Unterbalbach/Röttingen. Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt – so das Motto der bundesweit bisher 34 Finisher der sogenannten „Everesting-Challenge“.
Ziel ist es, zu Fuß oder mit dem Fahrrad 8848 Höhenmeter am Stück zu absolvieren und damit eben virtuell den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest in Nepal, zu bezwingen. Jochen Hertlein aus Unterbalbach hat sein Rennrad genommen und ist jetzt Deutschlands 35. Athlet, der die ungewöhnliche Herausforderung erfolgreich absolviert hat.
Insgesamt 52-mal musste er dazu die 175 Höhenmeter zwischen dem bayerischen Röttingen und dem baden-württembergischen Neubronn hoch- und natürlich auch wieder runterfahren, um die insgesamt 8848 Höhenmeter zu erreichen, stets unterstützt von seiner Familie, Arbeitskollegen und Freunden, die auf dem an der Strecke liegenden Waldparkplatz einen Versorgungspunkt eingerichtet hatten.
Nach 15 Stunden hat Hertlein den "Mount Everest" bezwungen
Das Wetter passte, es war nicht zu warm, die Bäume spendeten teilweise Schatten – dennoch war es natürlich eintönig, den langen und steilen Berg mit einer durchschnittlichen Steigung von über sieben Prozent ein ums andere Mal zu bezwingen: „Natürlich merkt man, dass einem die Kräfte am Ende ausgehen. Aber ich habe keinen mentalen Einbruch oder so gehabt und mich einfach auf meinen Tritt konzentriert“, berichtet der Ausdauer-Sportler.
Wegen anhaltender und hartnäckiger Nackenbeschwerden war die Aktion bis zuletzt unsicher, doch nach fast genau 15 Stunden hatte Jochen Hertlein sein Ziel erreicht und nach insgesamt knapp über 260 absolvierten Fahrkilometern die Everesting Challenge erfolgreich hinter sich gebracht: „Vielleicht bin ich noch aufgeputscht und das Erschöpfungsgefühl kann sich noch gar keinen Platz schaffen – aber im Moment bin ich einfach nur glücklich und auch ganz zufrieden mit dem Ergebnis“, freute sich Hertlein direkt nach der Ankunft im Ziel. Jede der insgesamt 52 Fahrten hat ziemlich genau 15 Minuten in Anspruch angenommen – im Vorfeld war der 46-Jährige von einer Zeit um die 16 Stunden ausgegangen.
Inklusive einiger Pausen ist er letztlich über eine Stunde schneller als geplant: Nach 14:58 Stunden kommt er ins Ziel, die reine Fahrtzeit betrug sogar nur 13:16 Stunden. Über 6600 Kalorien hat er dabei verbraucht, die Höchstgeschwindigkeit in der Abfahrt betrug 82,4 Stundenkilometer. Und das Wichtigste: mit insgesamt 8891 Höhenmetern hat er theoretisch den höchsten Berg der Welt mit dem Rennrad bezwungen.
Mentale Gesundheit: Ausdauersport auch bei Depressionen vorteilhaft
Der hauptberufliche Sozialberater hat täglich mit der psychosozialen Versorgung von psychisch belasteten und erkrankten Menschen zu tun. Deshalb ist er von den positiven Auswirkungen des Ausdauersports auf die mentale Gesundheit überzeugt: „Jeder weiß, dass Endorphine während dem Sport ausgeschüttet werden. Neue Studien zeigen aber auch, dass Ausdauer-Sport beispielsweise bei der Behandlung von Depressionen ein wichtiges Element sein kann. Das ist in der Bevölkerung noch weitgehend unbekannt – deshalb möchte ich mit meiner Aktion positive Werbung dafür machen.“
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