Osterburken. Idyllisch scheint die Sonne durch das Blätterdach auf den geschotterten Parkplatz zwischen Osterburken und Bofsheim. Die Vögel zwitschern und die Steine knirschen unter den Schuhen. Am „Barnholz“ ist der Startpunkt des Merkurpfads – einer von sechs zertifizierten Wanderwegen im Neckar-Odenwald-Kreis, auch Römerpfade genannt. Wer Lust auf Wandern inmitten des Odenwald hat und dabei auch noch spannende kulturelle Einblicke in das Leben der Römer – ohne klassische Lehrpfadgestaltung – erhalten möchte, ist hier genau richtig. Auf den Rundwegen lässt sich dem antiken Erbe zu Fuß nachzuspüren.
Wanderweg auf römischem und germanischen Gebiet
Den Namen Merkurpfad hat der 9,1 Kilometer lange Wanderweg zwischen Osterburken, Bofsheim und Rosenberg vom Gott Merkur, der sowohl für die Römer als auch für die Germanen eine wichtige Rolle spielte. „Die ersten 1,5 Kilometer des Wegs führen am Limes entlang. Danach treten wir auf germanisches Gebiet über“, erklärt Dr. Jörg Scheuerbrandt, Leiter des Römermuseums in Osterburken. Deshalb hat er sich den Gott Merkur als Paten für diesen Wanderweg ausgesucht.
Direkt am Limeswall vorbei
Direkt am Parkplatz findet man auf einem Schild einige Informationen zum Wanderweg. Es gibt auch einen QR-Code, der zu einer Audio-Aufnahme führt, die vor allem für Kinder weitere Informationen zum Limes, den Römern und dem Gott Merkur bereithält. Direkt links davon führt ein kleiner Pfad in den Wald. Über Stock und Stein geht es von dort direkt los zu den römischen Überbleibseln einer längst vergangenen Zeit. Nur weniger Meter nach dem Start kann der ungeschulte Wanderer nämlich einen Erdhaufen ausmachen. Wer genauer hinsieht und sich die Infotafeln durchliest, wird allerdings schnell merken, dass es sich dabei tatsächlich um einen besonders gut erhaltenen Limesabschnitt handelt. Der Erdhaufen ist der Limeswall, der damals zur Wehranlage der Römer gehörte. „Es ist wohl durch die Lage im Wald so gut erhalten geblieben“, sagt Scheuerbrandt. Denn direkt hinter dem Waldstück beginnen Felder. Und dort ist vom Limeswall schon nichts mehr zu sehen.
Grundmauern eines römischen Wachturms
Ein weiterer Höhepunkt der Strecke offenbart sich rund einen Kilometer nach dem Start. „Eine echte Besonderheit“, wie Scheuerbrandt betont. Denn der Wanderer trifft mitten im Wald auf die Grundrisse des Limesturms 08/25. Die Grundmauern dieses Wachtturmes sind konserviert und sichtbar. „Alle 400 Meter entlang des Limes stand ein solcher Turm. Allerdings sind die meisten nicht mehr erhalten“, erklärt der Museumsleiter. Und weil es von den Türmen nur noch so wenige gibt, ist es nicht verwunderlich, dass an diesem Turm im Wald vor mehreren Jahrzehnten auch die Reichslimeskomission Grabungen durchgeführt hat. „Wir wissen, dass dieser Turm keinen Eingang im Erdgeschoss hatte“, informiert Scheuerbrandt. Die Römer müssen wohl über eine Leiter in den ersten Stock gelangt sein. Insgesamt habe es zwei Holzfußböden, fügt Scheuerbrandt noch an.
Ausreichend Orte zum Rasten
Kurze Zeit nach diesem römischen Bauwerk kehrt der gut ausgeschilderte Merkurpfad den Römern und dem Limes den Rücken und führt auf Wald und Wiesenwegen durch germanisches Gebiet. Gleich mehrere historische Brunnen – das Löhleinsbrünnle, Petersbrünnle und Säubrünnle – laden zu einer Pause ein. Die (müden) Beine hochlegen können die Wanderer aber auch auf der Jupiterbank. Von dort aus hat man einen weiten Blick über den Wald und die Felder des Baulands.
Nachbildung einer Quellnymphe im Kirnautal
Ein echter Höhepunkt wartet dann noch im Kirnautal: Dort ist eine Quellfassung zu bestaunen, die das älteste Bauwerk der Römer um Osterburken war. Entsprechend lag es nahe, dort am Merkurpfad das Standbild einer Quellnymphe aufzustellen. „Quellen galten bei den Römern als heilig. Sie glaubten, dass Nymphen diese bewohnten und wurden deswegen verehrt“, erklärt Museumsleiter Scheuerbrandt. Die Quellnymphe des Merkurpfads ist eine Nachbildung einer Nymphe aus Schwäbisch Gmünd, die dort im Kastellbad aufgestellt war.
Wer nach dieser geschichtsträchtigen Wanderung also erst Recht Lust auf römische und germanische Geschichte bekommen hat, kann anschließend noch einen Abstecher zum Römermuseum in Osterburken machen. Das Römerbad, das Kastellgelände und ein nachgebauter Wachturm lassen Besucher noch tiefer in das alte Römische Reich eintauchen.
Der Merkurpfad im Überblick
- Der Merkurpfad der Touristikgemeinschaft Odenwald ist 9,1 Kilometer lang und mit dem Schwierigkeitsgrad „mittel“ ausgezeichnet.
- Rund zweieinhalb Stunden sind Wanderer auf Wald und Wiesenwegen zwischen Osterburken, Bofsheim und Rosenberg unterwegs. Dabei werden etwa 150 Höhenmeter überwunden. Der Weg ist durch Schilder und ein großes, rotes „R“, das immer wieder an Bäumen angebracht ist, ausgeschildert.
- Start- und Endpunkt der Wanderung ist der Parkplatz am Limes zwischen Osterburken und Bofsheim.
- Es gibt direkt mehrere Sehenswürdigkeiten auf der Tour zu bestaunen: So kommen Wanderer unter anderem am Limeswall, den Grundmauern eines Limesturms, mehreren Grabungsorten, dem Steindenkmal Quellnymphe, der Jupiterbank sowie mehreren gefassten Quellen vorbei. Zum Abschluss eignet sich auch noch ein Abstecher zum Römermuseum , Limeswachturm und dem Römerkastell in Osterburken.
- Zum Essen vor oder nach der Wanderung bieten sich das Café Köpfle (Osterburken), die Pizzaria Capri (Osterburken), das Gasthaus Badischer Hof (Schlierstadt) und die Gaststätte Krone (Bofsheim) an.
- Weitere Infos zum Merkurpfad finden Sie unter www.roemerpfade.de/sechs-pfade-sechs-goetter/merkurpfad-osterburken
- In der Region gibt es noch fünf weitere Römerpfade . Zu diesen Strecken, die es seit Mai 2022 gibt, finden Sie hier weitere Informationen: www.roemerpfade.de/sechs-pfade-sechs-goetter
- Die sechs Wanderwege wurden vom Deutschen Wanderverband als Qualitätswege ausgezeichnet , je nach Streckencharakter als „Traumtour“ oder „Komforttour“ und sind digital erfasst und über die Tourenportale „komoot“ und „Outdooractive“. nb
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