Corona-Pandemie - Landrat Dr. Achim Brötel fordert Planungssicherheit für den weiteren Verlauf der Impfkampagne

Corona im Neckar-Odenwald-Kreis: Simone Kern erhält 100.000. Impfung

Im regionalen Impfstützpunkt in Fahrenbach ist am Montag die 100 000. Impfung unter der Regie des Landkreises verabreicht worden. Die „Jubiläumsspritze“ erhielt Simone Kern aus Heidersbach.

Von 
Ralf Scherer
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Auch zwischen den Jahren ist der regionale Impfstützpunkt in Fahrenbach gut frequentiert. Vor allem die Nachfrage nach Booster-Impfungen ist groß. © Ralf Scherer

Fahrenbach. Infiziert, genesen, geimpft: Simone und Thorsten Kern aus Heidersbach haben seit Beginn der Pandemie bereits auf verschiedenste Weise „Bekanntschaft“ mit dem Coronavirus und seinen Auswirkungen gemacht. Für sie war es deshalb am Montag im regionalen Impfstützpunkt in Fahrenbach eine Selbstverständlichkeit, sich für die bevorstehende Omikron-Infektionswelle zu wappnen.

Bevor Impfärztin Dr. Carola Penkwitt zur „Jubiläumsspritze“ greifen durfte, hatten Simone und Thorsten Kern jedoch erst die „Qual der Wahl“, wer von ihnen die 100 000. Impfung unter der Regie des Neckar-Odenwald-Kreises erhalten sollte. Selbstverständlich ließ Thorsten Kern seiner Frau den Vortritt. Sie durfte deshalb aus den Händen von Landrat Dr. Achim Brötel einen Geschenkkarton mit fair gehandelten Produkten entgegennehmen.

Der Landrat nutzte seine „flammenden Begrüßungsworte“ für einen kurzen Rückblick auf den Verlauf der Impfkampagne im Neckar-Odenwald-Kreis. Angesichts von 100 0000 Impfungen in Einrichtungen des Landkreises und weiteren 101 500 Impfungen in Haus- und Facharztpraxen sprach Brötel von einer „sensationellen Leistung“. Allein in den regionalen Impfstützpunkten in Fahrenbach und Bödigheim seien inzwischen fast 8000 Impfdosen verabreicht worden, davon 2506 in der zurückliegenden Weihnachtswoche.

Bei Impfquote „Luft nach oben“

„Das zeigt im Übrigen auch, dass die dezentrale Aufstellung in einem Flächenlandkreis wie bei uns absolut richtig war“, sagte Brötel. „Das macht die Wege kürzer.“ Mit dem Erreichen der 100 000er-Marke habe man eigentlich schon an Heiligabend oder am ersten Weihnachtsfeiertag gerechnet. In den vergangenen Tagen habe man jedoch deutlich mehr Termine anbieten können, als tatsächlich nachgefragt wurden.

Die 100 000. Impfung gegen das Coronavirus unter der Regie des Neckar-Odenwald-Kreises hat am Montag Simone Kern (Dritte von links) aus Heidersbach erhalten. © Ralf Scherer

„Am Angebot scheitert es also definitiv nicht mehr. Wer einen Impftermin will, bekommt völlig problemlos und zeitnah ein passendes Angebot“, betonte der Landrat mit Blick auf die bestenfalls durchschnittliche Impfquote im Neckar-Odenwald-Kreis.

Laut den letzten verfügbaren Daten des baden-württembergischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration vom 19. Dezember sind 65,6 Prozent der Landkreisbewohner vollständig immunisiert. Landesweit sind es 65,9 Prozent. Bei den Erstimpfungen hinkt der Neckar-Odenwald-Kreis (66,6 Prozent) dem Landesdurchschnitt (68,1 Prozent) nach wie vor etwas hinterher. Gleiches gilt für die Auffrischungsimpfungen. Während im Neckar-Odenwald-Kreis inzwischen 27,1 Prozent der Bewohner „geboostert“ sind, haben landesweit 28,9 Prozent ihre Auffrischung erhalten. Mit diesen Zahlen ist Landrat Brötel nur bedingt zufrieden: „Da ist noch Luft nach oben.“



Eine Einschätzung, die auch Dr. Penkwitt teilen dürfte. Sie betreibt in Diedesheim eine Hausarztpraxis, arbeitet zusätzlich in den Neckar-Odenwald-Kliniken am Standort Mosbach und unterstützt die Impfkampagne im Landkreis von Beginn an. Während die Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen nach einem kurzen Durchhänger wieder deutlich angezogen hat, berichtete sie von nur wenigen Erstimpfungen in den vergangenen Tagen. An Heiligabend haben Penkwitt und ihre Kollegen in den beiden Impfstützpunkten insgesamt 429 Mal zur Spritze gegriffen. Am ersten Weihnachtsfeiertag wurden in Bödigheim 118 Dosen verabreicht. 139 waren es am zweiten Weihnachtsfeiertag in Fahrenbach.

Erster Kinderimpftag

Auch für den bevorstehenden ersten Kinderimpftag deutet sich nach Auskunft von Volker Noe, Leiter des Impfstützpunkts Fahrenbach, eine große Nachfrage an. 150 Impfdosen von Biontech stehen am Donnerstag für Fünf- bis Elfjährige bereit. In der kommenden Woche sollen dann noch einmal 150 Dosen verabreicht werden. Termine sind ab Dienstag unter www.neckar-odenwald-kreis.de/impfstuetzpunkt buchbar.

Bei der Beschaffung des Impfstoffs ist der Landkreis inzwischen auf sich alleine gestellt. Unterstützung vonseiten des Landes gibt es nicht mehr. Deshalb arbeitet die Landkreisverwaltung in diesem Bereich mit Apotheken zusammen, die bereits die Neckar-Odenwald-Kliniken mit Medikamenten versorgen.

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Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der vierten Infektionswelle ist jedoch der in Deutschland begehrteste Impfstoff wieder einmal knapp. Von 1200 bestellten Einheiten des Vakzins von Biontech werden aktuell nur 150 pro Woche geliefert. „Das reicht für eineinhalb Tage“, betonte Noe. Deutlich besser sehe es bei Moderna aus. Der Impfstoff des US-amerikanischen Herstellers sei problemlos lieferbar.

Über mehr Zuverlässigkeit bei der Versorgung mit Impfstoff hinaus wünscht sich Landrat Brötel generell mehr Planungssicherheit für den weiteren Verlauf der Impfkampagne. Die regionalen Impfstützpunkte sind lediglich bis 31. Januar genehmigt. „Keiner macht sich einen Kopf, wie eine vierte Impfung funktionieren soll. Ein Plan ist überfällig“, monierte Brötel mit Blick auf die sich abzeichnende Omikron-Infektionswelle. Darüber müssten sich die Verantwortlichen in Stuttgart und Berlin schnellstmöglich Gedanken machen. „Wir sind nämlich nur die, die es in der Not umsetzen“, so der Landrat. Vorstellbar sei für ihn eine Art Grundinfrastruktur mit dauerhaft fertig eingerichteten Impfstellen, die man bei Bedarf „aufschließen und loslegen“ könne.

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