Lauda-Königshofen. Das Martin-Schleyer-Gymnasium Lauda bietet das Abitur in neun statt in acht Jahren an. Der Modellversuch wurde nun verlängert.
Lauda-Königshofen. Turbo-Abitur oder Entschleunigung? Für die Schülerinnen und Schüler am Martin-Schleyer-Gymnasium (MSG) in Lauda-Königshofen steht fest: Sie wollen sich für die allgemeine Hochschulreife etwas mehr Zeit lassen – obwohl das Abitur nach acht Jahren in Baden-Württemberg die Regel ist.
Was vor zehn Jahren als Modellversuch nach der heftigen Kritik um die Einführung des G8 ins Leben gerufen wurde, soll fortgeführt werden. Das Kultusministerium in Stuttgart unter Leitung von Theresa Schopper (Grüne) hat vor kurzem entschieden, dass es auch in den nächsten fünf Jahren Gymnasien geben soll, die den Lernstoff auf neun statt sonst acht Jahre verteilen. Offiziell wäre der Modellversuch im Sommer 2023 ausgelaufen. Eines dieser aktuell 43 allgemeinbildenden G9-Gymnasien in Baden-Württemberg ist in Lauda.
Fortführung sinnvoll
„Wir freuen uns, dass das Kultusministerium kürzlich bekannt gegeben hat, den Modellversuch für G9 um weitere fünf Jahre zu verlängern. Die Fortführung ist ob der Vorzüge von G9 sicherlich sehr sinnvoll. Im Main-Tauber-Kreis besteht für Schülerinnen und Schüler also auch weiterhin am MSG die Möglichkeit, sich für eine entschleunigte Gymnasialzeit zu entscheiden“, äußert sich der Schulleiter des Martin-Schleyer-Gymnasiums, Dr. Gernert, zufrieden.
Vor zehn Jahren konnten in Baden-Württemberg die ersten Gymnasien wieder den neunjährigen Weg zum Abitur anbieten. „Unter ihnen befand sich das Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda-Königshofen, das sich erfolgreich für den Modellversuch beworben und bereits in der ersten Tranche den Zuschlag erhalten hatte“, betont Schulleiter Dr. Jürgen Gernert. Angesichts der Regularien des Modellversuchs G9 und der bildungspolitischen Positionierung der Landesregierung werde die Anzahl der berücksichtigten Gymnasien in dieser Legislaturperiode wohl nicht mehr erweitert werden.
Die Bewerbung um G9 traf am MSG von Anfang an auf eine Welle der Zustimmung unter den Schülerinnen und Schülern, bei den Eltern, im Kollegium und beim Schulträger, erinnert man sich bei der Schulleitung. „Viele schätzen die Rückkehr zum neunjährigen gymnasialen Bildungsweg.“
Und es sind bei weitem nicht nur Schülerinnen und Schüler aus dem Stadtgebiet von Lauda-Königshofen und den umliegenden Kommunen, die das entschleunigte Abitur vorziehen. Mittlerweile kommen Kinder aus verschiedenen Gemeinden des mittleren Taubertals an das Gymnasium in Lauda-Königshofen. „Alle interessierten Schülerinnen und Schüler konnten bisher aufgenommen werden. Die Klassenstufe 5 startet drei- oder vierzügig ins jeweilige Schuljahr“, macht Gernert deutlich.
G 9 bringt Vorteile
Nach wie vor wirke sich das zusätzliche Schuljahr im Vergleich vorteilhaft für die Kinder und Jugendlichen aus. G9 bringe „verträglichere Lernbedingungen“ mit sich. Die Verteilung der Lerninhalte auf neun statt acht Jahren eröffne im Unterricht mehr Raum, den Stoff zu lernen und durch Üben und Anwenden zu vertiefen. Die Vermittlung der Bildungsinhalte könne besser an das Alter und den Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler angepasst werden, ist man in Lauda überzeugt. Und: Mit dem gleichen Bildungsplan, gleichen Inhalten und der gleichen Abiturprüfung wie in G8 erhielten die Schülerinnen und Schüler qualitativ auch die gleiche Ausbildung, nur eben auf die altbewährte und verträglicherer Weise.
Über das Fachliche hinaus gelte es, auch die sozial-emotionale Entwicklungen der Jugendlichen im Blick zu behalten, gerade in der Unterstufe.
„Bis in die Mittelstufe hinein findet am MSG überhaupt kein Nachmittagsunterricht statt.“
Die Schülerinnen und Schüler haben weniger Wochenstunden zu absolvieren und erhalten so mehr Gelegenheit, sich am Nachmittag sportlich, musikalisch, sozial, politische oder für Natur und Umwelt zu engagieren und so außerschulisch Erfahrungen zu machen und Kompetenzen zu erwerben. Sie können schließlich auch vermehrt mit Freunden oder der Familie zusammen sein.
Für den Nachmittag hält auch das MSG als offene Ganztagesschule ein breites Angebot mit Cafeteria, Hausaufgabenbetreuung und Arbeitsgemeinschaften bereit, aus dem nach Belieben ausgewählt werden kann.
„Mehr freie Zeit und weniger Druck schaffen gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches und stressfreieres Lernen und das von Anfang an ab Klasse 5“, bilanziert Dr. Gernert die Vorzüge von G9. „Lernen muss man ja nicht unbedingt im Akkord.“
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