Landwirtschaft - Das Töten männlicher Küken in Legehennen-Haltung ist seit 1. Januar verboten / Geflügelhof Dambach mit dabei bei Initiative „Huhn & Hahn“

Mudau: Auch Hähne sollen ein Leben haben

Während sich einige Betriebe seit dem Verbot des Kükentötens umstellen müssen, unterstützen 40 Geflügelhöfe landesweit die Aufzucht der Hähne schon seit einem Jahr. Dabei sind auch die Dambachs aus Mudau.

Von 
Maren Greß
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Seit rund einem Jahr setzt sich Bernhard Dambach mit seinem Geflügelhof durch die Teilnahme an der Initiative „Huhn & Hahn“ für das Tierwohl ein. Bereits vor dem offiziellen Verbot des Tötens männlicher Küken haben die beteiligten Betriebe sich dafür stark gemacht, dass die jungen Hähne aufgezogen werden. © Dambach

Mudau. Wenn Gesetze geändert werden, stößt das eigentlich nur selten auf große Resonanz bei der Bevölkerung. Nicht so aber bei der Regelung, die zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Seit dem Jahreswechsel ist es nämlich verboten, männliche Küken in der Legehennen-Haltung zu töten. Das freut vor allen Dingen die Tierschützer.

Ein Hauptgrund für das Töten der Küken war wie so oft das Geld: Einen Hahn aus einer Legehennen-Haltung aufzuziehen ist nicht wirtschaftlich. Denn er braucht fast drei Mal so lange zum Großwerden wie ein Masthuhn. Dennoch hat sich schon vor dem offiziellen Verbot die Gemeinschaft „Eierhöfe“ aus rund 40 baden-württembergischen Geflügelbetrieben gegründet, die die „Huhn & Hahn Initiative“ unterstützen – unter ihnen der Geflügelhof Dambach aus Mudau. Der Betrieb hat sich auf den Verkauf von Eiern spezialisiert und züchtet die Legehennen nicht selbst.

Kükentöten ist verboten – was steckt dahinter?

  • Mit dem Verbot des Kükentötens wird unter anderem dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von Juni 2019 Rechnung getragen. Das hatte nämlich entschieden, dass das Töten männlicher Küken nur noch übergangsweise erlaubt sei.
  • Die Änderung des Tierschutzgesetzes sieht nun folgende stufenweise Regelungen vor: Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten von geschlüpften Eintagsküken verboten.
  • Ab dem 1. Januar 2024 wird zudem das Töten von Hühnerembryonen im Ei nach dem sechsten Bebrütungstag untersagt. Nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand ist der Hühnerembryo vor dem siebten Bebrütungstag noch nicht in der Lage, Schmerzen zu empfinden. Ab dem siebten Bebrütungstag ist dagegen die beginnende Entwicklung des Schmerzempfindens nicht auszuschließen.
  • Laut Satzungsentwurf gelte diese Regel nicht, wenn „eine Tötung der Küken nach tierseuchenrechtlichen Bestimmungen vorgeschrieben oder angeordnet worden ist oder im Einzelfall aus Gründen des Tierschutzes erforderlich ist oder nicht schlupffähige Küken getötet werden.“
  • Damit das Kükentöten rasch beendet werden kann, förderte die Bundesregierung seit 2008 mit mehr als acht Millionen Euro alternative Verfahren und Initiativen. Durch Forschungsvorhaben ist es gelungen, praxistaugliche Methoden zu entwickeln, mit denen bereits vor dem Schlupf des Kükens sein Geschlecht bestimmt werden kann.
  • Mit dem Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei werden Eier, aus denen männliche Küken schlüpfen, aussortiert und lediglich weibliche Küken ausgebrütet. Eine weitere Alternative ist die Aufzucht, Mast und Schlachtung männlicher Küken als sogenannte Bruderhähne – so wie es der Geflügelhof Dambach bereits seit einigen Monaten unterstützt.

Beim Projekt „Huhn & Hahn“ werden beide Geschlechter aufgezogen. Man bestellt also die gleiche Anzahl Hähne wie Legehennen. „Da die wenigsten Betriebe aber den Platz für die zusätzlichen Tiere haben, koordiniert die baden-württembergische Gemeinschaft ,Eierhöfe’, wo die Hähne, die wir gekauft haben, aufgezogen werden“, erklärt Bernhard Dambach im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten.

Die männlichen Tiere bekommen 90 Tage zum Wachsen, ehe sie dem Schlachter übergeben werden. Da sich diese Hähne schwer vermarkten lassen, verarbeitet man sie häufig zu Wurst oder Maultaschen.

Über das Huhn finanziert

Seit knapp einem Jahr setzen sich die Odenwälder mit der Teilnahme an dieser Initiative für das Tierwohl ein. „Wir haben das zuerst mit unseren Freilandhühnern ausprobiert, weil wir wissen wollten, wie das bei den Kunden ankommt“, sagt Dambach. Der Mehraufwand, der durch die Aufzucht des Hahns entsteht, wird über das Huhn finanziert. Statt etwa sechs Euro zahlen die Dambachs für eine zugekaufte Legehenne nun rund zehn Euro. Dadurch werden dann natürlich die Eier teurer.

Die rote Banderole auf dem Eierkarton zeigt: Diese Betriebe unterstützen das Aufziehen männlicher Küken in Legehennen-Haltung. © Maren Greß

Bei den Verbrauchern kommt das dennoch gut an. „Die Leute honorieren das und sind bereit, mehr für ihre Eier zu zahlen. Die Verkaufszahlen in den Geschäften steigen. Man merkt, dass bewusster und regionaler eingekauft wird. Der Tierschutz hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen“, weiß der Seniorchef, dessen Söhne Tobias und Christoph 2006 und 2010 in den elterlichen Betrieb mit eingestiegen sind.

Auch bei den großen Supermarkt- und Discounterketten in der Region, wie Edeka oder Kaufland, die der Geflügelhof mit frischen Waren beliefert, seien das Konzept und der Preisanstieg bisher gut angenommen worden, verrät Dambach. Auf den Eierkartons ist die Teilnahme an der Initiative entsprechend mit einer roten Banderole gekennzeichnet.

Verkaufsautomaten angeschafft

Auf das veränderte Einkaufsverhalten der Bevölkerung will der Geflügelhof zeitnah reagieren, beziehungsweise hat es schon. „Wir haben uns einen Verkaufsautomaten angeschafft, so dass das Notwendigste auch außerhalb der Öffnungszeiten unseres Hofladens gekauft werden kann. Diesen wollen wir außerdem erweitern und modernisieren“, berichtet Dambach.

Unternehmen, die bisher die männlichen Küken getötet haben, müssen seit dem 1. Januar eine Alternative anwenden. Dass dieses Verbot nur in Deutschland gilt, betrachtet Bernhard Dambach als ein Problem: „Es ist weiterhin erlaubt, Tiere aus dem Ausland zu kaufen und hier aufzuziehen.“ Findet der Geflügelwirt das Verbot grundsätzlich richtig? „Wenn man das Tierwohl durchsetzen will, geht das nur über Verbote“, meint Dambach. Schwarze Scharfe, die irgendwelche Schlupflöcher finden, werde es eh immer geben.

Geflügelhof Dambach

  • Bernhard Dambach betreibt den Geflügelhof gemeinsam mit seinen Söhnen Tobias und Christoph.
  • Die rund 20 000 Legehennen des Geflügelhofs Dambach, die in Freilandhaltung und Bodenhaltung leben, liefern pro Tag etwa 15 000 bis 18 000 Eier. Ein Huhn legt etwa 14 bis 16 Monate Eier.
  • Neben Eiern verkauft der Familienbetrieb auch rund 40 selbst gemachte Nudelsorten und Geflügelprodukte sowie Obst und Gemüse.
  • Die Produkte werden in der gesamten Region ausgeliefert – von Königheim bis nach Speyer.
  • Weitere Informationen, auch zur Initiative „Huhn und Hahn“, gibt es unter www.eierhöfe.de sowie www.gefluegelhof-dambach.de. mg

Eine weitere Alternative zum Aufziehen der Hähne ist das Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei. Dabei werden Eier, aus denen männliche Küken schlüpfen, schon vor dem Ausbrüten aussortiert. Doch auch dieses Verfahren ist umstritten. Bis 2024 soll es eine Anpassung geben, bis zu welchem Brütungstag das in Deutschland erlaubt ist.

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