Studenten der DHBW Mosbach gehören zu den Finalisten des Tunnelbohrprojekts der „The Boring Company“ von Tesla-Gründer Elon Musk.
Neckar-Odenwald-Kreis. „Not-a-Boring Competition“: auf so einen Titel muss man erstmal kommen. Dabei stecken zwei Bedeutungen des englischen Wortes „boring“ in dem Wettbewerb, um den es hier geht: bohrend und langweilig.
Alles andere als langweilig ist, worum es bei dem Wettbewerb geht. Auch wenn dabei ein langsames Tier eine Rolle spielt. Schneller nämlich als eine Weinbergschnecke soll ein Tunnel gegraben, gebohrt werden. Das bedeutet: schneller als drei Meter pro Stunde. Das schaffen Tunnelbohrmaschinen (TBM) nicht. Noch nicht.
Weshalb Tesla-Gründer Elon Musk einen Wettbewerb ausgerufen hat. Motto: „Beat the snail“, schlage die Schnecke. Ziel des Wettbewerbs ist, einen 30 Meter langen und einen halben Meter breiten Tunnel so schnell und präzise wie möglich zu bohren.
Bewerben konnten sich Teams von Universitäten, aus Unternehmen und Tüftler. Hauptsache erfinderisch, kreativ, innovativ und begeisterungsfähig. Auch in Mosbach haben ein paar Studenten „Wind von der Sache bekommen“, nicht lange gezögert und losgelegt. Dass sie nun – neben elf anderen Teams aus aller Welt und als eines von nur zweien aus Deutschland – in der Endrunde stehen, das wird als großer Erfolg gewertet.
Wo sie derzeit stehen mit dem Tunnelprojekt, das stellte das Team in einer virtuellen Pressekonferenz vor. Adrian Fleck studiert an der Dualen Hochschule Mosbach Maschinenbau, hatte aber – ebenso wie seine sechs Kommilitonen im Projektteam – von Tunnelbau keine Ahnung.
Zahlreiche Unterstützer
Das hat sich gründlich geändert. Zu den Mosbacher Studenten (auch solche der Elektrotechnik) stießen ein freischaffender Software-Entwickler und ein Student der TU Darmstadt, der sich mit Computersimulationen auskennt. Professor Dr. Gangolf Kohnen und Klaus Jüngling von der DHBW unterstützen und beraten das junge Team. Und natürlich Tunnelbauunternehmen, die dafür kontaktiert wurden.
Da die Projektarbeit neben dem Studienalltag lief, haben sich die Teammitglieder abends zusammengesetzt, über Ideen und deren Realisierung oft bis in die Nacht gebrütet. Erste Design-Vorstellungen und Techniklösungen, Analysen und Tests wurden gemacht – das meiste digital in der Cloud. Das Prinzip „Regenwurm“ wurde geboren, in dem sich der Abtransport des Aushubs, der Vortrieb der TBM, das Stützen des Tunnels und das zielgenaue Erreichen des Tunnelendes vereinen.
„Die Fortbewegung des Regenwurms hat uns inspiriert“, sagt Alexander Gröber, der wie Fleck Maschinenbau in Mosbach studiert. Heiko Otterbach, ebenfalls von der Maschinenbau-Front, beschreibt den „Dirt-Torpedo“ so: „Gewicht wie ein Klein-, aber schneller als ein Rennwagen.“ Zu viel soll aber nicht verraten werden, denn der Wettbewerb läuft ja noch…
Und dafür müssen noch einige Hürden genommen werden. Im Finale, das in der Mojave-Wüste in echter Erde mit echten Tunnelbohrmaschinen ausgetragen werden soll, muss sich die Mosbacher „Regenwurmschnecke“ beweisen. Für den Bau, die Montage, den Transport des Dirt Torpedos sowie die Tests einzelner Bereiche der Maschine braucht das Team Unterstützer.
„Das können einzelne Bauteile ebenso sein wie das Zur-Verfügung-Stellen von Werkflächen und -maschinen oder Hilfe bei der Fertigung“, wird Teamleiter Fleck konkret. Transport und Aufenthalt in die Vereinigten Staaten sind zu finanzieren, Server- und Computersysteme, die mediale Begleitung. Für Probebohrungen etwa könnte man noch ein Kalkbergwerk brauchen…. „Die DHBW“, zeigte sich Adrian Fleck sehr dankbar, „hat uns schon richtig gute Mittel zur Verfügung gestellt.“ Auf 260 000 Euro schätzt der Teamleader die Kosten der TBM, bis sie im Sommer in der Mojave beweisen kann, was sie kann.
Schon weit gekommen
Dass sie so weit gekommen sind, ist für das Dirt Torpedo-Team schon ein „Riesengewinn“. Schließlich haben sich die Finalisten aus einem Bewerberfeld von 400 Gruppen herausgeschält. Auch auf Augenhöhe mit einem rund zehn Mal so großen Team von der TU München zu stehen und sich mit den elf Finalisten zu messen, sei aller Mühen wert und quasi schon ein Preis an sich.
Doch auch an einem visionären Mobilitätskonzept, der Ausgangs-Idee von Tesla, mitzuwirken, ist den Teammitgliedern Antrieb und Lohn zugleich. „Jetzt legen wir den Fokus auf die Entwicklung und die Sponsorensuche“, so Adrian Fleck, „aber wenn wir gewinnen, dann würden wir uns 20 000 Bitcoins von Tesla auch schmecken lassen.“ Dem Start-up-Charakter des Teams entsprechend denkt man sogar schon ein bisschen weiter: „Wir würden uns freuen, wenn mit unserer Arbeit ein Nutzen für die Menschheit rumkommen würde…“ Es bleibt also spannend, oder – um im Wettbewerbs-Jargon zu bleiben – alles andere als langweilig.
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