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Osterburken. Am Sonntagabend lag Rio nicht nur in Brasilien, sondern auch im Bauland. Darauf hatte schon die Einladungskarte die Besucher vorbereitet, denn darauf war der „Zuckerhut“, der charakteristische Berg der südamerikanischen Metropole, abgebildet. Und entsprechend locker und entspannt feierten die Gäste eine Erfolgsgeschichte: 40 Jahre Regionaler Industriepark Osterburken (RIO).
Jürgen Galm, Bürgermeister von Osterburken und RIO-Verbandsvorsitzender, wies in seiner Begrüßung auf die „wirtschaftliche Stärke und Kraft“ des ersten interkommunalen Gewerbeparks in Baden-Württemberg hin. „Der RIO ist ein bedeutender zentraler Wirtschaftsfaktor in der Region.“ Vor 15 Jahren fanden im RIO rund 600 Personen Arbeit. Seitdem haben sich 15 weitere Unternehmen dort niedergelassen und Arbeitsplätze geschaffen. Als „Kind des RIO“ sei auch der Skulpturenradeweg entstanden. Einen „Wermutstropfen“ nannte der Verbandsvorsitzende: Zwar seien noch freie Flächen im RIO vorhanden. Der Verband verfüge aber über keine Grundstücke mehr, um den Park zu erweitern. Doch das Verfahren für den Bebauungsplan „RIO III“ laufe bereits. „Wir – der RIO – blicken daher optimistisch in die Zukunft“, schloss der Bürgermeister seine Ausführungen.
Ungeheurer Weitblick
Landrat Dr. Achim Brötel lobte den „ungeheuren Weitblick“, der zur Gründung des RIO geführt habe. „Wir feiern eine Idee, die ihrer Zeit weit voraus war“, stellte Brötel fest. Er wies darauf hin, dass erste Überlegungen zu diesem Projekt ins Jahr 1978 zurückreichten, als Lothar Späth noch Ministerpräsident war. Statt zu konkurrieren, sollten Kommunen zusammenarbeiten. Man sollte „über Kirchtürme hinwegsehen und die Kräfte bündeln.“ Inzwischen gehe die Zusammenarbeit der fünf Kommunen Adelsheim, Osterburken, Seckach, Rosenberg und Ravenstein über den RIO hinaus. Und die Idee der interkommunalen Zusammenarbeit habe sich vererbt. Im Neckar-Odenwald-Kreis existieren inzwischen drei interkommunale Gewerbegebiete, und zwar in Walldürn, Buchen und bei Obrigheim. „Die Idee wurde landesweit zum Exportschlager“, stellte der Landrat fest.
„Die Menschen machen den Unterschied“, sagte IHK-Geschäftsführer Andreas Hildenbrand. „Wirtschaft ist eine kooperative Veranstaltung.“ Gemeinsam könne man Herausforderungen wie Personalmangel und Energiekosten besser bewältigen.
Anschließend hielt Professer Dr. Bernd Nolte, Unternehmensberater aus Stuttgart, den Festvortrag zum Thema „Wirtschaft und Gesellschaft im Umbruch – wohin geht die Reise?“ Die Welt befinde sich im Umbruch. Deshalb herrsche eine „kumulative Verunsicherung“, die sich durch die Corona-Pandemie noch verstärkt habe. Auch der Krieg in der Ukraine habe diesen Effekt anwachsen lassen. Weltweit gebe es derzeit 38 kriegerische Konflikte. 110 Millionen Menschen seien auf der Flucht, zwei Billionen Euro würden für Militärausgaben verwendet.
Die Folge davon seien Ressourcen- und Lieferengpässe. So habe sich die Verschiffung eines Containers von Rotterdam nach Shanghai um 640 Prozent verteuert. „Der globale Handel und das Wirtschaftswachstum stocken“, sagte Nolte.
Außerdem sei eine immense Wanderungsbewegung ausgelöst worden. Nach den Worten des Professors ist die Wanderungsquote dieses Jahr um 21 Prozent gestiegen. 2023 stellten 350 000 Menschen Asylanträge in Deutschland, und seit 2022 sind 1,13 Millionen Ukrainer nach Deutschland gekommen. „Die Migrationsbewegungen sind Chancen und Herausforderungen für die politischen Systeme“, sagte Nolte.
Drittelung der Gesellschaft
Weitere Herausforderungen sind die gestiegene Inflation und der Verlust an Vermögen für viele Bürger. Nolte erwartet eine „Drittelung der Gesellschaft“: Ein Drittel federt mögliche Vermögensverluste ab, ein weiteres Drittel verschuldet sich. Dazwischen befinde sich die Mittelschicht.
Außerdem seien die Staatsschulden von Deutschland auf ein Rekordniveau gestiegen. All das habe dazu geführt, dass die Deutschen zunehmend unzufrieden mit der Demokratie seien. Das könne zu einer zunehmenden Radikalisierung führen. Auch ein Konflikt der Generationen drohe. Denn die „Babyboomer“ gehe in Rente, die junge Generation sei wegen höherer Steuern und Sozialabgaben frustriert.
Nolte appellierte an die Zuhörer, nicht zu resignieren, sondern nach Potenzialen zu suchen: „Seien Sie mutig und trauen Sie sich. Erfolgreiche wollen auch in schweren Zeiten ambitionierte Ziele erreichen.“
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