Heimatverein „Steidemer Männle“

„Gedenket unser“ – 40 Jahre jüdische Erinnerungskultur in Niederstetten

Neue Broschur dokumentiert Vielzahl an Veranstaltungen – mit Berichten, Bildern und historischen Beiträgen.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Dokumentation präsentiert (von links): Dr. Adalbert Ruhnke, Walter Krüger und Albrecht Löblein vom Niederstettener Heimatverein „Steidemer Männle“ vor der Gedenktafel am Rathaus. © HVSM

Niederstetten. „Gedenket unser“ – unter diesem Titel ist im Jahr 1991 im von Walter Krüger herausgegebenen Heimatbuch von Niederstetten ein Beitrag erschienen, der sich der Erinnerung an die jüdische Gemeinde der Vorbachtalstadt widmet. Jetzt ist unter demselben Motto eine über 80 Seiten umfassende Dokumentation als hochformatige Broschur erschienen, die 40 Jahre Erinnerungskultur in Niederstetten widerspiegelt.

Der Heimatverein „Steidemer Männle“ hat unter der Redaktion von Dr. Adalbert Ruhnke für die Dokumentation zahlreiche Presseberichte zusammengetragen, sowie zwei Arbeiten zur Geschichte der Synagogengemeinde und zum jüdischen Friedhof zugänglich gemacht.

Ganz unterschiedliche Facetten beleuchtet

Viele Autoren – Journalisten, Freie Mitarbeiter der „Fränkischen Nachrichten“, Heimatkundige und Historiker – haben sich über vier Jahrzehnte hinweg mit ganz unterschiedlichen Facetten jüdischen Lebens in Niederstetten befasst. Schon im Sommer 1985 hat der Heimatverein eine Bilder-Dokumentation über den jüdischen Friedhof zusammengestellt, die im Rathaus ausgestellt wurde – es war eine der ersten großen Aktivitäten des Ende 1984 gegründeten jungen Vereins.

„Die Nationalsozialisten wollten nicht nur das Leben der Juden auslöschen, sondern auch grundsätzlich jede Erinnerung an die jüdischen Menschen in Deutschland tilgen“, heißt es im Vorwort der neuen Dokumentation. „Letzteres ist nicht gelungen, denn engagierte Bürgerinnen und Bürger haben in der Vergangenheit bei vielen Gelegenheiten wider den Zeitgeist gehandelt – auch in Niederstetten.“

Es war 1985, als Lisel Stern, die Witwe des ehemaligen jüdischen Mitbürgers Bruno Stern, nach Niederstetten gereist ist und das Buch „So war es“ ihres Mannes vorgestellt hat. Außerdem überbrachte sie eine Tonbildschau über Alt-Niederstetten, die ihr Mann gestaltet und vertont hatte. Am 2. September 1987 besuchten etliche ehemalige Niederstettener jüdischen Glaubens die Stadt – auf Einladung der Kommunen Bad Mergentheim und Niederstetten. Nach einem Empfang und einem Gedenkabend ergaben sich eine ganze Reihe von persönlichen Kontakten mit gegenseitigen Besuchen in den USA und in Israel.

Lokale Zeitungen mit Vielzahl an Berichten

Im Jahr 1991 war Niederstetten die damals einzige Gemeinde, die eine öffentliche Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger enthüllt hat. Sie hängt an exponierter Stelle am Eingang des Rathauses. In der Folgezeit „entfaltete sich rasch eine Vielzahl an Aktivitäten zur Erinnerung an die Niederstettener jüdische Gemeinde“, heißt es weiter im Vorwort. Die lokale „Tauber-Zeitung“ und die „Fränkischen Nachrichten“ waren Chronisten von Gedenkveranstaltungen, verschiedensten Aktionen des Heimatvereins, Exkursionen und musikalischen Events.

Die informative Schrift, in der auch das Gedenken an den solidarischen evangelischen Pfarrer Hermann Umfrid (1892-1934) Raum findet, widmet der Heimatverein „Steidemer Männle“ allen denjenigen „die sich über viele Jahre in unserer Stadt mit großem persönlichem Engagement für diese Erinnerungskultur und gegen das Vergessen eingesetzt haben.“ Ihnen gelte, so heißt es im Vorwort, „unsere Hochachtung“.

Für Vereinsmitglieder des „Steidemer Männle“ und für den „Tacheles-Kreis“ ist die Dokumentation kostenfrei. In der Städtischen Mediothek Niederstetten („Kult“ in der Hauptstraße 52/1) können Interessierte sie auch käuflich erwerben.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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