Natur

Ballenberg: Biotopverbund schützt den heimischen Wegerich-Scheckenfalter

In Ballenberg stellte Annabelle Mall vom Büro „Zukunftswege“ aus Sinsheim bei einem Rundgang Maßnahmen zur Stärkung der Tier- und Pflanzenarten vor.

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Rainer Schulz
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Bürgermeister Ralf Killian (Dritter von rechts), Ortsvorsteherin Anne-Katrin Kämmer (zweite von rechts) hörten Umweltingenieurin Annabelle Mall vom Büro „Zukunftswege“ zu. © Rainer Schulz

Ballenberg. Ein leichter Wind fegte durch die Bäume. Vögel zwitscherten und das leise Zirpen von Insekten war zu hören. Interessierte Bürger informierten sich am Mittwochabend bei einem zweistündigen Rundgang in Balleberg über die Ergebnisse der Biotopverbundplanung Ravenstein. Die Stadt lässt seit dem Frühjahr 2024 die Planung erarbeiten. Der Startpunkt war der Parkplatz des Sportplatzes Ballenberg, von dort ging es in Richtung Hasselbach und dann wieder zurück. Die Stadt hatte zu einer Exkursion eingeladen.

An vier Stationen erläuterte Annabelle Mall vom Büro „Zukunftswege“ aus Sinsheim mögliche Maßnahmen zur Stärkung der Artenvielfalt in der Region. Ballenberg wurde für die Exkursion ausgesucht, weil dort Trocken-, Feucht- und Gewässergebiete auf engem Raum aneinandergrenzen. „Unser Ziel ist es, einen Verbund an ökologisch wertvollen Lebensräumen für die heimischen Tiere und Pflanzen zu schaffen“, sagte Mall zu Beginn des Rundgangs.

Wie sie sagte, benötige die Tierwelt eine Verbindung der Biotope. Die Lebensräume sind aber in Baden-Württemberg immer häufiger fragmentiert. Das hat zur Folge, dass 30 bis 40 Prozent der Tier- und Pflanzenarten als gefährdet eingestuft werden. Die Umweltingenieurin erklärte, dass die noch vorhandenen Lebensräume immer schlechter würden, weil zum Beispiel eine Streuobstwiese nicht mehr so häufig gepflegt werden könne, aufgrund des Alters der Bewirtschafter. Weitere Ursachen seien unter anderem Siedlungserweiterungen. „Eine Lösung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist, dass wir einen Biotopverbund schaffen und wieder strukturreichere Landschaften entwickeln“, erläuterte Mall.

Magerrasenflächen sind immer weniger aufzufinden

Nach fünf Minuten erreichte die Gruppe die erste Station: einen Kalkmagerrasen an einem Hang. Ein Magerrasen ist ein nährstoffarmer Standort, auf dem vor allem Kraut- und Halbstrauchpflanzen wachsen. „Es ist eine Kernfläche des Biotopverbunds, weil sie ein Rückzugsort vieler Tierarten ist“, sagte Mall. Zum Beispiel für den Wegerich-Scheckenfalter, den es in Ravenstein zu schützen gilt.

Traditionell wurde solch ein Gebiet als Weide benutzt. Wie auch an vielen anderen Hanglagen in Baden-Württemberg verbuschen die Magerrasenflächen, weil zum Beispiel die Viehhaltung zunehmend aufgegeben wird. „Wie Sie sehen, ist im unteren Bereich nur noch ein Feldgehölz“, sagte Mall. Man könnte die Fläche schützen, indem man die Gehölze entfernt, damit der Kalkmagerrasen sich ausbreiten kann. Bäume zu fällen, sei ein großer Eingriff in die Landschaft, erklärte sie. In diesem Fall könne das jedoch dazu beitragen, den Artenreichtum zu fördern. Eine Folgepflege durch einen Bewirtschafter muss nach solch einer Maßnahme gewährleistet sein, um den Magerrasen zu erhalten, zum Beispiel durch Mähen, informierte Mall. Anne-Katrin Kämmer, Ortsvorsteherin von Merchingen, betonte, dass es entscheidend sei, die Bürger über derartige Vorhaben besser zu informieren, um das Verständnis für Abholzungsmaßnahmen zu fördern.

Feuchtgebiete sind ideale Lebensräume für den Europäischen Laubfrosch

Beim Rundgang kamen die Teilnehmer der Exkursion an einem Graben mit Wasser vorbei. „In solch einem Graben, der nicht zu häufig gemäht wird, wo auch mal das Schilfrohr stehenbleiben darf, fühlt sich der Europäische Laubfrosch wohl“, informierte die Umweltingenieurin. Feuchtgebiete sind ideale Lebensräume für den Europäischen Laubfrosch. Er ist stark gefährdet in Baden-Württemberg. Die Amphibie braucht zusätzlich Landlebensräume und Wanderkorridore.

Ein weiteres zu schützendes Biotop ist der Hasselbach entlang des Radwegs von Ballenberg nach Erlenbach. In dem naturnahen Fließgewässer ist die Groppe zu Hause. Der Fisch ist barrieresensibel. Sohlschwellen und Wehre kann er nur schwer überwinden. „Darum ist es so wichtig, diesen Lebensraum zu erhalten“, informierte Mall. Diese Informationen seien wichtig für Bauprojekte an Gewässern, ergänzte Bürgermeister Ralf Killian.

Die Karte zeigt den Rundgang. © Zukunftswege

Der letzte Abschnitt des Informationsrundgangs war eine Streuobstwiese in der Nähe des Hasselbachs. Der gefährdete Wendehals hat dort seine Heimat gefunden. Schutzmaßnahmen seien zum Beispiel der Erhalt und die Pflege der Streuobstwiesen, erklärte Mall. Die Bäume bräuchten regelmäßige Erziehungsschnitte. Auf diesen Flächen würden bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben.

Schutzmaßnahmen sind ein Gemeinschaftsprojekt

Die genannten Schutzmaßnahmen für die Biotope könnten nur durch die Mithilfe von Besitzern und Pächtern der Flächen erreicht werden, erläuterte Luisa Klingmann vom Landschaftserhaltungsverband Neckar-Odenwald-Kreis (LEV). „Wir hoffen, so viele Landwirte wie möglich zu überzeugen“, sagte sie. Das Engagement wird vom Land gefördert. Klingmann informierte, dass ein Landwirt, der bereit sei, seine Wiese nur noch zweimal im Jahr zu mähen und nicht zu düngen, um eine Blumenwiese zu entwickeln, eine finanzielle Unterstützung von 470 Euro pro Hektar erhalte.

Ziel ist es, spätestens im Frühjahr 2026 die Planung abzuschließen, erläuterte Mall. Im nächsten Schritt wird eine Karte erstellt, die flurstückgenau darstellt, wo Handlungen für den Biotopverbund empfohlen werden. Eine der vorgesehenen Maßnahmen umfasst das Entfernen von Gehölz in einem Feuchtbiotop bei Merchingen, das sich neben der alten Kläranlage befindet.

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