Am 15. September ist bundesweit "Tag des Handwerks" - Lehrlinge zeigen wenig Interesse am Beruf des Drechslers / Georg Burger arbeitet in Mulfingen erfolgreich

Schnittstelle aus Design, Handwerk und Kunst

Von 
Klaus T. Mende
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Hollenbach. Altes bewahren, Neuem begegnen und Neues bewegen - auf diesen Nenner lässt sich die jahrzehntelange Arbeit von Georg Burger bringen. Der gebürtige Bad Mergentheimer führt im Mulfinger Ortsteil Hollenbach in sechster Generation eine Drechselei. Wie er betont, verbinde seine kleine Manufaktur mit drei Beschäftigten Tradition und Zeitgeist, wobei Material zum Stilelement mutiere und in seiner Ursprünglichkeit als Objekt der Kunst und des Gebrauchs definiere.

"Mein Bestreben ist es, eine Schnittstelle aus Design, altem Handwerk und Kunst zu schaffen", sagt Georg Burger im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Seiner Auffassung nach müsse das Handwerk in seiner Gesamtheit deutlich aufgewertet und vor allem die Ausbildung modernisiert werden. Dazu solle auch der "Tag des Handwerks" am 15. September beitragen. Doch auch darüber hinaus müsse das Handwerk öffentlichkeitswirksam zeigen, dass qualitativ hochwertige (Hand-)Arbeit geleistet werde.

"Holz ist das schönste Material, das der Planet hergibt", sagt Burger, dessen Vorfahren den Betrieb bereits 1880 gegründet hatten. Er vertritt auch die feste Überzeugung, dass die Drechselkunst zwar ein altes Handwerk sei, "aber alles andere als altbacken". Vielmehr sei dies eine äußerst zeitgemäße Tätigkeit, die in vielen Bereichen des Lebens Fuß fasse.

"Holz muss man mögen", sagt Juniorchef Dominic Burger, der in diesem Jahr seine Ausbildung zum Meister geschafft hat. Und der künftige Geselle Markus Czink, er hat just am heutigen Samstag seine Abschlussprüfung, hebt die "Vielfältigkeit des Materials" hervor. Die beiden 23-Jährigen wollen in jedem Fall am Ball bleiben und hoffen, dass es in Zukunft vielleicht den einen oder anderen Jugendlichen gebe, der auch in diese Fußstapfen trete, um dieses schöne Handwerk auch in der Region auf eine bessere Basis zu stellen.

Der Burger'sche Betrieb hat das "Herkömmliche" wie zum Beispiel den Treppenbau als wichtiges Standbein, "auf das nicht verzichtet werden kann". "Doch auch hier kann man durchaus den künstlerischen Aspekt mit einfließen lassen", sagt der Seniorchef. "Was mache ich? Wichtig ist, sich in diesem Metier mit der Form auseinanderzusetzen", betont er, wobei es zwischendurch auch durchaus mal "zu einem Rückwärtseffekt" kommen könne.

Im Prinzip lasse sich jede Holzart bearbeiten, schlechtes Material gebe es nicht. Jedes einzelne Stück, das hergestellt werde, sei eine neue Herausforderung, sowohl in herkömmlicher als auch in künstlerischer Hinsicht. Zuletzt habe es sogar eine ganz bedeutende gegeben, als der Betrieb für die Firma Laukhuff in Weikersheim die bis zu zwei Metern großen und 200 Kilogramm schwere Kranzprofile für eine Orgel in recht kurzer Zeit gefertigt werden mussten.

"Der Drechsler ist Gestalter, der den Mut haben muss, die angesprochenen Herausforderungen anzugehen", sagt Georg Burger, der im gleichen Atemzug lachend hinzufügt, dass "es Leute mit zwei linken Händen nicht leicht hätten, in diesem Metier Fuß zu fassen". Wer aber genügend Ehrgeiz, Liebe zum Detail, den Willen zum Gestalten, ein Faible für Holz aller Art sowie genügend Fantasie mitbringe, der sei für diesen schönen Beruf prädestiniert. "Wir drei sind jedenfalls in unserem Element", sagen Georg und Dominic Burger sowie Markus Czink unisono. Letztere beide sind auch der Garant dessen, dass die Firmengeschichte vorerst zumindest um eine Generation weitergeschrieben werden könne.

Georg Burger hat ausgemacht, dass die Gesellschaft wieder verstärkt auf (Kunst-)Werke aus dem Material Holz setze. Dies spüre er auch stets bei seinen guten besuchten Drechselkursen, die er in schöner Regelmäßigkeit in seiner Werkstatt anbiete. Gerne unterstütze er dieses Hobby mit seiner Erfahrung, bei der es vor allem auf Präzision und Genauigkeit ankomme. Was das Material angehe, so sei er nicht ausschließlich auf jenes Holz angewiesen, dass auf Bestellung angeliefert werde.

"Ich mag es, wenn man den Weg vom rohen Holz bis zum Endprodukt ganz verfolgen kann", sagt Georg Burger, der daher nicht unbedingt in die Ferne schweifen müsse. Es habe sich auch selbst ein Lager angelegt, in dem er Brennholzlose aus heimischen Wäldern erworben habe. Den Möglichkeiten, etwas zu produzieren, seine keine Grenzen gesetzt.

Bei einem Rundgang durch die Werkstatt trifft der Besucher auf vieles, für den alltäglichen Gebrauch, vor allen Dingen Treppen in verschiedensten Formen und aus den unterschiedlichsten Hölzern. Im Untergeschoss des Hauses wird man dann aber mit zahlreichen Kunstwerken und Raritäten konfrontiert. Hierzu gehören das Meisterstück von Filius Dominic, einer Präsentiersäule mit integriertem Beamer und LED-Leuchten, sowie das Gesellenwerk von Markus Czink, einer Klangsäule, bestehend aus Plattenspieler, Lautsprecher und Schubfach für Platten inbegriffen.

"Das Herkömmliche ist in diesem Handwerk das Fundament", hebt Georg Burger nochmals unserer Zeitung gegenüber hervor. "Die Kunst als Blüten sind hingegen das Besondere." Und gerade dies wolle er einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Dies tue er seit geraumer Zeit bei Ausstellungen. Und dort erfahre er regelmäßig, dass solch eine Kunst bei den Leuten ankomme und sie begeistert sei von dem, was mit Holz alles hergestellt werden könne.

Es bleibe zu hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleibe und die Drechselkunst im Besonderen, sowie das Handwerk im Allgemeinen sich nicht weiter auf dem Rückzug befinde. Deswegen gelte es, verstärkt in die Offensive zu gehen und die Schönheit dieses Metiers zu präsentieren.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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