Pfitzingen. Manfred Heinold hat als Hausmeister hunderte Kinder betreut, unter drei Bürgermeistern gedient, hat vier Schulleiter erlebt, lernte einen „blauen Max“ kennen, sanierte ein Haus, deckte Dächer, war Maler und Gipser und Schreiner.
Jetzt geht er nach 33 Dienstjahren am Schulbauernhof Pfitzingen in den Ruhestand. Schulleiter Thomas Löhr schätzte an Heinold dessen Gewissenhaftigkeit und Pflichtbewusstsein. „Ich habe selten jemanden erlebt, der seine Projekte bis zum letzten Pinselstrich mit einer solchen Akribie zu Ende brachte.“
Loyaler Berater
1990 beginnt Heinold seine Arbeit, zunächst als Bauhelfer. Damals sucht die Stadt Niederstetten Männer, die zupacken können. Schulbauernhof heißt das Projekt, das von Bürgermeister Kurt Finkenberger in Pfitzingen auf den Weg gebracht werden muss.
Ein ehemaliges Jagdschloss der Weikersheimer Grafen aus dem 17. Jahrhundert soll ein Wohn- und Küchengebäude werden, ein angrenzender Bauernhof bietet Scheunen, Ställe, Wohnraum und Bürofläche für einen Schulleiter.
Der erste Arbeitstag bleibt Heinold bis heute in Erinnerung. Die Böden beziehungsweise Decken des Bauernhauses mussten raus, die tragenden Holzbalken freigelegt werden. Als Heinold abends im heimischen Bad in den Spiegel schaut, ist er fast bis zur Unkenntlichkeit eingestaubt. „Ich habe mir ernsthaft überlegt, ob ich am nächsten Tag nochmals antrete“. Er lässt seinen Bautrupp nicht allein. Bis zu 20 Helfer sind im Einsatz, darunter auch Jugendliche und Studenten aus der Region, die sich in den Ferien Geld verdienen. Einer davon ist der „blaue Max“ – auf der Baustelle so genannt, weil er aus einem Hohenloher Adelshaus stammt. Der fürstliche Vater fährt morgens im Mercedes vor, setzt seinen Spross ab und holt ihn nach Feierabend. „Der soll lernen, was arbeiten heißt“, äußert der Vater gegenüber Heinold.
Die Abbrucharbeiten schreiten voran. Bald können die Männer im Innern des alten Bauernhauses vom Erdgeschoß bis unters Dach schauen. Dann beginnt der Wiederaufbau und Ausbau. Das Projekt nimmt Gestalt an. Auch die Arbeiten im benachbarten Schlösschen gehen weiter. „Da sah es zunächst katastrophal aus“, erinnert sich Heinold.
Kurz vor Weihnachten 1992 geht der Schulbauernhof in Probebetrieb. 1993 kommen die ersten Schulklassen. Heinold übernimmt den Hausmeisterposten. Er arbeitet auf Stundenbasis, ist da, wenn Reparaturen anstehen oder treibt Projekte wie das Backhaus oder das Hühnerhaus voran.
Immer mit Kindern und Jugendlichen, die gerade im Schulbauernhof zu Gast sind. Heinold kann selbst Mädchen für die handwerklichen Arbeiten begeistern. Er baut Gerüste, deckt mit den Jugendlichen Dächer. Weil die angelernten Helfer meist nach zehn Tagen weg sind und neue kommen, braucht es manchmal Wochen, bis die Arbeiten erledigt sind. Dazwischen gibt der gebürtige Herrenzimmerner Kurse in Korbflechten. Um die 1200 Teilnehmer dürften es in all den Jahren gewesen sein.
„Trotz manchem kindlichen und jugendlichen Übermut der Gäste ist in der ganzen Zeit nichts Gravierendes passiert“, freut sich Heinold rückblickend. Einmal turnten ein paar Schüler an einem Kleiderschrank herum und brachten ihn zum Umfallen. Es blieb ohne Folgen. Die Jungen blieben unversehrt, das Möbelstück nicht. Seitdem sind die Schränke im Schulbauernhof mit der Wand verschraubt.
Ein anderes Mal störten sich Jungen an den quietschenden Türen auf ihrem Stockwerk im Jagdschloss. Als Heinold zum Ölkännchen greifen will, schreitet eine Lehrerin ein. „Nichts da. Das bleibt so.“ Sonst höre sie nicht, wenn die Jungs sich nachts in das obere Stockwerk zu den Mädchen schleichen.
Etwas Wehmut packt Heinold, wenn er an die vielen schönen und emotionalen Momente in seinem Hausmeisterleben denkt. Doch der 65-Jährige ist sich sicher: „Ich falle in kein Loch. Mir wird es nicht langweilig.“
Er nennt auch die Gründe: Sechs Enkel fordern ihn, ein Garten plus ein Waldstück wollen bewirtschaftet sein und ein elterliches Anwesen erhalten werden. Nach echtem Ruhestand sieht das jedenfalls nicht aus.
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