Schüler aus der Ukraine – sie stellen auch weiterführende Schulen vor große Herausforderungen. Am Weikersheimer Gymnasium gibt es eine spezielle Sammelklasse. Dort werden die Jugendlichen konzentriert auf den Regelunterricht vorbereitet.
Weikersheim. Die Stadt Niederstetten gilt mit rund 60 Geflüchteten aus der Ukranie als Kommune mit einem hohen „Aufnahmeschlüssel“. Viele der geflüchteten Menschen aus der Ukraine haben Unterkunft bei Freunden, Bekannten und Verwandten gefunden. Das örtliche Bildungszentrum hat schnell reagiert und die Kinder der Geflüchteten mit System in den Schulunterricht am BIZ integriert.
Weil einige Schüler nach Weikersheim aufs Gymnasium gewechselt sind, musste auch diese Schule reagieren – mit einer Vorbereitungsklasse (VKL).
Von basal bis hervorragend
Die Sprache ist die größte Hürde, um an einem Regelunterricht teilnehmen zu können. In der VKL am Weikersheimer Gymnasium werden ukrainische Schüler von Klassenlehrer Miguel Keith und Quereinsteigerin Anja Spirk separat unterrichtet – bei einer großen Altersspanne von elf bis 17 Jahren, wie Schulleiterin Christiane Ballas-Mahler im Gespräch mit der FN-Redaktion berichtet.
Insgesamt kommen in der speziellen Klasse 16 unkrainische Schüler und eine Rumänin zusammen. Die Fremdsprachenkenntnisse bei den Schülern reichen von basal bis hervorragend. Ein Kraftakt also für die Lehrkräfte, alles unter einen Hut zu bringen.
Eines steht aber bereits fest: „Die Kinder sind hier angekommen und willkommen“, sagt Ballas-Mahler. Auch aus Gesprächen mit den Eltern ziehe sie ein positives Fazit.
Natürlich kann es in solchen Klassen nicht nur um Unterricht gehen. Die emotionale Verfassung der Schüler spielt eine Rolle: Flucht und Zerstörung, das verlangt von den Lehrern Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen. Der plötzliche, radikale Bruch in den Lebensverhältnissen, Heimweh, die Sorge um Väter, Brüder und Freunde, die in der Ukraine bleiben mussten – all das belastet die Schüler. „Das Leben hier ist eben vollkommen anders, als es bisher war“, hält Ballas-Mahler fest. Hinter dem Begriff Anpassungsschwierigkeiten stehen Menschen und Schicksale.
Online-Beschulung aus der Heimat
Der Unterricht am Gymnasium ist also ein vielfacher Spagat: Teilweise nehmen die Schüler per Computer zusätzlich am Onlineunterricht ihrer Herkunftsschule teil, der von der Ukraine organisiert wird. Stromausfälle und unmittelbares Kriegsgeschehen führen allerdings immer wieder zu Ausfällen oder zumindest zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Übertragung.
In den so genannten nicht sprachintensiven Fächern wie Musik, Sport und Kunst nehmen die Schüler in Weikersheim bereits am Unterricht in ihren Stammklassen teil. Teilweise sind sie zum Halbjahreswechsel schon voll in den Regelklassen integriert.
Dass das für viele Kinder funktioniert, ist eine glückliche Fügung mit einem Januskopf, denn: Viele Eltern und ihre Kinder hoffen auf ein Ende der Kampfhandlungen in ihrem Heimatland. Aufgrund der jetzt wieder angelaufenen russischen Offensive müssen sich die Ukrainer aber wohl damit abfinden, dass der Sommer 2023 wahrscheinlich nicht die Rückkehr bringen wird.
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