Osterburken. Abenteuerliche Musik schallte durch das Zirkuszelt, gespannt blickte das Publikum auf den verheißungsvoll wackelnden Vorhang zur Manege. Doch keine berufsmäßigen Artisten traten dahinter hervor, sondern die Schüler der fünften bis siebten Klasse der Realschule Osterburken.
Als Höhepunkt ihrer Projektwoche in Kooperation mit dem pädagogischen Zirkus „ZappZarap“ stellten die jungen Seiltänzer, Jongleure und Co. bei ihrer Premiere am Freitag sowie an zwei weiteren Vorstellungen tags darauf ihre neu erworbenen Fähigkeiten vor.
So turnten nach einer Begrüßung voll Wortwitz Akrobaten in die Manege, verbogen sich gelenkig und „erbauten“ auf ihren Schultern menschliche Pyramiden. Für lautes Gelächter des Publikums sorgten acht Schüler, die als Clowns verkleidet in das Zelt stürmten. Mit kurzen Sketchen trainierten die Witzbolde das ganze Programm über hinweg vor ausverkauftem Haus die Lachmuskeln der 350 Zuschauer.
Egal ob bunte Tücher, Teller, Kegel oder Bälle – die Jongleure bewiesen ihre Geschicklichkeit in einer eindrucksvollen Choreographie und wirbelten diese ganze Bandbreite an Geräten in der Luft herum. Die nächste Gruppe schien keinen Schmerz zu kennen: barfuß wagten sich die Fakire der fünften und sechsten Klasse auf ein Nagelbrett – oder auch Nagelbett, denn manch einer legte sich sogar auf die ungemütliche Unterlage.
Daraufhin tanzten in einem Akt der Koordination leuchtende Stäbe unter dem sternenübersäten Zeltdach. Mit sogenannten Flowersticks jonglierten die jungen Artisten und ließen das Spiel damit scheinbar leicht aussehen.
Ihren vorherigen Auftritt toppten die Fakire in einem erneuten nervenaufreibenden Kunststück. Nun spazierten sie nicht über Nägel, sondern über Glasscherben, die live vor Publikum zerbrochen wurden. So saugte der Zuschauerraum hörbar die Luft ein, als ein Fakir barfuß in die Scherben sprang – und unversehrt wieder entschwand. Mit Diabolos bewaffnet traten abwechselnd 15 Schüler hinter dem Vorhang hervor und ließen diese bis unter das Dach des Zirkuszelts fliegen.
Manege in rotem Licht
Passend zum nächsten Schauspiel tauchten die Scheinwerfer die Manege in feuerrotes Licht. Die mutigen Artisten dieser Gruppe entflammten die Enden langer Stäbe, so dass orange Flammenzungen aufloderten, und zeichneten furchtlos Feuerbilder in die Dunkelheit. Nach einer kurzen Pause ertönten verspielte Klavierklänge und junge Akrobaten wagten sich auf ein Seil. Ob mit Wasserglas in der Hand oder gar blind: die Seiltänzer bewiesen mit diesem Balanceakt ihren ausgezeichneten Gleichgewichtssinn. Staunendes Raunen ging durch die Menge, als Zauberer ihre Tricks vorführten und den ein oder anderen ratlosen Zuschauer mit offenen Mund und Fragen zurückließen, doch ein Magier verrät selbstverständlich seine Geheimnisse nicht.
Daraufhin verdunkelte sich das Zirkuszelt bis auf das Schwarzlicht, das die Fähigkeiten der nächsten Gruppe ästhetisch in Szene setzte. Bunte, mit Sandsäckchen beschwerte Tücher, auch Poi genannt, wirbelten scheinbar schwerelos durch die Luft und zogen leuchtende Bahnen.
Ein armer Schüler fiel beim zweiten Auftritt der Zauberer den Magiern zum Opfer. Eingesperrt in einen Holzkasten bohrten seine Mitschüler Schwerter durch ihn hindurch, doch wie durch Zauberhand kam er zur Erleichterung und zum Staunen des Publikums völlig unversehrt aus der Nummer wieder hervor. Wieder leuchteten Neonfarben auf, als die Hula-Hoop-Tänzer die Manege füllten und rhythmisch ihre Reifen – mal einen, mal zwei oder gar drei – kreisen ließen.
Spiel mit dem Feuer
Eine weiteres Spiel mit dem Feuer ließ den Zuschauerraum den Atem anhalten. Als wären sie feuerfest, leckten die Flammen über Hände, Arme und sogar Zungen der Bändiger des „Kleinen Feuers“, ohne ihnen etwas anzuhaben. Gelöscht wurde das Feuer schließlich unter lautem Gelächter von den Clowns, die daraufhin von den Leiterakrobaten abgelöst wurden. Diese erklommen gemeinsam die Sprossen und präsentierten in teils luftiger Höhe Pyramiden und Figuren.
Pailletten glitzerten im Scheinwerferlicht, als die „Kugel-Gruppe“ mit bunten Westen und auf großen Gymnastikbällen in der Manege hin- und herlief, sprang und rollt. Zuletzt senkte sich schließlich das Trapez unter das Zeltdach und neunzehn Schüler kletterten abwechselnd in schwindelerregender Höhe.
Tosender Beifall war der Schüler Lohn für ihre Performance und die fünftägige Projektwoche. Doch was bleibt ihnen nach dieser Vorstellung erhalten? „Stichwort: über sich hinauswachsen“, erklärte Konrektorin Juliane Egolf im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten den pädagogischen Mehrwert für die Kinder und Björn Lesehr, einer der betreuenden Lehrer des Projekts, ergänzte, dass man die „Kinder in einem anderen Zusammenhang erlebt hat“.
So hätten beispielsweise Schüler, die sonst eher schüchtern im Unterricht aufträten, nun mutig vor 350 Augenpaaren Feuer gespuckt. Auch der Teamgeist über die Klassengrenzen hinaus und das Engagement der Schüler der achten bis zehnten Klasse, die als Mentoren fungierten, lobten die Lehrkräfte.
Ebenfalls bestärkte Tim Heumann, Zirkuspädagoge von ZappZarap, das gesteigerte Selbstbewusstsein der Schüler – ganz nach ihrem Motto „kannst du nicht, war gestern“. Und die Schüler? Auf die Frage der FN, ob sie bei einem solchen Projekt nochmals teilnehmen würden, folgte ein einhelliges, nachdrückliches „Ja“.
„Es ist sehr geregelt abgelaufen“, berichtete Artist Jannis. Auch Trapezturnerin Ronja ist begeistert. „Wir haben viel geübt und viel gelacht.“ So beendeten die Schüler ihre Premiere stolz, mental gestärkt und mit einem dreifachen „Ale Hepp!“.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/osterburken_artikel,-osterburken-osterburken-zirkusprojekt-der-realschule-bot-buntes-programm-_arid,2063735.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/osterburken.html