Erlenbach. Hochwasserschutz beschäftigt die Menschen nicht erst seit der Katastrophe im Ahrtal. Auch davor waren die meisten Kommunen damit beschäftigt, den Schutz der Bevölkerung vor Überschwemmungen so hoch wie möglich zu halten. So auch die Stadt Ravenstein, die in Erlenbach seit geraumer Zeit Handlungsbedarf sieht, wie Timo Behm, Bauamtsleiter der Stadt, auf Nachfrage der Fränkischen Nachrichten erläutert.
Eine Hochwasserschutzmaßnahme soll im Bereich zwischen den zwei Brücken in der Blumenstraße, die eine in Richtung Ortsausgang Ballenberg, die zweite in der Ortsmitte in Richtung Aschhausen, durchgeführt werden. „Wir wollen dafür sorgen, dass die Wassermenge im Falle eines Hochwassers schneller abgeleitet werden kann. Außerdem soll die Ausgleichsfläche erhöht werden, damit sich das Wasser weiter ausbreiten kann“, erklärt Behm das Vorhaben. Dafür müsse der Erlenbach an die Hochwassersituation angepasst werden.
Gartenbesitzer machen nicht mit
Die Maßnahmen umzusetzen, ist jedoch nicht einfach, da einige Schrebergartenbesitzer im betroffenen Areal ihre Grundstücke im Rahmen der Flurbereinigung nicht abtreten wollen. „Sie haben wahrscheinlich Angst und Bedenken, dass die Maßnahmen am Ende nicht funktioniert“, mutmaßt der Bauamtsleiter und versucht zu beschwichtigen: „Die Eigentümer würden [nach Durchführung der Maßnahme; Anm. d. Red.] einen wertgleichen Neuzuschnitt ihres Gartens bekommen“. Allerdings mit gewissen Begrenzungen in der Nutzung, da neue Gewässerregelungen beachtet werden müssen. Auch der Weg zu den Grundstücken würde sich ändern.
Insgesamt gehe es um etwa sechs Personen, die nicht mit der Maßnahme einverstanden sind und so das Vorhaben blockieren. „Wenn diese Personen nicht zustimmen, können wir die ganze Maßnahme nicht durchführen“, sagt Behm. Dies hätte zur Folge, dass es im Falle eines Hochwassers zu Überschwemmungen größeren Ausmaßes in Erlenbach kommen könne.
Um mit den Schrebergartenbesitzern noch einmal in Dialog zu treten und sie für die Maßnahme zu sensibilisieren, fand am Montag eine Informationsveranstaltung statt. Doch bislang ohne großen Erfolg: „Es hat bisher nicht zu einer Einigung geführt, doch das Thema ist jetzt wieder in den Köpfen“, zieht Behm ein erstes Fazit am Dienstag. „Wir haben vielleicht doch den ein oder anderen wachgerüttelt, der sich jetzt noch einmal Gedanken macht und dann ein Gespräch bei uns sucht“, hofft der Bauamtsleiter.
Sollten alle sechs Personen am Ende einverstanden sein, könnte die Hochwasserschutzmaßnahme noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden. „Das wäre sehr wichtig für den Bevölkerungsschutz. Außerdem müsste die Feuerwehr nicht mehr so oft ausrücken und es würden so Kosten gespart werden, auch in Bezug auf den Versicherungsschutz“, erklärt Behm. „Die Hochwassersituation würde sich sofort maßgeblich entspannen – vielleicht sogar so sehr, dass wir in diesem Bereich gar kein Hochwasser mehr hätten“, sagt er bestimmt.
Wenn alle Beteiligten einverstanden sind, würde die Umsetzung rund drei Jahren dauern, da zunächst Pläne aufgestellt und Genehmigungen eingeholt werden müssten. Erst dann könne es an die eigentliche Umsetzung gehen, erklärt der Bauamtsleiter. Die Kosten beliefen sich auf rund 1,5 Millionen Euro – Tendenz steigend. Wäre man die Maßnahme früher angegangen, hätte sich die Stadt allerdings rund eine halbe Millionen Euro sparen können, hebt Behm hervor.