigent Jochen Thurn sowie der Gesangverein „Eintracht Mittelschefflenz“ mit der Vorsitzenden Marlous van Dijck-Matznick unter musikalischer Leitung von Christina Merkert ein kunterbuntes begeisterndes Musikprogramm mit besinnlichen Stücken wie „Die Rose“ oder „Auf das Leben“ ebenso wie komödiantisches in Form von „Hefe, die bei Männern schlummert“ oder „Cordula Grün“ unter Moderation von Klaus Bayer.
Die Chronik des MGV „Liederkranz 1872“ Großeicholzheim hatte der Vorsitzende Klaus Rinklin zusammengestellt, wonach der MGV nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 durch Kriegsheimkehrer als Unterabteilung eines Militärvereins (bis 1902) ins Leben gerufen wurde.
Damals konnte nur eintreten, wer seiner Militärpflicht „Genüge getan hatte“. „Unter der Leitung von Hauptlehrer Jakob Bier, der sein Dirigentenamt meisterhaft verstand, ist der Verein schnell gewachsen“. Vorsitzende des Vereins waren 1902- 1918 Bürgermeister Friedrich Müller, bis 1932 Gustav Häfner (der 1923 trotz Inflation die Fahnenweihe des Vereins organisieren konnte), nach dem Zweiten Weltkrieg Heinrich Siegrist bis 1951, Wilhelm Schmitt bis 1971 (danach wurde er Ehrenvorsitzender) und der Kaufmann Bruno Frank übernahm für 18 Jahre die Leitung der damals 63 Sänger und die Verantwortung zum 100-Jahr-Jubiläum mit 42 Gastchören, das fünf Tage währte, inklusive Kritik- und Wertungssingen mit 24 Chören.
1989 zeichnete Bürgermeister Ekkehard Brand ihn für seine herausragenden Verdienste mit der Landesehrennadel aus.
Es folgte Reinhard Bassing als neue engagierte Führungsperson, der aber 2002 einen schrecklichen Fahrradunfall hatte und gesundheitsbedingt sein Amt zur Verfügung stellte, das ab 2003 Klaus Rinklin weiterführte.
Er verpflichtete sich aber noch als 2. Vorsitzender, bis 2004 Gerhard Volk für dieses Amt gefunden wurde, den 2020 Eberhard Gramlich aus Sennfeld abgelöste.
Als Dirigenten führten den Verein musikalisch zu Höhen der „Lehrer Schilling“, ab 1938 der Landwirt Richard Siegrist, Max Adam, und nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wieder Richard Siegrist über 47 Jahre bis 1984 – eine unglaubliche Leistung, die nicht nur mit der Erhebung zum Ehrendirigenten, sondern auch mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch Landrat Dr. Pfreundschuh 1992 gewürdigt wurde.
Reinhard Scheible aus Zimmern übernahm für 15 Jahre den Taktstock, ihm folgte Günter Frank 1990 aus Hainstadt.
Unvergessen war für Klaus Rinklin und viele Großeicholzheimer die Aufführung des Musicals „Weihnachtszeit-Online“ durch den damaligen Kinderchor Young Voice unter der Leitung von Ruth und Klaus Bayer mit etwa 40 Kindern, die der MGV gesanglich unterstützte.
Höhen und Tiefen
Zum 130-Jahr-Jubiläum überraschte Birgit Hohenberger die Bevölkerung als erste weibliche musikalische Leitung des Klangkörpers. Beim Neujahrsempfang der Gemeinde 2004 überreichte Bürgermeister Thomas Ludwig gleich zwei Ehrennadeln des Landes Baden-Württemberg an die Großeicholzheimer Sänger Karlheinz Haaf und Karl Roos. Ersterer begleitete bis dato das Amt des Schriftführers seit 1973 (und weiter bis 2017) obwohl er schon 20 Jahre in Heidersbach wohnhaft war und Zweiterer das Amt des Schatzmeisters seit 1974.
Seit 2006 liegt die musikalische Leitung des Großeicholzheimer Männergesangvereins in den bewährten Händen von Klaus Bayer, der auch den Zusammenschluss mit den Sängern aus Auerbach zusammen mit seinem Kollegen Robert Fass meisterlich bewältigt.
Es war Klaus Rinklin in Verbindung mit der Chronik ein Bedürfnis, die Verdienste der Sängerkameraden Alfred Grözinger, Günter Kegelmann und Franz Salopek mit ihren Ehefrauen, die dem Chor seit 70 Jahren und mehr aktiv die Treue halten, mit Urkunden, Wein- und Blumenpräsenten zu würdigen.
„Sie sind Säulen, die den Verein über viele Jahrzehnte getragen haben, die Höhen und Tiefen mit durchlebet, und unzählige Stunden dem Verein gewidmet haben.“
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