Röttingen. Trotz Corona soll es Musik und Theater geben – mit Abstand und ausgefeilten Hygiene-Plänen: Für die Frankenfestspiele Röttingen wird bereits geprobt. Wenn alles so läuft wie vorgesehen, gibt’s am 17. Juni die erste Premiere.
Röttingen. „Auf Sicht fahren“, so lautet die Devise, denn was die Pandemie vielleicht plötzlich an neuen Regeln und Einschränkungen bringen mag, das kann niemand voraussagen. Doch Röttingens Intendant ist optimistisch und lässt bereits proben. Drei Stücke, drei Premieren, ein multifunktionales Bühnenbild-Konstrukt, das für alles passend gemacht werden kann – und Hauptsache „endlich wieder Theater“, so Lars Wernecke.
Röttingens Bürgermeister Hermann Gabel hofft ebenfalls, dass die Ampel bis zu den Premieren wieder auf Grün stehen. Klar, bis dahin herrsche schon ein wenig Hoffen und Bangen, aber auch die Stadt setze „alles daran, dass die Frankenfestspiele stattfinden können.“ Dass das auch unter Freiluftbedingungen nur mit Abstand und angepasst reduziertem Kartenkontingent der Fall sein wird, ist allen Verantwortlichen klar. Man plant heuer mit rund 200 Sitzplätzen pro Aufführung – unter normalen Bedingungen können bis zu 600 Zuschauer eine Vorstellung besuchen.
„Wir sind bereit“, sagt Intendant und Regisseur Wernecke und sieht recht entspannt dem 38. Freilichttheater im Hof der Burg Brattenstein entgegen. Es werde sicherlich eine „heiße“ Spielzeit, die nach dem letztjährigen Corona-Aus Schwung und Vergnügen in die Burg bringen soll. Nicht nur fürs Publikum, auch für die Künstler freut sich Wernecke, denn die waren ja bisher zur beruflichen Zwangspause verdammt.
Corona als Herausforderung
Natürlich ergeben sich durch die Pandemie-Bedingungen schon in der Probenphase einige Herausforderungen. Regelmäßige Tests für Ensemble und Produktionscrew und vor allem viel Abstand. Wie das mit Theater zusammengeht, wird man am Ende ganz konkret sehen: Immerhin hat die Regie auch Kuss-Aktionen in Szene zu setzen. Lars Wernecke garantiert aber „Lösungen mit viel Humor“ und sieht die Beschränkungen durchaus als Impuls: „Daraus können sich auch neue Pointen ergeben.“
Was soll kommen? Im Grunde hat sich an den bereits fürs vergangene Jahr geschmiedeten Plänen nichts geändert – die Aufführungsrechte für die Stücke sind bereits bezahlt, also werden die Investitionen jetzt endlich „abgearbeitet“.
Nach dem Hit-Musical „Hello, Dolly!“ soll in Röttingen ein weiterer Broadway-Klassiker auf die Bühne kommen, der mit rasantem Witz, schwungvollem Tanz und mitreißender Musik das Publikum begeistern wird. Das Erfolgsmusical „Sugar – Manche mögen’s heiß“ (Premiere 17. Juni) basiert auf der wohl schönsten Filmkomödie überhaupt. Billy Wilders „Some Like It Hot“ mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon reizt auch heute noch zum Lachen. Die herrlich swingende Musik von Komponist Jule Styne und das temporeiche Buch von Peter Stone lassen die wilden 20er Jahre wieder aufkeimen und sorgen für flotte Unterhaltung. Eine Film-Adaption sollte man als Zuschauer allerdings nicht erwarten, sagte Kostümbildnerin Angela Schuett. Es werde etwas ganz Röttingen-Eigenes, verrät Lars Wernecke, der hier auch selbst Regie führt. Für den im Juli 2020 verstorbenen langjährigen Röttinger Publikumsliebling Pavel Fieber konnte Hans B. Goetzfried gewonnen werden, den TV-Seher aus Serien wie Tatort, Marienhof, Soko München, Hubert und Staller und Sturm der Liebe kennen.
Lokalmatadorin Faust dabei
Ebenfalls für flotte Unterhaltung soll die Operette „Orpheus in der Unterwelt“ (Premiere 1. Juli) von Jacques Offenbach sorgen. Besucher können sich auf eine eigens für Röttingen geschaffene Fassung mit vergnüglichen Anspielungen auf Röttingen, Franken und Bayern freuen, verspricht Wernecke. „Die Mutter aller Operetten“ biete jede Menge Möglichkeiten, auch für skurrile Einfälle und Figuren. Beim Spektakel mit dabei ist Lokalmatadorin Frederike Faust.
Ein weiterer Kinohit „Ziemlich beste Freunde“ aus dem Jahr 2012, der weltweit für Begeisterung gesorgt hat, kommt als gleichnamige Theater-Komödie auf die Röttinger Festspielbühne (Premiere 8. Juli). Die Geschichte dieses humorvollen und eindringlichen Films, der auf der Autobiographie des aus adliger Familie stammenden ehemaligen Geschäftsführers der Champagnergesellschaft Pommery, Philippe Pozzo di Borgo basiert, hat der erfolgreiche Autor René Heinersdorff für die Bühne neu geschrieben. Zuschauer erleben mit, wie zwei gegensätzliche Welten – die des vom Kopf abwärts querschnittsgelähmten, reichen gebildeten Mannes und die des jungen Mannes, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde – auf höchst amüsante Weise zusammenprallen und eine besonders außergewöhnliche Freundschaft entsteht.
Mit Schulen „unrealistisch“
Was weitgehend ins Wasser fällt, ist die beliebte Festspiel-Abteilung „Kindertheater“. Leiterin Frederike Faust informiert, dass sich aufgrund der Corona-Situation die geplanten Kooperationen/Aufführungen mit den Schulen Röttingen, Weikersheim und Bad Mergentheim als „unrealistisch“ erwiesen hätten. Das „Sams“ etwa wurde bereits aufs Folgejahr verschoben. Auch ein großer Kinder-Auftritt mit 200 Mitwirkenden beim „Aperitif“ könne nicht umgesetzt werden. Je nach Entwicklung der Situation sei aber vielleicht „kurzfristig doch noch etwas möglich“, so Faust – hier müssen Interessierte also auch die Internetseite der Frankenfestspiele im Auge behalten oder zeitnahe Hinweise in den Fränkischen Nachrichten.
Das gilt auch für weitere Punkte im Rahmenprogramm: Ein Abend mit der Combo des „Heeresmusikkorps Veitshöchheim“, die auch Rockhits auf die Burg bringt, ist am 8. Juni vorgesehen; Wortakrobat Willy Astor und Freunde kommen mit „The Sound of Islands“ am 11. August. Im Vorverkauf der Festspiele steht zunächst eine reduzierte Anzahl an möglichen Plätzen zur Verfügung. Nähere Informationen und alle Termine gibt es unter www.frankenfestspiele.de.
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