Waldbegehung Ravenstein

Insektenbefall im Ravensteiner Wald besonders hoch

Mehr Bäume als im kreisweiten Schnitt mussten im Ravensteiner Forst wegen Insektenbefalls gefällt werden. Der Klimawandel ist deutlich zu erkennen.

Von 
Helmut Frodl
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Bei der Waldbegehung in Ravenstein schauten sich Gemeinderäte und interessierte Bürger vier Forstbilder genauer an. © Helmut Frodl

Ballenberg. Der Ravensteiner Gemeinderat hatte bei seiner diesjährigen Waldbegehung außergewöhnlich gutes Wetter. Im Vorjahr war man bei Schnee und Regen unterwegs, erinnerte Bürgermeister Ralf Killian bei der Begrüßung im Stadtwald. Die Gruppe, bestehend aus Gemeinderatsmitgliedern, Bürgern und Forstleuten der Forstbetriebsleitung Adelsheim, traf sich am Rathaus und fuhr dann in den „Bürgerwald“ nach Ballenberg in Richtung Marlach. Dort begrüßte Killian die Anwesenden, darunter Trainee Maximillian Wawrzinek, der die Betriebsleitung für den Stadtwald Ravenstein übernommen hat, sowie die Revierleiter Björn Mai und Christof Hilgers. Der Bürgermeister erklärte, dass man sich an diesem Tag vier Waldbilder anschauen wolle, die von den Förstern ausgewählt wurden.

Veränderungen durch den Klimawandel im Stadtwald sichtbar

Die Teilnehmer sahen, wie sich der Stadtwald durch den Klimawandel verändert hatte. Revierleiter Christof Hilgers erklärte, dass man die Neuanlage eines Biotops und die Aufforstung einer Borkenkäferfläche betrachten wolle. Die Frage sei, welche Bäume nach einem Käferbefall gepflanzt werden sollten. Auf der Rückfahrt würde man einen Standort im „Großen Wald“ in Merchingen betrachten, wo ein neues Windrad geplant sei. Windkraft spiele für jede Kommune eine große Rolle, sagte Hilgers. Leon Wimmer von der Firma „Qair Deutschland“ würde später die Bauarbeiten an einer bestehenden Windkraftanlage erläutern.

Maximillian Wawrzinek erklärte, dass die Bundeswaldinventur eine Abnahme der stehenden Holzvorräte pro Hektar in Deutschland zeige. Dieser Rückgang sei auf Dürreereignisse und erhöhte Holznutzung zurückzuführen. Insektenbefall erhöhe auch den Druck auf den Ravensteiner Wald und führe zu höheren Einschlagmengen als im kreisweiten Durchschnitt. Obwohl der Stadtwald wertvolle Ökosystemdienstleistungen biete, sei der Klimawandel deutlich erkennbar. Fichtenbestände, die unter den heutigen klimatischen Bedingungen leiden, würden durch klimaresistente Baumarten wie Douglasie, Lärche, Esskastanie und Roteichen ersetzt. Um den Wald zu stabilisieren, habe das Land seine „Waldstrategie 2050“ überarbeitet. Kreisübergreifende Schulungen für Forstbedienstete seien im Gange.

Holz wird verfrüht geerntet und verkauft

Die Veränderungen im Wald führten zu steigenden Erlösen für die Forstbetriebe, da Holz genutzt werde, das eigentlich erst in Jahrzehnten zur Ernte anstehen würde. Der bestehende Sparvertrag werde vorzeitig gekündigt, was zu hohen Kosten im Anbau und in der Pflege der jungen Bäume führe. Diese Investitionen seien jedoch essenziell, um künftigen Generationen wertvolle Bestände bieten zu können. Die Kompetenzen des Kreisforstamtes im Waldnaturschutz seien beim neu eingerichteten Amphibienbiotop im Distrikt Bürgerwald sichtbar. Der Einsatz und die Begeisterung der Revierleitung für das Projekt zeigten den Stellenwert des Amphibienschutzes im Stadtwald Ravenstein.

Revierleiter Björn Mai führte den ersten Exkursionspunkt, die Neuanlage eines Biotops am Gommersdorfer Weg, ein. An dieser Stelle habe immer Wasser gestanden, weshalb man ein Feuchtbiotop angelegt habe. Leider sei es fast ausgetrocknet, und es seien nur zwei Laichballen des Grasfrosches gefunden worden, die wahrscheinlich von einem Waschbären gefressen wurden. Dennoch seien solche Projekte wichtig für den Naturschutz. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 800 Euro, wovon 720 Euro durch das EnBW-Programm „Impulse für die Vielfalt“ gefördert wurden.

Wald nach Borkenkäferbefall wieder aufgeforstet

Nach einem kurzen Fußmarsch besichtigte der Gemeinderat eine Aufforstungsfläche nach einem Borkenkäferbefall. Es stellte sich anschließend die Frage, welche Baumarten gepflanzt werden sollten. Man entschied sich für 1400 Roteichen, 850 Esskastanien, 1000 Lärchen und 1700 Douglasien. Im dritten Waldbild stellte Hilgers einen potenziellen Standort für eine Windkraftanlage im Distrikt 9, „Großer Wald“, vor. Windenergieanlagen bedürfen einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung. Wenn sie im Wald liegen, seien auch forstrechtliche Belange betroffen.

Der letzte Punkt der Exkursion war der bestehende Windpark „Merchingen“, wo in den vergangenen vier Wochen Bauarbeiten an einer Windkraftanlage stattfanden. Leon Wimmer von „Qair“ erläuterte die Maßnahmen, darunter den Austausch einer Großkomponente an einem Windrad. Es wurden zahlreiche Fragen aus dem Gremium gestellt.

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