Neuenstein. Der historische Verein für Württembergisch-Franken hielt seine Hauptversammlung im Neuensteiner Schloss ab. Die anschließende Führung durch das Zentralarchiv brachte Überraschungen.
Das Neuensteiner Schloss mit dem Schlossmuseum und dem Hohenloher Zentralarchiv bildete eine angemessene Kulisse für die Jahreshauptversammlung des Historischen Vereins für Württembergisch-Franken. Der Historische Verein ist einer der ältesten Vereine der Region, er wurde schon im Jahre 1847 gegründet. Heute hat er über 700 Mitglieder, meist sind die Mitglieder geschichtsinteressierte Bürger – aber auch einige Historiker sind darunter, wie der Vorsitzende Kurt Wolfgang Schatz berichtete. Aufgabe des Vereins ist, den Sinn für Geschichte und Heimatkunde zu wecken und zu pflegen. Ein Jahrbuch mit wissenschaftlichen Beiträgen zur Historie der Region, „offene Abende“ im Winterhalbjahr zu unterschiedlichen Themen mit regionalem Bezug sowie aktuelle Ausstellungen sind die Mittel, mit denen der Verein immer wieder die Öffentlichkeit anspricht.
Besonders die Ausstellung über die aktuellen archäologischen Forschungen in Unterregenbach erregte in den vergangenen Jahren überregionale mediale Aufmerksamkeit und lockte eine große Menge von Besuchern ins Hällisch-Fränkische Museum in Schwäbisch-Hall und natürlich in das kleine Dorf an der Jagst.
Besondere Aufmerksamkeit widmet der Verein Kindern und Jugendlichen, wurde bei der Versammlung deutlich: Die Ausstellung bot spezielle didaktische Konzepte, außerdem vergibt der Verein jährlich einen Geschichtspreis für Schüler. Die Mitglieder hatten bei der Hauptversammlung die Aufgabe, drei Vorstandsmitglieder für die kommende dreijährige Amtsperiode zu wählen. Kurt Wolfgang Schatz, sein Stellvertreter Herbert Kohl und Rechnungsführer Bernd Kneucker erklärten ihre Bereitschaft, ihr Amt für eine weitere Periode auszuüben, Gegenkandidaten gab es keine. Die Mitglieder bestätigten das Trio einstimmig in seinen Ämtern. Zwei weitere Vorstandsmitglieder werden nicht von den Mitgliedern gewählt, sondern vom Ausschuss entsandt.
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Sitzung bestand für die Mitglieder die Möglichkeit, das Hohenloher Zentralarchiv und das Museum zu besichtigen. Ulrich Schludi, Leiter des Archivs, führte die rund 40 Interessierten eine Treppe nach oben, wo eng an eng Regale mit alten Büchern und Mappen, aber auch modernen Archivkartons stehen. Es ist trocken und kühl in diesen Räumen. Genauso trocken war Schludis Humor, als er von seinen Aufgaben als Archivar berichtete. Er erzählte von uralten „Schlafzimmerakten“ und hochmoderner Technik, mit der Dokumente digitalisiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
Rund 800 Jahre Geschichte der hohenlohischen Fürsten, aber auch der Kommunalverwaltung liegen in Neuenstein. Fast eine Viertelmillion „Stücke“ sind dort auf etwa 4,5 Regalkilometern gelagert – ein unermesslicher Schatz, und die Sammlung wächst weiter. Nach dem Tod des Fürstenpaares ging dessen Nachlass an das Archiv über. Schludi betonte, dass das Archiv der Öffentlichkeit für eigene Forschungen zur Verfügung steht. Zu Familiengeschichte oder der Geschichte von Gebäuden erreichen sein sechsköpfiges Team immer wieder Anfragen – „und viele können wir sehr schnell beantworten, denn wir kennen unsere Bestände“. Für die Teilnehmer der Führung hatte Schludi eine der wichtigsten Urkunden aus dem Bestand vorbereitet: den Öhringer Stiftungsbrief von 1037. Das Erstaunen war groß, als er berichtete, dass das Dokument nicht aus dem Jahre 1037 stammen kann, denn das Pergament sei deutlich jünger.
Warum das Dokument damals erstellt wurde und ob irgendwo eine Fassung aus dem Jahre 1037 existiert, das sei der Forschung nicht bekannt. Trocken mag die Luft und der Humor sein – die Historie selbst ist alles andere als trocken und bietet immer wieder Überraschungen.
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