ÖPNV

Westfrankenbahn weitet Suche nach Fachpersonal auf Sachsen aus

Aufgrund eines akuten Personalmangels bei der Deutschen Bahn kommt es in den Kreisen Main-Tauber und Neckar-Odenwald zu erheblichen Zugausfällen und Einschränkungen, was die Nutzung der Bahn für viele Kunden unzuverlässig macht.

Von 
Klaus T. Mende
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Das Zugangebot ist bis auf Weiteres in der gesamten Region Odenwald-Tauber stark ausgedünnt. Die Westfrankenbahn „fahndet“ jetzt auch in Sachsen nach Fachpersonal. © Klaus T. Mende

Odenwald-Tauber. Die Nutzung der Bahn avanciert für zahlreiche Kunden in den Kreisen Main-Tauber und Neckar-Odenwald mittlerweile immer mehr zu einem Lotteriespiel: Kommt der Zug – oder bleibt er auf der Strecke? Denn in nächster Zeit kommt es auf Tauber-, Maintal- und Madonnenlandbahn (mal wieder) zu starken Einschränkungen und gravierenden Zugausfällen. Die Fränkischen Nachrichten haben (mal wieder) bei der Deutschen Bahn nachgefragt.

Leistungen nicht zu erbringen

„Leider können wir aufgrund einer sehr angespannten Personallage die Stellwerke nicht – wie erforderlich – besetzten, was zur Folge hat, dass wir aufgrund von Schichtplanumstellungen zum Ein-Schichtbetrieb einige Leistungen nicht auf der Schiene erbringen können und hier zeitweilig auf einen Busersatzverkehr umstellen müssen“, beantwortet ein Pressesprecher des Konzerns eine Anfrage der Fränkischen Nachrichten.

Kommentar Zuverlässigkeit erwünscht

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Klaus T. Mende
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Auf der Tauberbahn sehe das Konzept durch den Ein-Schicht-Betrieb vor, dass der Zugverkehr werktags zwischen 6 und 16 Uhr und an den Wochenenden zwischen 8 und 18 Uhr durchgeführt werden könne. „Auf der Madonnenlandbahn werden aufgrund von Triebfahrzeugführer-Mangel von Montag bis Freitag zwischen 12 und 21 Uhr zehn Züge durch Busse ersetzt“, teilt der DB-Sprecher weiter mit.

Auf der Maintalbahn komme es durch Unterbesetzung beim Stellwerkspersonal ebenso zu Einschränkungen und Teilausfällen. „Für die Beeinträchtigungen bitten wir um Entschuldigung.“

„Wir haben trotz größter Anstrengungen beim Recruiting auf mehreren Kanälen und Bewerbertagen nicht genügend geeignete Bewerber finden können“, räumt der Sprecher die Probleme ein. Bei der Funktionsausbildung zum Fahrdienstleiter sei von zehn Bewerbern lediglich eine Person tauglich gewesen. „Hier weiten wir unsere Recruiting-Maßnahmen auf andere Bundesländer wie Sachsen aus und versuchen zudem, durch Personalausleihen die Unterbesetzung bei den Stellwerken als auch dem Fahrpersonal zu kompensieren.“ Weiterhin könne man durch das Vorziehen der Außerbetriebnahme der Bahnhöfe Markelsheim und Satteldorf wegen Anschluss an ein elektronisches Stellwerk mittelfristig weiteres Personal freistellen, „das dann in den Stellwerken eingesetzt werden kann“, ist abschließend zu erfahren.

Unbefriedigende Situation

Jetzt hat sich wegen der unbefriedigenden Situation im Bereich der Westfrankenbahn (WFB) MdL Dr. Wolfgang Reinhart mit einem Schreiben an Verkehrsminister Winfried Hermann, das den FN vorliegt, eingeschaltet. Massive Zugausfälle und Schienenersatzverkehre im Zuleitungsverkehr der WFB kennzeichneten das Bild der jüngeren Vergangenheit. Wie das Unternehmen auf seiner Homepage vermeldet, solle es an Sonn- und Feiertagen nun gar bis in den Oktober hinein zu Zugausfällen auf der Tauberbahn kommen, wobei die Fahrgäste – wohlgemerkt während der Hauptsaison in der hiesigen Radfahr- und Tourismusregion – erneut mit Ersatzbussen „abgespeist“ werden sollen, bei denen häufig eine Mitnahme von Fahrrädern nicht möglich erscheine, schreibt Reinhart.

Darüber hinaus sei, offenbar aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung von Personal, auch an Werktagen bis Ende Juli, zwischen Wertheim und Crailsheim mit Ausfällen und Schienenersatzverkehren zu rechnen, was gerade auch für Pendler der ÖPNV-Nutzung unattraktiv mache. „Dass die Westfrankenbahn dabei auf ihrer Homepage mit dem Slogan ,Flexibel.Innovativ.Sympathisch’ wirbt, mag für viele frustrierte Fahrgäste mittlerweile wohl zynisch erscheinen“, so Reinhart in seinem Brief ans Verkehrsministerium.

Vor diesem Hintergrund wartet Dr. Wolfgang Reinhart mit einem Fragenkatalog an den Minister auf.

Das sind die Fragen von Dr. Wolfgang Reinhart an Verkehrsminister Winfried Hermann

  • Wie bewertet das Ministerium die Betriebsqualität des Schienen-Personennahverkehrs auf der Westfrankenbahn und der Frankenbahn?
  • Bis wann ist aus Sicht des Ministeriums noch mit Einschränkungen auf der Westfrankenbahn zu rechnen?
  • Wie wird gewährleistet, dass sich die derzeitigen Einschränkungen auf der Westfrankenbahn nicht zu einem Dauerzustand entwickeln, in welchem der regulär pünktlich verkehrende Zug zum Ausnahmefall und der Busverkehr – trotz bestehender intakter Schieneninfrastruktur – zum Regelfall wird?
  • Wie steht das Ministerium mit den beteiligten Infrastrukturunternehmen der Westfrankenbahn in Kontakt?
  • Wie wirkt es auf diese ein und auf welche konkrete Weise gedenkt das Ministerium bei den beteiligten Unternehmen auf eine Verbesserung der Betriebsqualität hinzuwirken?
  • Welche Rolle spielt aus Sicht des Ministeriums die Personalsituation der beteiligten Infrastrukturunternehmen?
  • Inwieweit sind diese Unternehmen überhaupt noch in der Lage, „kurzfristige Personalausfälle“, die in jedem Unternehmen immer mal wieder vorkommen, aufzufangen und so zu kompensieren, dass dies keine längerfristigen Einschränkungen nach sich zieht? Wie soll diese Problematik kurz- bis mittelfristig gelöst werden?

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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