Main-Tauber-Kreis. Manchmal gibt es schon knifflige Fragen. Eine solche wäre: Wo liegt der höchste Punkt des Main-Tauber-Kreises? Normalerweise verbindet man den höchsten Punkt mit einem mehr oder weniger markanten Berg. Und davon gibt es ja in der Tat einige: man schaue sich nur einmal rund um die Kurstadt um. Aber weit gefehlt, die höchste Erhebung kommt sehr unscheinbar daher. Und sie ist nicht einmal eindeutig fixiert.
Sogar Wikipedia hat deshalb kürzlich seinen Eintrag zum Main-Tauber-Kreis korrigiert. Stand dort bisher „südöstlich von Bad Mergentheim“, heißt es mittlerweile „bei Niederstetten-Sichertshausen, bei 482 m“. Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig, denn in der Topografischen Karte Rothenburg, die die Südostecke des Kreises abbildet, ist zwischen Heimberg und Kreuzfeld ebenfalls ein Höhenpunkt mit derselben Höhenangabe eingezeichnet. Wer also kann den Titel beanspruchen? Eine Nachfrage beim Landratsamt bringt Licht ins Dunkel. Dieter Kraus, Fachbereichsleiter Vermessung, teilte auf Anfrage mit: „Der höchst gelegene Trigonometrische Punkt (TP) mit Höhenangabe im Main-Tauber-Kreis liegt auf Gemarkung Wildentierbach am Wasserturm südlich von Heimberg. Für ihn ist eine Höhe von ca. 480,5 m über NN nachgewiesen.“
Kraus bestätigt aber auch, dass sich „südlich davon auf Gemarkung Schrozberg (Kreis Schwäbisch Hall) dicht an der Kreisgrenze in der Topografischen Karte die Höhenangabe 482,6 m (Wald „Poppenholz“) befindet“ und ergänzt: „Ob sich in diesem Bereich der höchste Punkt des Main-Tauber-Kreises befindet, kann nicht mit Gewissheit bestimmt werden. Auf Gemarkung Niederstetten südlich von Sichertshausen befindet sich dicht an der Landkreisgrenze ein weiterer TP, der eine Höhe von ca. 480,0 m über NN aufweist (zwischen der Straße Sichertshausen-Bartenstein und dem Wald „Pfundholz“). Östlich davon steigt gemäß der Topografischen Karte das Gelände entlang der Kreisgrenze an, es kann aber nicht ermittelt werden, welche Höhe erreicht wird.“
Somit sind die Verhältnisse ähnlich wie bei der Zugspitze oder der Dufourspitze, den höchsten Punkten Deutschlands und der Schweiz, beide ebenfalls an einer Grenzlinie. Aber lohnt es sich, diese Punkte aufzusuchen oder anzufahren?
Die Schönheit der Landschaft liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Und der kommt den genannten Punkten dank gut ausgebauter landwirtschaftlicher Fahrwege ziemlich nahe. Trotz flacher Umgebung ermöglichen Trittleitern von nahe gelegenen Hochsitzen einen erhabenen Blick über die Umgebung. Gemeinsam haben beide Punkte den Blick auf die etwas tiefer liegende auffälligste Landmarke, nämlich den Tower des Niederstettener Flugplatzes.
Jetzt im Hochsommer sind ringsumher Getreidefelder zu sehen, die nickenden Ähren zeigen die Reife an, tiefe Risse im Boden die Trockenheit. Lerchen sind zu hören und den Gesang einer Goldammer am Waldrand. Eine Feder zeigt an, dass auch der Milan hier seine Kreise zieht. Ein artenreiches Feld mit Blütenpflanzen hebt sich von den Gelb- und Brauntönen ab. Keine Menschenseele ist hier am Vormittag unterwegs, das Dreschen beginnt erst am Mittag. Aber in Sichertshausen wartet schon ein brummender Mähdrescher auf seinen Einsatz.
Der Liedtext von Gottlob Haags Hohenlohe-Lied kommt einem in den Sinn: „Offenes Land mit weiten Feldern, stillen Laub- und Nadelwäldern, das unter Gottes Segen steht“. Da relativiert sich die Bedeutung der Frage, wo denn nun genau der höchste Punkt des Landkreises liegt . . .
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