Angekündigte Streichung

Niederstettener Eltern kämpfen für den Kindergartenbus

Elterninitiative fordert Alternativen zur Abschaffung des Zubringerbusses – und üben Kritik an Kommunikation und mangelnden Lösungsversuchen.

Von 
Arno Boas
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Die vom Niederstettener Gemeinderat im Juli beschlossene Streichung des Kindergartenbusses zum Jahresende stößt bei den betroffenen Eltern auf deutliche Kritik. Sie hoffen auf ein Umdenken der Verwaltung und die Suche nach Kompromisslösungen. Im Bild der Kindergarten in Rinderfeld. © Arno Boas

Niederstetten. Die Stadt Niederstetten stellt zum Jahresende den Kindergartenbus ein (die FN berichteten). Eine Elterninitiative will das nicht einfach hinnehmen und appelliert an die Stadt, doch noch nach Alternativen zur kompletten Streichung zu suchen. Die betroffenen Eltern bezweifeln, dass die Stadt intensiv nach anderen Lösungen gesucht habe, wie sie in einem Gespräch mit den FN betonen. Den kommunalen Sparzwang sehen sie durchaus. Trotzdem wollen sie die Entscheidung des Gemeinderates nicht einfach schlucken.

Thilo Kathage aus Pfitzingen, Carmen Dreher aus Pfitzingen und Sascha Bauer aus Heimberg wissen eine große Anzahl weiterer Eltern hinter sich. Außerdem sprechen sie auch im Namen der Elternbeiräte der Kindergärten in Rinderfeld und Vorbachzimmern. Das Ziel ist es, Stadt und Gemeinderat doch noch zum Umdenken zu bewegen. Ihrer Ansicht nach hat sich die Stadt im Vorfeld nicht intensiv um alternative Lösungswege gekümmert.

Auch die Informationspolitik der Kommune stößt auf Kritik. „Es gab zwar Anfang 2024 ein Schreiben an uns Eltern, ob wir uns an den Kosten für den Kindergartenbus beteiligen. Das aber war schwammig formuliert und vor allem fehlte der Hinweis auf die möglichen Folgen, wenn wir uns nicht beteiligen“, sagt Carmen Dreher. Niemand habe damit gerechnet, dass die Existenz des Busses auf dem Spiel stehe. So hätten nicht alle Betroffenen auf das Schreiben reagiert, und seitens der Stadt sei im Nachgang auch nichts mehr zu hören gewesen. „Das Thema schien erst einmal erledigt“, so schildert Carmen Dreher den bei den Eltern entstandenen Eindruck.

Bus eine „unverzichtbare Unterstützung im Alltag“

Der Elternbeitrat des Vorbachzimmener Kindergartens wandte sich im Mai an die Stadt und den Gemeinderat mit dem dringenden Appell, die Kürzung beziehungsweise Abschaffung des Kindergartenbusses zu überdenken. Der Bus stelle eine unverzichtbare Unterstützung im Alltag dar. Seine Streichung, so die Elternbeiräte, hätte weitreichende negative Folgen für Eltern und Kinder.

Viele Familien würden nicht über ein zweites Auto verfügen oder könnten arbeitsbedingt ihre Kinder nicht selbst bringen oder abholen. Eine Abschaffung des Kindergartenbusses, so die Befürchtung, würde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erheblich erschweren und die soziale Ungleichheit verstärken, da sich manche Familien kein zweites Auto leisten könnten. Der Einsatz des Busses sei zudem ökologischer als zahlreiche Einzelfahrten und sorge für mehr Verkehrssicherheit.

Eltern machen konkreten Vorschlag

Die Eltern zeigen aber auch Verständnis für die schwierige finanzielle Lage der Gemeinde und machten deshalb im Mai Vorschläge zur Erhaltung des Busses. Sie plädierten für einen Teilbetrieb. Der Bus, so der Vorschlag, fahre nur morgens zum Kindergarten, während die Eltern die Abholung individuell regeln. Synergieeffekte könne man auch dadurch erzielen, dass es eine kombinierte Nutzung mit dem Schulbus gebe. Eventuell könnten Rentner den Schulbus begleiten, damit ihn auch unter sechsjährige Kinder weiter nutzen können. Ähnliche Regelungen gibt es in Nachbargemeinden wie etwa Creglingen. Seit 2017 dürfen unter sechsjährige Kinder nicht mehr alleine im Schulbus mitfahren (wir berichteten), sondern brauchen eine Aufsichtsperson.

Nach der Sitzung des Niederstettener Gemeinderats im Juli, in der die Abschaffung des Kindergartenbusses beschlossen wurde, drängte sich den Betroffenen der Eindruck auf, als seien ihre Kompromissvorschläge nicht zur Kenntnis genommen worden. So interpretierten die Kritiker jedenfalls die Reaktion der Verwaltung auf eine Frage von Stadtrat Matthias Strauß in der Gemeinderatssitzung. Ob man nicht Begleitpersonen für die morgendlichen Schulbusfahrten engagieren könne, hatte der Stadtrat gefragt (wir berichteten). Bei der Verwaltung stieß er damit allerdings auf taube Ohren.

Bürgermeisterin Naber: „Alle Varianten geprüft“

Bürgermeisterin Heike Naber hatte ihm beschieden, dass Vorschläge wie dieser zu spät kämen und dass man alle Varianten geprüft habe. Eine Aussage, die die Eltern nicht unwidersprochen lassen wollen. „Wir haben nicht den Eindruck, dass man alles versucht hat, um alternative Lösungen zu finden“, sagt Sascha Bauer. Mit ihrer Initiative wollen sie die Entscheidungsträger „wachrütteln“. Von außerhalb werde man schon gefragt, ob „die Verwaltung die Familien komplett verschrecken will“, so der Vater zweier Kinder. Carmen Dreher schlägt vor, das Problem so zu lösen wie etwa in Creglingen, wo die Stadt für die Kinder ein Deutschlandticket für 39,42 Euro kauft und sich die Eltern daran beteiligen. Man habe immer noch die Hoffnung auf ein Umdenken, so der dreifache Vater Thilo Kathage.

Initiative will eine konstruktive Debatte

In der Gemeinderatssitzung im Juli hatte die Stadt das Einsparpotenzial auf rund 70.000 Euro geschätzt. Gleichzeitig hatte die Verwaltung mit der Gleichbehandlung der Familien argumentiert, denn ein Teil könne den Bus gar nicht in Anspruch nehmen. Ab 1. Januar 2026 liege die Verantwortung für den Transport der Kinder vollständig bei den Erziehungsberechtigten, teilte die Stadt den Eltern schriftlich mit.

In dem Schreiben wird auch die Bildung von Fahrgemeinschaften vorgeschlagen, verbunden mit dem Hinweis, dass der Transport fremder Kinder versicherungstechnisch über die Stadt Niederstetten gesichert sei. Die Stadt befinde sich zudem im engen Austausch mit der Verkehrsgesellschaft Main-Tauber, um vor allem in den frühen Morgenstunden eine zusätzliche Ruftaxi-Linie einzurichten. Damit will sich die Elterninitiative nicht abspeisen lassen. „Wir wünschen uns eine konstruktive Debatte“, sagen ihre Sprecher unisono.

Redaktion Redakteur bei den FN

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