Erfolgreiche Modedesignerin - Beim Musical „Zeppelin“ von Ralph Siegel ist eine  26-Jährige aus Lauda für die Kostüme verantwortlich

Raphaela Dürr aus Lauda sorgt für Glitzer und Glamour bei "Zeppelin"-Musical

Mit großartigen Kritiken ist die Premiere von „Zeppelin“ in Füssen gefeiert worden. Mittendrin ist eine Laudaerin: Raphaela Dürr zeichnet für die Kostüme verantwortlich.

Von 
Diana Seufert
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Lauda. Die Begeisterung sprüht nur so aus Raphaela Dürr heraus. Die 26-jährige Laudaerin erzählt mit einer ansteckenden Leidenschaft von „Zeppelin“, dem Musical von Ralph Siegel (Komponist) und Hans Dieter Schreeb, der das Skript geliefert hat. Kein Wunder, hat sie doch das Design für die Kostüme der Sänger und Tänzer für das Festspielhaus in Füssen entworfen. Die Spange mit dem Zeppelin am Revers ihres Jackets trägt sie mit Stolz. Sie zeigt, dass sie zum Team gehört. „Die kann man nicht kaufen, die muss man sich verdienen“, scherzt die junge Frau.

Das Musical erzählt die Geschichte der Luftfahrt mit der Familie von Graf Zeppelin und dem Unglück der „Hindenburg“, die 1937 in Flammen aufging. Es spielt in verschiedenen Zeitebenen, vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Absturz des Luftschiffes – melodramatisch, aber trotzdem nicht mit einen negativen Gefühl für die Zuschauer verbunden. „Es ist spannend, dass damit ein Teil deutscher Geschichte auf die Bühne gebracht wird“, findet Raphaela Dürr. Mehr als 60 Personen gehören zum Cast, darunter auch 24 Kinder. „Die Premiere war super, nervenaufreibend, spannend und erfolgreich“, schwärmt die Laudaerin von der Welturaufführung vor wenigen Tagen. Die letzten Wochen hatte sie auf diesen Tag hingefiebert, fast Tag und Nacht gearbeitet. „Ich bin glücklich und erleichtert, aber es ist auch ein bisschen Wehmut dabei“, schwebt sie auf einer großen Euphoriewolke. Für sie sei das ein riesiger Meilenstein.

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Arno Boas
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Ralph Siegel spreche immer von „seiner Zeppelin-Familie“, was die junge Frau sehr freut. Der bekannte Komponist und dessen Frau Laura seien „total entspannt“ und hätten einen „engen Kontakt zu den Künstlern“. Siegel habe auch die ganze Crew nach München zu seinem Geburtstag eingeladen.

Nachdem die Laudaerin das Textbuch zum Musical gelesen hatte, war sie selbst etwas überrascht, wie die unterschiedlichen Teile umgesetzt werden sollen. Die Ideen für die Kostüme ließen aber nicht lange auf sich warten. Zwar entspringen die Designs ihrer Kreativität, aber sie „sollten auch historisch belegt sein“, macht die modebegeisterte Frau deutlich. Also hatte sie sich an Schnitt und Optik vor rund 100 Jahren orientiert. Was passt zu welchen Schauspieler, ist für sie die Herausforderung.

„Design und technische Zeichnungen machen unheimlich Spaß“, erzählt sie. Auf das Aussuchen der Stoffe und Materialien wird dabei Wert gelegt, berichtet die gelernte Schneiderin, die sich beim Modehersteller René Lezard in Schwarzach ihre ersten Sporen verdient hat. Danach werde die Arbeit etwas trockener, wenn es um die handwerkliche Umsetzung und das Fitting, dem Anpassen der einzelnen Stücke, geht.

Bei den Proben war das „Team Kostüm“ mit Raphaela Dürr und Lisa Rietzler immer dabei. „Wir haben noch einiges nachgearbeitet oder teilweise die Kostüme komplett ausgetauscht.“ Allein für die zehn Tänzerinnen kam da einiges zusammen, denn jede hat 20 verschiedene Outfits. Für den Hauptcast hat man die Kostüme gleich in drei unterschiedlichen Größen anfertigen lassen. Weil „Quick Changes“, also Kostümwechsel, in wenigen Sekunden erfolgen, müssen die Stücke entsprechend genäht sein. 3500 Teile vom Kleidungsstück bis zum Accessoire umfasst der Fundus der Produktion. Doch Raphaela Dürr hat die Reihenfolge bei den Auftritten genauso im Kopf wie die Zuordnung, welches Kleidungsstück zu welchem Schauspieler gehört.

Dass die tollen Kostüme die Handschrift von Raphaela Dürr tragen, bestätigen Mutter Marion und Schwester Catherine. „Es hat gefunkelt und geglitzert, aber das war ja auch die Zeit damals“, sagen die beiden, die am Premierenwochenende vor Ort waren und sie unterstützt haben. Vor allem in den Revue-Kleidern der Tänzerinnen werde dies deutlich. „Wir haben einen Hang zu Pailletten“, gesteht die Designerin. Witzig finden Mutter und Schwestern die Broadway-Revue-Nummern und den Einfall mit Fledermausflügeln der Kleider, die die US-Flagge zeigen. Gänsehaut-Moment hatten sie auch bei den Songs, die Ohrwurm-Charakter haben.

Entscheiden, was sie lieber mag, will sich die junge Frau mit den langen blonden Haaren und dem ansteckenden Lachen nicht. Natürlich sei der kreative Part ein ganz wichtiger Faktor. Doch auch das Organisatorische und die Zusammenarbeit mit der Leitung des Festspielhauses will sie nicht missen. Überhaupt findet sie ihren Arbeitsplatz „traumhaft“: Mit Blick auf den Forggensee und vor allem Schloss Neuschwanstein.

Mit zwölf Jahren begann die Laudaerin zu nähen, damit stand ihr Berufswunsch fest: Sie wollte Modedesignerin werden. Nach dem Abitur und der Schneiderlehre folgte das Studium an der Akademie für Mode und Design in München, das sie mit Bravour abschloss.

Wie es dazu kam, dass sie die Kostüme-Kreationen übernahm, ist eher ein Zufall. Bereits beim Musical „Ludwig2“ 2018 und später bei „Die Päpstin“ war sie Teil des Teams und kreierte zahlreiche Kostüme. Als Ralph Siegel auf der Suche nach einer Spielstätte die Musicals in Füssen gesehen hatte, war er ganz begeistert von der Arbeit der jungen Modedesignerin, die 2015 als Deutschlands beste Modenäherin die Ausbildung abgeschlossen hatte. Er wollte genau sie haben.

Stolze Designerin

„Die Anfrage macht mich unheimlich stolz.“ Und auch, dass Siegels Frau Laura ihr Premierenkleid von ihr habe nähen lassen, freut sie besonders. Zusammen mit dem eigenen Kleid, einem „Traum in Creme“ mit Pailletten und schmalen Trägern, hatte sie es in „einigen Nachtschichten“, wie sie sagt, erschaffen. Und sie plant bereits das Brautkleid ihrer Schwester, die im nächsten Jahr heiraten wird.

Nach so viel Ruhm in jungen Jahren will Raphaela Dürr sich aber nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. „Ich bin ein Mensch, den es umtreibt. Ich will noch so viel ausprobieren“, sagt sie. Vor allem Film- und Fernsehproduktionen würden sie reizen. Festlegen muss und will sie sich noch nicht. Denn während „Zeppelin“ zunächst noch bis zum 7. November läuft, stehen schon die Arbeiten für das nächste Musical an: „Die Schöne und das Biest“ wird in Füssen zu erleben sein, „Ludwig2“ wird wieder aufgenommen. Dafür müssen zahlreiche Kostüme vorbereitet sein.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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