Schrozberg. An einer Wand in den Räumen seines Musikstudios in Schrozberg hat Harald Beibl den Satz „Music makes the world a better place“ anbringen lassen. Es scheint, dass dieser nicht nur irgendeine Floskel ist, denn durch die langjährige finanzielle Unterstützung des von ihm geleiteten Projektchors wurde die Welt für Kinder gewiss ein besserer Ort. Konkret für schwer kranke Kinder, die in der Uni-Kinderklinik in Tübingen behandelt werden. Die Stiftung „Hilfe für kranke Kinder“ feierte kürzlich das 25-jährige Bestehen – und Harald Beibl war beim Stiftungsfest mit dabei.
Noch heute stocken ihm merklich die Worte, wenn er an seinen ersten Besuch in der Klinik im Januar 2000 zurückdenkt: „Ich stand vor der Glasscheibe, hinter der die dreieinhalbjährige Lisa-Marie nach einer Chemotherapie in einem keimfreien Raum neben verschiedenen Geräten lag. Sie war damals nur wenig älter als mein eigener Sohn.“
Für Familien eingesetzt
Dieser Besuch und das Glück, einen gesunden Sohn zu haben, bestärkten ihn noch mehr in seinem Ansinnen, sich für Familien mit kranken Kindern einzubringen. Aus dem Erlös der ersten Weihnachtslieder-CD hatte der Musiklehrer damals ein E-Piano mit Keyboard-Funktion im Wert von 5500 D-Mark mit dabei. „Damit waren wir die Ersten, die die im Herbst 1999 zunächst als Verein gegründete Hilfsorganisation mit einer großen Spende unterstützt haben“, so Beibl. Es sollte aber nicht die letzte bleiben. Auf den ersten beiden CDs – und damals wurden auch noch Musikkassetten verkauft – waren die Schüler seiner Musikschule zu hören, bei den weiteren sieben Platten wirkten dann auch Erwachsene mit.
„Ein Knochenjob“
Dieser Projektchor ist 2006 aus einem Chor entstanden, der in der evangelischen Kirche ein Weihnachtsmusical aufgeführt hatte. So hat Harald Beibl mit jeweils über 40 Sängerinnen und Sängern regelmäßig eine Woche vor dem ersten Advent eine neue Version von „Fröhliche Weihnachten“ vorgestellt. „Bis Weihnachten hatten wir dann oft bis zu 25 Auftritte in der Region und darüber hinaus. Das war schon auch ein Knochenjob“, erinnert sich Harald Beibl. Am Schrozberger Weihnachtsmarkt musizierte der Chor nicht nur, sondern die Mitglieder beteiligten sich auch mit einem Verkaufsstand für die CDs und der schwedischen Glühweinversion Glögg. Einige Male trat der Chor auch in Tübingen und in Nürnberg auf. Die Verkaufserlöse flossen immer vollständig nach Tübingen, denn die Produktionskosten waren stets durch Sponsoren abgedeckt. So konnten über die Jahre etwas über 100 000 Euro gespendet werden.
Ebenfalls an einer Wand in der Musikschule hängen die neun produzierten CDs jeweils in einem separaten Holzrahmen. Ein weiterer ist leer. „Für die zehnte CD waren bereits sieben von 19 Titeln aufgenommen. Dann kam Corona“, erklärt Beibl. Der Abschluss des Projekts sei noch in der Schwebe. Im Kopf hat er allerdings schon Ideen für weitere soziale Vorhaben. Zurückblickend hat sich Beibl, der sieben Jahre lang dem Stiftungsrat in Tübingen angehörte, auch in früheren Jahren schon bei Veranstaltungen ehrenamtlich in Schrozberg eingebracht. Allein sieben Mal suchte er am Jacobi-Sommerfest den „Schrozberger Superstar“ und am „Schrozberger Sommer“ spielten seine Schüler zur Unterhaltung der Gäste. Bei den zehn Musiklehrern der Musikschule Harald Beibl können alle Blas-, Tasten-, Zupf- und Streichinstrumente erlernt werden und die musikalische Früherziehung in Kindergärten spielt eine große Rolle. Es gibt auch eine Hip-Hop-Gruppe für tanzbegeisterte Kinder. Jährlich werden in der Tübinger Kinderklinik 12 000 Kinder und Jugendliche stationär und mehr als 48 000 ambulant behandelt, so die Stiftung „Hilfe für kranke Kinder“.
Aus den Spenden werden unter anderem Familien schwer kranker Kinder mit Beratungen und Schulungen unterstützt. Gespendet werden kann an die KSK Tübingen DE61 6415 0020 0000 5548 55.
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