Igersheim. Spielzeug? Klar, hatten wir alle. Und vieles davon haben wir nicht vergessen. Erblicken wir es, kommen Erinnerungen hoch. Das geht im Igersheimer Heimatmuseum besonders gut, ist doch die diesjährige Sonderausstellung genau diesem Thema gewidmet: Spielzeug von 1890 bis Anfang der 1970er Jahre.
Kreisel, Puppen, Kasperl-Theater, Teddybären, Metallbaukästen, Spiele und Lego-Steine – die Bandbreite ist gewaltig. Und wer als „älterer“ Besucher ins Heimatmuseum kommt, bleibt fasziniert vor den Ausstellungsstücken stehen. 50, ja sogar 70 oder 80 Jahre kann man zurückdenken, wenn man die Spielsachen sieht, die uns als Kinder begeisterten. Und es fällt auf, dass Metall und Holz dauerhafter als Plastik sind.
Ein Spiegel der Kindheit
Das Heimatmuseum
Das Heimatmuseum im Obergeschoss des Igersheimer Kulturhauses (https://messklingenschlapp.de/museum/) ist an jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Sonderführungen auf Anfrage.
Ebenso geöffnet ist das Museum bei besonderen Veranstaltungen sowie beim monatlichen „Backtag“. Mehr dazu unter https://messklingenschlapp.de/buergerbrotbacken/. hp
Was der „Schorsch“ – alias Georg Jetzinger – und das Museums-Team der Heimatvereins Messklingenschlapp zusammengetragen haben, ist beeindruckend. Es ist ein Spiegel der längst vergangenen Kindheit, vermittelt aber auch einen Eindruck, wie die (Kinder-)Welt vor Super-Mario, Pokémon, Smartphone und Computer ausgesehen hat – analog nämlich. Fantasie und die Umsetzung eigener Ideen standen Pate beim Metallbaukasten, bei Puppenwagen und bei Spielen. Keine fertigen Bausätze, sondern selber machen war angesagt in jenen Tagen und Jahren, in denen eine Puppe, ein Modellauto oder auch ein Kreisel wahre Schätze waren. Der Matchbox-Autotransporter treibt dem kurz vor der Rente stehenden Museumsbesucher schier die Tränen in die Augen, die noch älteren Senioren können sich vielleicht noch daran erinnern, wie stolz sie auf die Kasperl-Figur, den Kaufladen oder die Puppenwohnung samt Küche und Bad waren. Und dann die ersten „elektronischen“ Spielzeuge – ein „ferngesteuertes“ Auto, ein Spiel, bei dem Lämpchen aufleuchteten oder eine Puppe, die doch tatsächlich... ja, mit den Augen blinzeln konnte.
„Wir wollen zeigen, was uns begeistert und begleitet hat“, sagt Jetzinger. Und wer vor der alten Schusterwerkstatt steht, die genagelten und gestiftelten Kinderstiefelchen betrachtet und dann den Blick schweifen lässt, der kann schnell einordnen, ob das Spielzeug aus der Zeit der eigenen Kindheit stammt oder gar noch weit älter ist.
„Ja, der Kreisel“, sinniert der Schorsch, „das war was. So einen hatten nicht alle.“ Und dann lässt er ihn „kreiseln“. Dabei kommen zwangsläufig Erinnerungen hoch.
Das gilt natürlich auch für die anderen Exponate. Ein Kasperle-Theater mit dem Kasper, dem Polizisten, dem Krokodil und der Großmutter oder ein Kaufladen samt Registrierkasse. Wer es selbst nicht hatte, spielte bei anderen damit. Und die wiederum nutzen auch die Spielsachen ihrer gleichaltrigen Freunde. Das schöne Wort „Peer-Group“ gab es damals noch nicht, die entsprechende Gruppe gleichwohl. Gespielt wurde draußen, gemeinsam ging man an den Bach oder an die Tauber, in den Wald oder in die Flur. Dort wurde man dann von den Bauern aus dem Maisacker gejagt und vom Strohhaufen gescheucht. Wer dann ein Modellauto, ein „Fliegerle“, einen Kreisel, Murmeln, Eisenbahn oder gar Puppen und einen Teddy hatte, fand schnell Trost.
„Gespielt wurde immer“, weiß der Schorsch. „Damals gab es nicht so viel Spielzeug wie heute, aber intensiv und einprägsam war es trotzdem“, erinnert er sich an seine eigene Kindheit. Und die verlief in Niederbayern nicht unbedingt anders als am Tauberstrand. Auch deshalb hat sich der Heimatverein für das Thema „Spielzeug“ als Ausstellungsmotto entschieden. „Hier gibt es die Möglichkeit, sich um Jahrzehnte zurückzuversetzen und einzutauchen in eine längst vergangene Zeit.“
Besucher aus fernen Ländern
Ob Schaukelpferd, Märchenfiguren-Laubsägearbeiten, ein Kinderwagen von „vor 1900“ oder auch der Beginn der Moderne mit elektrischer Modell-Eisenbahn, Metallbaukästen und Lego-Steinen – „wir haben hier alles“, sagt Jetzinger mit berechtigtem Stolz. Und: „Es ist alles aus Igersheim und der näheren Umgebung.“ Die meisten Stücke hat der Heimatverein selbst in Verwahrung, einige Leihgaben ergänzen die Ausstellung.
Die Jahresausstellung und das Heimatmuseum ziehen immer wieder Besucher aus fernen Ländern an. Während des Gassenfestes bestaunten zwei Besucher aus Chile die Exponate des Heimatmuseums Igersheim und auch ein in Berlin lebendes junges Pärchen aus San Francisco nahm sich Zeit für einen Museumsbesuch.
Dort gibt es neben dem Spielzeug natürlich auch noch viele weitere interessante Exponate zur Dorfgeschichte, die ja einstmals vor allem landwirtschaftlich und dazu ein bisschen handwerklich geprägt war. „Wir freuen uns über alle Besucher, egal, von wo sie kommen“, betont Georg Jetzinger. hp
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