Landwirtschaft

„Security“ aus den Anden für Hühner

Geflügelhof Dambach aus Mudau hat sich zwei Lamas zugelegt. Die Tiere sollen Legehennen vor Greifvögeln und anderen Räubern schützen

Von 
Martin Bernhard
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Kein Gaucho in den Anden, sondern ein Landwirt im Odenwald: Christoph Dambach füttert die beiden Lamas, die die Hennen des Geflügelhofs Dambach vor Greifvögeln und anderen Räubern schützen. © Martin Bernhard

Mudau. Die Sonne brennt an diesem Dienstagnachmittag. Die Wiese an der Donebacher Straße 14 in Mudau, unterhalb eines großen, hallenartigen Hühnerstalls, ist trocken, erdig und steinig. Kaum sind wir an den Zaun herangetreten, rennt eine Hühnerschar auf uns zu. Die Vögel gackern aufgeregt und picken herum. „Hühner sind neugierig“, sagt Tobias Dambach vom Geflügelhof Dambach in Mudau.

Sein Bruder Christoph betritt mit Futter im Kunststoffeimer das Gehege. Er schüttelt ihn leicht, so dass das Futter darin zu hören ist. Und endlich kommen sie: Die Hälse gerade nach oben gereckt und den Blick in die Ferne gerichtet, schreiten sie heran. Sie heißen Little Food und Lorina, sind zwei Jahre alt und haben rund 4000 Freunde: Auf dem Freigelände des Geflügelhofs Dambach in Mudau haben seit März zwei Lamas eine neue Heimat gefunden. Sie sollen die 4000 Hühner in Freilandhaltung vor Greifvögeln und anderen Räubern beschützen.

Kleine Attraktion in Mudau

Interessantes über Lamas

Das Lama gehört zu der Art der Kamele.

Es ist in den südamerikanische Anden verbreitet.

Es erreicht eine Schulterhöhe von 110 bis 140 Zentimeter und wiegt bis zu 150 Kilogramm.

Lamas ernähren sich von krautigen Pflanzen und Gräsern.

Lamas werden in den Anden als Lasttiere gehalten. Man verwendet aber auch ihr Fleisch und ihr Fell als Wolle.

Lamas spucken in der Regel nur auf Artgenossen. Wenn eín Tier einen Menschen bespuckt, dann weil es sich belästigt oder gequält fühlt. Bei der Spucke handelt es sich um halb verdauten Mageninhalt, eine grünliche Masse, die übel riecht. mb

„Es kommen immer wieder Eltern mit ihren Kindern vorbei, um die Tiere anzuschauen“, sagt Tobias Dambach. Die beiden Lamas haben sich zu einer kleinen Attraktion in der Odenwaldgemeinde entwickelt.

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ds
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Doch die beiden Brüder haben die Tiere, deren natürlicher Lebensraum in Südamerika liegt, nicht zum Vergnügen der Kinder angeschafft. „Jedes Jahr haben Greifvögel 150 bis 200 unserer Hühner gerissen und viele davon auf dem Golfplatz fallengelassen“, erzählt Tobias Dambach. Für die beiden Brüder bedeutete dies nicht nur einen finanziellen Verlust, sondern auch eine emotionale Belastung. Von Kollegen erfuhren sie, dass sich Tiere wie Alpakas und Lamas eigneten, um Hühnerräuber abzuhalten. Ein Bekannter stellte den Kontakt zum Rauch-Zoo in Freudenberg her, der zwei Lamas abgeben wollte. Und so zogen Little Food und Lorina in den Odenwald.

Zuvor allerdings belegte Christoph Dambach einen Online-Kurs darüber, wie man Lamas artgerecht hält. Und auch ein Tierarzt, der die Tiere regelmäßig untersucht, musste gefunden werden. Demnächst steht das Scheren der Lamas an. Die Vorbesitzer kündigten an, dass man die Tiere dafür werde sedieren, also leicht betäuben müssen.

Zutrauliche Lorina

An diesem Nachmittag macht vor allem Lorina einen zugänglichen Eindruck. Sie lässt sich gern von Christoph streicheln und versucht immer wieder, Futter aus dem Eimer zu stibitzen. Dagegen hält sich Little Food im Hintergrund. Die Hühner scheinen ihre großgewachsenen Wächter zu mögen. Immer wieder scharen sie sich um sie.

Das Konzept, die fremdländischen Tiere als „Security“ gegenüber Greifvögeln und anderen Räubern einzusetzen, scheint aufzugehen. Seit die beiden sich die 1,7 Hektar große Fläche mit den Hühnern teilen, wurde kein Vogel mehr gerissen. Selbst wenn man die beiden Lamas nicht sehen kann, weil sie sich in ihrem Unterstand befinden oder in den Schatten eines Baumes gelegt haben, traut sich kein Raubvogel heran. Denn im Falle eines drohenden Angriffs sind sie schneller bei ihren Schutzbefohlenen, als man sich vorstellen kann.

Freiland- und Bodenhaltung

Erich Dambach gründete den Geflügelhof in den 1960-er Jahren. Inzwischen ist mit Christoph und Tobias Dambach die dritte Generation in dem Betrieb tätig. Sie halten Hühner in Freiland- und Bodenhaltung. Frische Eier, Nudeln und Geflügelprodukte liefern sie an Kunden in der Region sowie im Rhein–Neckar-Raum und in der Pfalz.

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