Raser und Poser im Fokus

Odenwald-Tauber: Motorengeheul soll es an den Kragen gehen

Heilbronns neuer Polizeipräsident Frank Spitzmüller will mit verstärkten Maßnahmen „den Voyeurismus eindämmen“

Von 
Klaus T. Mende
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Ein Polizist kontrolliert ein getuntes Fahrzeug. Im Zuständigkeitsbereich des Heilbronner Polizeipräsidiums soll es einerseits Motorengeheul und Bleifüßen an den Kragen gehen. Doch auch auf deutliche Geschwindigkeitsüberschreitungen wird in Zukunft verstärkt der Fokus gelegt. © DPA/Klaus T. Mende

Odenwald-Tauber. Riskante Fahrmanöver, übertriebenes Beschleunigen, unzumutbare Geräuschkulissen auf den Straßen mitten in der Nacht, mit quietschenden Reifen und deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch Tempo begrenzte Bereiche – der neue Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller nimmt zusammen mit seinen Beamten die Raser- und Poserszene in der Region Heilbronn-Franken verstärkt ins Visier und möchte somit einen aktiven Beitrag dazu leisten, dass dieses Phänomen nicht noch weiter ausufert. Während die Poserproblematik sich doch mehr in Ballungsräume verlagert, seien deutliche Tempoüberschreitungen doch eher ein gesamt-präsidiales Ärgernis, auf das nun der Fokus gelegt werde.

Bilder ähneln sich

Wenn – oftmals – junge Männer mit PS-starken Autos in Unfälle verwickelt sind, ähneln sich die Bilder. Die Geschwindigkeiten sind hoch, die Fahrkenntnisse meist noch wenig ausgeprägt – nicht selten enden solche Situationen tödlich. Teilweise kommen nicht die Fahrer selbst zu Schaden, sondern Unbeteiligte, die ganz einfach sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten.

Es müssen aber nicht unbedingt illegale Wettrennen in Großstädten sein – es reichen auch schon Raser im ländlichen Raum, die durch ihre riskante und übermütige Fahrweise sich und andere Verkehrsteilnehmer in höchste Gefahr bringen. Davon bleibt auch die Region Odenwald-Tauber nicht verschont, auch wenn sich hier die Fälle in weitaus niedrigeren Sphären bewegen als in Metropolen.

In anderes Auto gekracht

Rückblick: Am 12. Februar wird ein Raser einer Familie zum Verhängnis. Mit Tempo 80 kracht ein Auto in der Heilbronner Wollhausstraße in ihr Fahrzeug. Dort sind 40 Stundenkilometer erlaubt. Der Vater stirbt, die Mutter und zwei Kinder werden verletzt. Ein Verdächtiger kommt später in Untersuchungshaft.

„Das Thema Rasen spielt mit Blick auf das Sicherheitsgefühl der Bürger eine Rolle“, äußert sich Polizeipräsident Frank Spitzmüller im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Jene Verkehrsteilnehmer, die sich ordentlich und regelkonform verhielten, würden dadurch maßgeblich beeinflusst. In der Raserei liege „ein gefährliches Potenzial, bei es sogar zu Tötungsdelikten kommen kann, wie der Heilbronner Fall zeigt“.

Deswegen sei es für ihn um so wichtiger, dass „wir als Polizei im Rahmen der Verkehrsüberwachung einen Fokus drauf legen“. Und dazu gehöre für ihn ganz ausdrücklich auch die Poserszene – „dieses Zur-Schau-Stellen im Verkehrsraum mit entsprechenden Rasereien oder Geräuschkulissen“.

Verlagerung in soziale Medien

Der Heilbronner Polizeichef moniert den Umstand, dass sich diese Problematik zunehmend in sozialen Medien verlagere, in die Bilder und Videos eingestellt würden, was „zu einem Voyeurismus führt, an dem sich andere ergötzen“. Und dem solle Einhalt geboten werden.

„Ich möchte nicht falsch verstanden werden, hierbei geht es nicht um einfache Geschwindigkeitsübertretungen von 5 oder 10 km/h. Vielmehr geht es mir um diese Exzesse“, macht Frank Spitzmüller gegenüber unserer Zeitung weiter deutlich. Ziel sei, diese Entwicklungen im Auge zu behalten, um frühzeitig mit den entsprechenden Maßnahmen zu intervenieren – sei es durch Schwerpunktkontrollen oder spezifische Überwachungsmaßnahmen. Solche Dinge seien innerhalb des Präsidiums schon am Laufen, also kein gänzlich neues Thema. „Aber bei solch herausragenden Einzelfällen wie zuletzt in Heilbronn mit tödlichem Ausgang gilt es, nochmals den Blick zu schärfen.“

Ob in der Stadt oder in der Fläche – diese Phänomene würden unterschiedlich zutage treten, ist sich der 50-Jährige sicher. Im innerstädtischen Raum falle dies bisweilen ganz anders ins Gewicht, als wenn man auf einer einsamen Landstraße mal etwas schneller fahre. „Es geht nicht darum, die Autofahrer als Ganzes zu drangsalieren, sondern um diejenigen, denen es nur um Grenzüberschreitungen geht, also sich durch Raserei zu profilieren und zur Schau zu stellen“, findet Frank Spitzmüller noch einmal klare Worte.

Verschiedene Szenen

Beim Thema Geschwindigkeit gebe es verschiedene Szenen, sei es bei Pkw oder Motorrad, wo bestimmte Labels durch ein Risiko behaftetes schnelles Fahren eine gewisse Anhängerschaft hätten. Hierbei werde in gewissem Maße auch billigend in Kauf nimmt, dass „Verkehrsteilnehmer, die sich an die Regeln halten, ebenfalls gefährdet werden“. Ab einem bestimmten Bereich bei dieser Raserei habe es der Einzelne nicht mehr im Griff, was passieren könne. Und da müsse angesetzt werden, äußert sich der Präsident abschließend. Auf einen Nenner gebracht: Motorengeheul und Bleifüßen solle es vermehrt an den Kragen gehen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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