Kreisverband Schwäbisch Hall

CDU ersetzt erneut den Kreisvorsitzenden

Tim Breitkreuz mit 84 Prozent gewählt. Der bisherige Vorsitzende Dominik Schloßstein stellte sein Amt zur Verfügung und vermied damit eine Kampfabstimmung

Von 
Tobias Würth
Lesedauer: 
Tim Breitkreuz löste Dominik Schloßstein als Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Schwäbisch Hall ab. Der wollte eigentlich weitermachen, tritt aber nicht mehr an, da er die Einheit der CDU nicht gefährden will. © Würth

Kirchberg. Zum zweiten Mal in Folge ersetzen die CDU-Mitglieder des Kreisverbands Schwäbisch Hall den Kreisvorsitzenden gegen seinen Willen durch einen Nachfolger. Beim jüngsten Parteitag wurde am Ende aber die Einigkeit betont.

Die Parkplatzsuche dauert im nächtlichen Kirchberg lang, fast doppelt so viele CDUler wie sonst kommen, die 110 Parteimitglieder (von 608) füllen den Saal des Landhotels nach und nach. Wird es zu einem Duell an der Wahlurne zwischen dem bisherigen Kreisvorsitzenden Dominik Schloßstein und seinem Herausforderer Tim Breitkreuz kommen?

Dominik Schloßstein hatte im Jahr 2017 nach Querelen in der Partei den Vorsitz von seiner Vorgängerin Katrin Hameister übernommen. „Tiefe Gräben in der ,C‘-Partei“, schrieb die Zeitung damals. Wiederholt sich die Geschichte?

Mehr zum Thema

CDU-Ortsverband Hundheim

Otmar Hauck für 60-Jahre Mitgliedschaft in der CDU geehrt

Veröffentlicht
Von
cdu
Mehr erfahren

Vor zwei Monaten trat der Parteitag bereits einmal zusammen. Dort wollte für einige überraschend Tim Breitkreuz als Gegenkandidat antreten. Doch die Wahl wurde auf Anfang Dezember verschoben. Denn Dominik Schloßstein fehlte.

Eine Abwahl des Vorsitzenden in dessen Abwesenheit, das wollte die Mehrheit der Mitglieder dann doch nicht.

Ein Blick auf die Stimmkarten mit vorgedruckten Namen zeigte gleich zu Anfang: Der Name Dominik Schloßstein fehlt. Die Kampfabstimmung bleibt aus. Ohne ins Stocken zu geraten, erläutert Dominik Schloßstein am Anfang der Versammlung mit klarer Stimme in freier Rede seine Entscheidung. „Danke, dass Sie noch mal gekommen sind“, sagt Dominik Schloßstein. „Ich hatte Corona“, begründet er sein Fehlen bei der vergangenen Sitzung. Er listet die vielen Aktivitäten auf, die er trotz der Coronazeit auf die Beine gestellt hat. Er sieht seine Bilanz der vergangenen Jahre an der Spitze des Kreisverbands als positiv an. Doch dann kommt der Bruch: „Seit einigen Monaten haben einige einen neuen Vorsitzenden gesucht.“ Das sei ihm nicht entgangen. „Hier will ich nicht im Wege stehen. Ich mache den Weg frei.“

Schloßstein: „Erschüttert bin ich im Nachgang, dass mir unterstellt wurde, ängstlich und nervös zu sein.“ Sein Zittern bei öffentlichen Auftritten sei ein „essenzieller Tremor“. „Den schleppe ich schon immer mit mir herum. Besonders erschüttert hat mich, dass einige, die von dem angeborenen Zittern wussten, damit Attacken gegen mich geführt haben.“ Er bedankte sich am Ende dennoch für die Unterstützung, stehe prinzipiell dem neuen Vorstand beratend zur Seite, benötige aber erst mal „einen gewissen Abstand“.

Viel Dank erhält er von allen nachfolgenden Rednern. Die sprechen unter anderem über den Kreistag (Isabell Rathgeb: „Es gibt viele Themen“), über Finanzen (Ludger Graf von Westerholt: „Auf dem Girokonto liegen 21 525 Euro“) und auch über den Landtag (Arnulf von Eyb: „Es ist ein Unding, dass es im Landtag keine direkte Stimme aus dem Landkreis Schwäbisch Hall gibt“).

Dank erhält Schloßstein auch von seinem Nachfolger Tim Breitkreuz in dessen Bewerbungsrede. Der zieht die große Linie: „Es geht um die Zukunft unserer wundervollen Region. Dafür brauchen wir eine erfolgreiche CDU. Dafür stehe ich.“

Die „historisch schlechten Wahlergebnisse“ würden die CDU bedrücken. Das Motto laute: „Ärmel hochkrempeln“. Es gehe darum, nach vorne zu blicken und die CDU als Partei, die anpackt, darzustellen. Er nannte sein Team: Isabell Rathgeb, Johannes Bleher, Ulrich Reichert und Judit Schönpflug sollen als Stellvertreter im zweiten Urnengang des Abends gewählt werden. Es stehen aber zu diesem Zeitpunkt noch zwei Stellvertreter aus dem Vorgänger-Team auf dem vorgedruckten Stimmzettel: Radmila Stoltmann und Günther Freisleben – während Andrea Härterich aus dem Vorgängerteam nicht mehr antritt. Stoltmann und Freisleben werden zunächst nicht erwähnt, was Freisleben stört.

„Wenn Sie alle mitnehmen wollen, sollten Sie das erwähnen“, mahnte er in Richtung Breitkreuz an. Freisleben will durch sein gutes Netzwerk in der Partei erfahren haben, dass sich die neuen Teammitglieder bereits die Kandidaturen zu Bundes-, Landtags- und Europawahl unter sich aufgeteilt hätten. Freisleben: „Wenn Sie schon so einen Andenpakt schließen, dann machen sie es offen.“ Das höre er „zum ersten Mal“ entgegnete Breitkreuz. Es gehe um den Kreisvorsitz, nicht um Mandate. Nach einem klärenden Gespräch in einer Sitzungspause zieht Freisleben – so wie Radmila Stoltmann auch – die Kandidatur als Stellvertreter zurück. Beide wollen einem Neuanfang nicht im Weg stehen.

In der Wahl erhält Tim Breitkreuz von 107 gültigen Stimmen 90 Kreuze. 84,1 Prozent lautet damit sein Ergebnis. Auch alle Stellvertreter werden ohne Gegenkandidaten bei 100 gültigen Stimmen gewählt.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten