Igersheim. Igersheimer Vereine sowie der Kindergarten „Artikus“ gaben am Samstag in und um die komplett sanierte Erlenbachhalle sowie in der Grundschule Einblicke in ihre vielfältigen Aktivitäten.
Immer wieder schweifen die Blicke durch die Erlenbachhalle. ‚So sieht also eine moderne Mehrzweckhalle aus‘, mag so mancher denken. Mehrzweckhallen, die in den 70er- und 80er Jahren vielerorts entstanden, haftete der Charme einer Turnhalle an, der sich ebenso wenig vertreiben ließ, wie der unverwechselbare Geruch nach Medizinball und Gummimatten. Architekt Jochen Elsner ist es gelungen, Zweckmäßigkeit und Ästhetik zu verbinden. Helle Holzverkleidung und großzügige Verglasung schmeicheln dem Auge und schaffen eine freundliche Wohlfühl-Atmosphäre. Moderne Gebäudetechnik, Fußbodenheizung im Hallenboden und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgen für ein angenehmes Raumklima, selbst an diesem brütend heißen Hochsommertag.
Viel Geld in die Hand genommen
„Kinder, Jugend, Vereine sowie das Kultur- und Veranstaltungsgeschehen haben in Igersheim einen hohen Stellenwert“, versichert Bürgermeister Frank Menikheim. Er weiß: Ohne Vereine kein Kulturleben, kein soziales Miteinander, keine Einbindung von Kindern und Jugendlichen, keine Zukunft. Eine Menge Geld hat die Gemeinde in die Hand genommen, um den Vereinen für ihre vielfältigen Aktivitäten und Veranstaltungen sowie dem Kindergarten „Artikus“ ein Dach zu bieten. „Die Erlenbachhalle hat eine komplette Rundumerneuerung erfahren“, erklärt Frank Menikheim. Wo sich einst die Gastronomie „Galerie“ befand, sei unter Einbindung der Terrasse die Kindertagesstätte „Artikus“ entstanden. Vielseitig nutzbare Räumlichkeiten stünden zusätzlich für Schulungen, Vorträge und Kurse zur Verfügung. „Die Kosten für die Erlenbachhalle und den Kindergarten zusammen beliefen sich auf rund 4,7 Millionen Euro bei einem Zuschuss von knapp 1,9 Millionen“ berichtet der Bürgermeister. „Die gesamten Maßnahmen wurden durch das Förderprogramm ,Soziale Integration im Quartier’ bezuschusst. So sind wir für die nächsten Jahre gut gerüstet. An den Nutzern ist es nun, diese Räume mit Leben zu füllen.“
Eine Halle voll Musik
Könnte man eine Halle besser füllen als mit Musik? Zarte, anmutige Töne schweben durch den Raum. Vier Harfenistinnen lassen mit „Atlantis“ die sagenumwobene Insel aus dem Meer erstehen. Schüler der Musikschule Hohenlohe beeindrucken mit einem anspruchsvollen Programm. Erinnerungen an den Frühling weckt das Querflötenquartett mit einem Auszug aus Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“. Der junge Pianist Jonathan Ball lässt mit der Sehnsuchtsmelodie „Weites Land“ die Blicke der Zuhörer aus den Fenstern über Wiesen und Wald schweifen. Mit „I will survive“, dem Song von Gloria Gaynor, berührt die Ukrainerin Daniella Federova am Keyboard die Herzen der Zuhörer auf besondere Weise.
Wer könnte sich dem Zauber von „Amazing Grace“ entziehen? Wunderschön interpretiert das Gitarrentrio Jona und Luis mit seinem Lehrer Hubert Steiner den berühmten Gospelsong. Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätte man den jungen Musikern schon gewünscht. Schade, dass sich bereits nach den ersten Musikstücken der Saal um gut die Hälfte der Zuhörer leert. Vielleicht liegt es an der sommerlichen Hitze. An den Leistungen der Interpreten gewiss nicht.
„Artikus“ leistete Pionierarbeit
Sie waren echte Pioniere, als sie im September 2020 die Räume der neuen Kita bezogen. Ein bisschen verloren wirkten die sieben Kinder mit ihren Erzieherinnen in dem großen Gebäude, das teilweise noch Baustelle war. Inzwischen ist der eingruppige Kindergarten mit 20 Kindern ausgelastet. Längst haben sie sich in die freundlichen Räume eingewöhnt, erfüllen das Gebäude mit ihrem Lachen und gewinnen an diesem Samstagnachmittag im Handumdrehen die Herzen ihres Publikums mit ihrem fröhlichen, vielsprachigen Begrüßungslied.
Kindergartenleiterin Carolin Sackmann und ihr Team öffnen die Türen und rufen auf, einen Blick in Räume der Kita mit dem seltsamen Namen zu werfen. „Art“ stünde für Kunst, „I“ für Igersheim, „K“ für Kultur „U“ für Umweltbewusstsein und „S“ für Sport und Sprache, erfährt der Besucher und kann sich zumindest vom ersten Teil des Namens ein Bild machen. Kollagen und Bilder in verschiedenen Techniken offenbaren erstaunliche Talente.
Eine Plattform für Vereine
„Wenn sich drei Deutsche treffen, gründen sie einen Verein“, lautet ein geflügeltes Wort. Mit nahezu 616 000 eingetragenen Vereinen verfügt Deutschland über eine blühende Vereinskultur wie kein anderes Land. Baden-Württemberg steht an dritter Stelle der Bundesländer mit etwa 87 000 Vereinen – rund 40 davon sind in Igersheim beheimatet. An diesem Samstag werden das Areal um die Erlenbachhalle sowie die Räumlichkeiten der Johann-Adam-Möhler-Schule zur Plattform, auf der 14 Vereine und Hilfsorganisation ihre Aktivitäten vorstellen – nicht online versteht sich, sondern live zum Schauen, Staunen, Erleben.
Treppen steigen
Man muss schon ein paar Treppen in der Schule hochsteigen, immer der Musik nach, bis man schließlich auf Musiker der Musikkapelle Harthausen stößt. „Trompete, Tuba, Saxofon, Klarinette – kann man alles bei uns lernen und heute auch anfassen, ausprobieren und anhören.“ Wer’s lieber sportlich mag, ist in der Sporthalle an der richtigen Stelle. Ingo Schulz gibt mit jungen Trainern „Crashkurse“ für Tennisbegeisterte. „Tennis kann man nicht früh genug beginnen“, weiß der erfahrene Trainer und Beauftragte für Schulsport. „Unser jüngstes Mitglied ist gerade mal vier Jahre alt. Wir gehören dem TSV Markelsheim an – in Igersheim hat unser Verein um die 35 Mitglieder.“ Und er hofft auf mehr und verteilt eifrig Gutscheine für drei Stunden kostenloses Schnuppertraining.
Technikinteressierte sind beim DARC, dem Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs, an der richtigen Adresse. Michael Matthes, zweiter Vorsitzender, ist von Beruf Elektroingenieur und begeisterter Bastler und Tüftler. Er leitet den Elektronik-Bastel-Club, wo Schüler und Jugendliche ihre Neigung zur Elektrotechnik entdecken können – vielleicht die Ingenieure von morgen. „Am Vormittag waren viele Schüler da“, erzählt er und zeigt eine einfache elektronische Schaltung. „Das haben die Kinder unter Anleitung selbst gemacht.“
Keine Weinverkostung
Wem die Technik zu trocken ist, nimmt den Stand von „IgersWein“ ins Visier – und wird enttäuscht. „Weinverkostung ist heute nicht“, erklärt Vereinsmitglied Rebecca Rückert. „Es ist ein Schulprojekt! Und ist es viel zu heiß.“ Der noch junge Verein lässt die alte Weinbautradition in Igersheim mit dem Anlegen eines Bürgerweinberges wieder aufleben. „Wir stellen auch Traubensaft her und haben Bienenstöcke“ – Rebecca Rückert hält ein Glas Bienenhonig hoch. Gut – aber kein Ersatz für ein Gläschen „Sauvitage“ oder „Regent“. Schriftführer Tim Schnyder ist bereit, trotz der Hitze in die Montur eines Imkers zu steigen. Das verdient Anerkennung und versöhnt mit dem „Abstinenzler-Weinstand“.
Heimatverein „Messklingenschlapp“, Faschingsverein „Kalobria“, FC Igersheim, Freiwillige Feuerwehr, Reitverein „St. Wendelin“, Golfclub, American Football Team, Kleintierzüchterverein – reich ist das Angebot, für jeden ist etwas Interessantes dabei.
Ein Tag der Freude
Der „Tag der Vereine“ neigt sich dem Ende zu – ein Tag der Freude und des Stolzes über die vortrefflich gelungene Sanierung der Erlenbachhalle, die trotz unvorhersehbarer Widrigkeiten im Oktober 2022 wurde. Stolz auch auf das aktive Vereinsleben, das viel über Igersheim aussagt, darüber wie sich die Menschen begegnen, wie sie zusammenhalten, welcher Geist in der Gemeinde herrscht. Einen Ort zu haben, wo man hingehört, wo man angenommen und zu Hause ist – das wird in diesen unruhigen Zeiten für viele Menschen immer bedeutsamer.
Bürgermeister Frank Menikheim äußert am Ende seiner Rede die Hoffnung auf eine gute Zukunft. „Das wünsche ich uns allen, der gesamten Gesellschaft und vor allem der Gemeinschaft Igersheim, unserem Lebensmittelpunkt.“
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/niederstetten_artikel,-niederstetten-vereine-geniessen-hohes-ansehen-_arid,2105746.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/igersheim.html