Landrat Norbert Heuser - In Buchen geboren, in Krautheim aufgewachsen und in Bad Mergentheim Abitur gemacht / Wechsel an der Spitze des Landkreises Heilbronn

Norbert Heuser wird neuer Chef für 1600 Mitarbeiter

Norbert Heuser wird an diesem Samstag neuer Landrat des Landkreises Heilbronn. Geboren wurde er als „Buchener Blecker“, aufgewachsen ist er in Krautheim. Danach folgten Stationen im Taubertal.

Von 
Roland Mehlmann
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Norbert Heuser übernimmt an diesem Samstag offiziell die Amtsgeschäfte im Landratsamt des Landkreises Heilbronn. © Mehlmann

Bad Mergentheim/Krautheim/Heilbronn.

Rein von der Entfernung ist die neue Aufgabe für Norbert Heuser kein großer Schritt. Seit fast 19 Jahren ist er Bürgermeister in Neuenstadt am Kocher und Heilbronn sozusagen „ums Eck“. Als Landrat ist nun aber alles einige Nummern größer. 1600 Mitarbeiter, 46 Kommunen und 346 000 Einwohner sind die nackten Zahlen, die beeindrucken.

Der Weg begann in Buchen

1965 wurde Norbert Heuser im Krankenhaus Buchen, in dem sein Onkel Verwaltungsleiter war, geboren, qua Geburtsrecht ist er also ein „Buchener Blecker“. Die Kindheit und Jugend verbrachte er dann in Krautheim an der Jagst. Eine Bilderbuchjugend, sozusagen. Fußball im Verein, Trompete spielen in der Stadtkapelle, angeln mit dem Vater an der Jagst und vor allem: viel Natur.

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Diana Seufert
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So verwundert es nicht, wenn er sich auch heute noch am liebsten draußen aufhält. Bergwandern, gerne auch die schwierigen Touren, Radfahren, Segeln, generell Aufenthalt am und im Wasser, diese Jahre spiegeln sich auch in seinen Hobbys wieder. Eine kleine Anekdote verrät, dass er auch damals schon genau so zielstrebig und beharrlich war wie heute.

Gustav Meyer, 30 Jahre lang Bürgermeister von Krautheim und Nachbar der Familie, hatte ihm versprochen, dass er an seinem dritten Geburtstag Schokolade bekommen würde. So wartete das Geburtstagskind an seinem Jubeltag auf den Bürgermeister, aber wer nicht kam, war Gustav Meyer. Als dieser dann bei nächster Gelegenheit am Haus der Familie Heuser vorbei zur Arbeit ging, wurde er vom Balkon herab an sein Versprechen erinnert: „Bin schon drei!“ Also kehrte er schmunzelnd um, holte Schokolade und löste sein Versprechen ein.

Nach dem Abitur, das er in Bad Mergentheim ablegte, war Wehrdienst angesagt, den er zum größten Teil in Tauberbischofsheim absolvierte.

Erste berufliche Schritte

Seine berufliche Laufbahn begann Norbert Heuser mit dem Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg. Solch ein Studium dauerte vier Jahre und beinhaltete auch vorgeschaltete Praxisphasen. In seiner ersten, anderthalb Jahre dauernden Zeit in der Praxis arbeitete er in der Gemeinde Schöntal. Dort wurde ihm bewusst, dass er zum einen sehr gut mit Zahlen umgehen konnte und dass man nur dann gestalten kann, wenn die Finanzen in Ordnung sind. Das letzte halbe Jahr der Praxisphase verbrachte er dann im Landratsamt in Künzelsau.

Anscheinend hatte er überall einen guten Eindruck hinterlassen, denn noch während der Prüfungsphase 1990, wurde er vom Gemeinderat Jagsthausen zum Kämmerer gewählt. Norbert Heuser muss lächeln, wenn er an diese Zeit zurückdenkt: „Ich wollte eigentlich, wie so viele Kommilitonen, nach den anstrengenden Prüfungen einfach nur weg und Urlaub machen. Stattdessen hatte ich donnerstags die letzte Prüfung und am Montag direkt den ersten Arbeitstag.“ Direkt ins kalte Wasser geworfen, hatte er viele Freiheiten, aber auch eine große Verantwortung und zahlte diesen Vertrauensvorschuss mit viel Einsatz zurück. Kein Wunder, dass er noch heute die Finanzen genau im Blick hat.

Nächster Schritt: Bürgermeister

Nach zwölf Jahren wollte er mehr gestalten können und es gab noch einen Grund, warum er Bürgermeister werden wollte: „Etwas gemeinsam mit anderen zu gestalten und Menschen helfen zu können.“ Damit sind nicht nur die ganz großen prestigeträchtige Aktionen gemeint, sondern oft kleine Hilfen, die den Menschen viel bringen. 2002 räumte Rolf Bernauer nach 32 Jahren seinen Stuhl als Schultes in Neuenstadt am Kocher und Norbert Heuser warf seinen Hut in den Ring. „Ich sah eine attraktive Stadt mit viel Potenzial und wollte gerne deren Zukunft mitgestalten“, erinnert er sich. Mit drei Mitbewerbern ging es in den Wahlkampf und entgegen aller Prognosen schaffte er mit 63,6 Prozent schon im ersten Wahlgang den Sieg.

Die Zeit in Neuenstadt

Eines seiner wichtigsten und erfolgreichsten Projekte war wohl die Ortsumfahrung und die komplette Umgestaltung des Stadtkerns. Seit den 1950er Jahren wollte man eine Umfahrung und als es 2004 Signale aus Stuttgart gab, dass nun Mittel zur Verfügung stünden, ging es ans Eingemachte. Hier zeigte sich ein weiterer Wesenszug des neuen Bürgermeisters: Er handelt pragmatisch, lieber eine Lösung, die nur zu 95 Prozent gelungen ist als gar keine Lösung oder anders ausgedrückt: „Ich feiere doch lieber zehnjährige Einweihung als 50-jährige Planung!“

Alle wurden mit eingebunden, die Bürgerschaft, Geschäftsinhaber, Gastronomen, jeder durfte sich einbringen und sagen, wie er denn die Innenstadt gestalten würde. Viele Gespräche, viele Auseinandersetzungen, viele Ideen und Jahre später hatte man dann ein Ergebnis, mit dem alle leben konnten. Und das ist durchaus bemerkenswert, egal, wie hart gerungen wurde, egal, wie unterschiedlich die Ansichten waren, im Gemeinderat wurde es nie persönlich und wenn ein Entschluss gefasst war, vertraten ihn alle geschlossen nach außen.

Seine Art nach dem besten Kompromiss zu suchen, die Menschen zusammen zu führen und immer ein offenes Ohr für Anregungen zu haben, führte zu zwei Wiederwahlen, bei denen er mit jeweils 99 Prozent bestätigt wurde.

Die neue Aufgabe

Warum nun aber der Wechsel ins Landratsamt? Norbert Heuser erklärt sich: „Diese Chance Veränderungen in einem noch größeren Rahmen anstoßen zu können, bietet sich nicht sehr oft. Nachdem Detlef Piepenburg erklärte, nicht mehr anzutreten, kam ich nach reiflicher Überlegung zum Entschluss, dass ich diese Gelegenheit ergreifen will.“

Nach so vielen Jahren als Kämmerer und Bürgermeister weiß er sehr gut, was die Kommunen an Unterstützung brauchen und sieht das Landratsamt auch als Dienstleister. Über den Landkreis hinaus möchte er in der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken in enger Zusammenarbeit mit allen wichtigen Akteuren der Region solche wichtigen Dinge wie Klimaschutz, Mobilität, Medizinische Versorgung und Glasfaserausbau voranbringen.

An wichtigen Aufgaben mangelt es ihm nicht. Zunächst wären da Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energiewende. Wie ernst es ihm schon früher damit war, sieht man vielleicht am besten an der „BERN“. Dazu muss man allerdings nicht in die Schweiz reisen, „BERN“ steht für Bürger-Energiegenossenschaft Raum Neuenstadt eG und wurde schon 2009 gegründet. Über Genossenschaftsanteile beteiligen sich hier Bürger, Kommunen, Unternehmen und Organisationen an der Stromerzeugung vor Ort und engagieren sich für Klimaneutralität.

Der nächste Punkt auf seiner Agenda ist der Transformationsprozess im Bereich Automobilindustrie, Maschinenbau und Zulieferer. In einigen Jahren werden die Produktpaletten vielleicht schon ganz anders aussehen, es muss rechtzeitig agiert werden, um die Region stark und gesund zu halten.

Ein ganz besonders wichtiger Punkt ist für ihn auch der Zusammenhalt der Gesellschaft. „Die Risse, die es vorher schon gab, sind durch Corona größer geworden. Ich möchte alles dafür tun, dass unsere Gesellschaft wieder enger zusammenrückt“, erklärt er. Handeln wird er getreu seiner Devise: „Eine Hand fest am Gesetz, aber die andere frei um unbürokratisch zu handeln.“

Vorfreude und Respekt

Der 24. September wird ein sehr emotionaler Tag für ihn. Zunächst richtet er noch für seinen Vorgänger und Ehrenbürger Rolf Bernauer den 80. Geburtstag aus, dann folgt die Verabschiedung von Detlef Piepenburg und danach geht es für ihn gleich am 26. September mit der Bundestagswahl im Landratsamt los. Angst vor der neuen Aufgabe hat er keine, Respekt allerdings schon. Und natürlich mischt sich in die Vorfreude auch Wehmut. Neuenstadt, wo er mit seiner Familie weiter wohnen bleiben wird, war einfach eine prägende und sehr schöne Zeit.

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