Protest gegen Sparpläne

„Kirche darf sich nicht zurückziehen“

CDU-Fraktionschef Hagel zum Informationsbesuch bei „Dorfkirchen retten“ in Mörtelstein

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pm
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Kirche muss im Dorf bleiben: CDU-Fraktionschef Manuel Hagel (rechts) informierte sich in Mörtelstein über die Initiative „Dorfkirchen retten“. © Initiative

Mörtelstein. „Gott und Kirche dürfen nicht aus dem Alltag der Menschen verschwinden“, betont der Fraktionsvorsitzende der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion Manuel Hagel mit deutlichen Worten, welchen Stellenwert das Thema Religion bei ihm hat.

Bei einem Besuch bei Vertretern der Initiative „Dorfkirchen retten“ informiert er sich Anfang der Woche darüber, wie sich die Umbrüche und Sparmaßnahmen der Evangelischen Landeskirche in Baden (ekiba) auf das Gemeindeleben vor Ort auswirken.

Die kleine Gemeinde Mörtelstein im Neckar-Odenwald-Kreis musste bereits das ehemalige evangelische Gemeindehaus nach dem Verkauf durch die Kirche für die Nutzung im Ort durch einen Förderverein, viel Eigeninitiative und das Einspringen der politischen Gemeinde retten. „Wir waren uns sicher, dass dafür zumindest ein christliches Gebäude im Ort – nämlich unsere Dorfkirche – erhalten bleiben würde“ betonte Silke Becker.

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Birger-Daniel Grein
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Der Schreck für Sie und ihre Kirchengemeinderatskollegin Bettina Zeus war groß, als die kleine Bergkirche mit der Farbe „gelb“ im Ampelsystem gekennzeichnet wurde. „Gelbe“ und „rote“ Gebäude sollen von der Landeskirche keine Bauzuschüsse mehr erhalten. So kann der Gebäudebestand langfristig nicht gesichert werden. Bei roten Gebäuden hieß es sogar, diese hätten „Sicher keine Perspektive“.

Das wollte die aktive kleine Gemeinde so nicht hinnehmen und man gründete die Initiative „Dorfkirchen-retten.de“. „Großartig, was sie da auf die Beine gestellt haben“, findet Manuel Hagel, der es sich nicht nehmen ließ, persönlich in Mörtelstein vorbeizuschauen. „Kirche darf sich nicht zurückziehen und an der falschen Stelle sparen“, sagte er.

Für ihn stehe fest, dass Kirche besonders auf dem Land noch einen hohen Stellenwert hat und es gelte das Engagement und den Glauben der Menschen vor Ort zu fördern. Hagel bietet den Aktiven in Mörtelstein an zu vermitteln. Mörtelstein stehe beispielhaft für viele kleine Gemeinden, in denen man mit Sorge sieht, wie immer mehr christliche Symbole verloren gehen.

Der bekennende Christ Hagel sucht selbst regelmäßig das Gespräch mit Vertretern der Religionen, um bewusst diese Rückmeldungen aus dem vorpolitischen Raum in die Arbeit der Fraktion einfließen zu lassen. Auch im Bereich des Denkmalschutzes sieht er Möglichkeiten, Schnittstellen zwischen der Politik und den Kirchen noch zu verbessern.

Besonders beeindrucken ihn die Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, die im Glockenturm der kleinen Dorfkirche erhalten geblieben sind. „So etwas muss geschützt und gepflegt werden“, zeigt er sich begeistert und bietet an einen Kontakt zur Denkmalpflege im Land herzustellen.

Der Obrigheimer Bürgermeister Achim Walter freute sich über den Besuch des Landespolitikers im kleinsten Ortsteil seiner Gemeinde. „Auch für uns ist wichtig, dass die ortsbildprägende Kirche in Mörtelstein eine Zukunft hat“, betont er und hebt hervor, dass ein Rückzug aus der Finanzierung zu kurz greift. Für ihn stellt sich die Frage, wie man mit der Gebäudesicherung umgehen würde, wenn einfach der Geldhahn abgedreht werden soll. Die Kirche – umgeben vom Friedhof und als Aussegnungshalle genutzt – könne nicht einfach Verfallen.

Wie viel Herzblut die Mörtelsteinerinnen und Mörtelsteiner für ihre Kirche aufbringen, zeigt auch der von Ehrenamtlichen erst im vergangenen Jahr angelegte Weg, der einen barrierefreien Zugang zum – idyllisch über der Neckarschleife gelegenen – Gotteshaus und Friedhof ermöglicht.

„Ehrenamtliches Engagement wird in den Gemeinden vor Ort gelebt“ sieht auch Manuel Hagel. Menschen lassen sich da nicht einfach mit ihrem Engagement und ihrem Gemeindeleben an einen anderen Ort verlegen. „Kirchliches Engagement muss da erhalten und gefördert werden, wo es natürlich gewachsen ist und Kirche muss da gestärkt werden, wo die Menschen sich aktiv in ihren Gemeinden engagieren“, sieht Hagel die besondere Bedeutung die Religion und Kirchen gerade im Ländlichen Raum haben.

Die Initiative „Dorfkirchen-retten.de“ steht inzwischen mit vielen Gemeinden und auch der evangelischen Kirchenleitung im regelmäßigen Austausch. Sie alle eint der Wille, auch in Zukunft an einer lebendigen Kirche vor Ort mitzuarbeiten. Mit Hagel und der CDU-Fraktion finden sie starke Mitstreiter im Land, die im christlichen Leben eine wichtige kulturelle Stütze der Gesellschaft sehen. pm

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