Lauda-Königshofen. Valentina, Paul und Pablo sitzen in verschiedenen Gruppen im Rathaussaal in Lauda zusammen und überlegen. Das Umfeld in der Stadt gerade für Jugendliche zu verbessern, ist das Ziel. Sie sind drei von rund 30 Teilnehmern beim ersten Jugendforum Lauda-Königshofen. Morgens sind die Schüler dran, abends die Jugendlichen, die schon berufstätig sind oder außerhalb zur Schule gehen.
Schon länger hatte man sich bei der Verwaltung Gedanken über die Jugendbeteiligung gemacht und den Prozess mit einem ersten Treffen angestoßen. Doch dann kam Corona. Vor kurzem wurde die Stadt ins Programm des Landes „Jugend bewegt“ als eine von nun 97 Kommunen aufgenommen.
Beim neuerlichen Anlauf am Freitag ist die Resonanz der Schülerinnen und Schüler groß. Alle Schulen haben Vertreter gesandt, die vorher demokratisch bestimmt wurden. Und sie haben sich bereits konkret mit der Situation ihrer Heimatstadt auseinandergesetzt.
Zukunftsthemen der Jugend
„Es geht um sehr wichtige Themen für die künftigen Generationen“, sagt die 15-jährige Valentina Weinand. Sie besucht die 9. Klasse der Gemeinschaftsschule und findet, dass zu wenig für Kinder und Jugendliche getan wird. Deshalb engagiert sie sich. Sie sei sogar die erste ihrer Schule gewesen, die sich angemeldet habe, erzählt sie stolz. Ihr Thema ist die Verbesserung der Schulhöfe im Stadtgebiet: Mehr Tische und Bänke dort würde das Arbeiten im Freien ermöglichen, aber auch die Möglichkeit bieten, sich nach der Schule „zum Chillen und Quatschen“ zu treffen. Und mehr Veranstaltungen für ihre Altersgruppe, vielleicht eine Jugenddisco oder Kino, fände sie auch nicht schlecht.
Paul Tack war schon beim ersten Treffen 2019 mit dabei. Der Realschüler findet es toll, dass Jugendliche mitbestimmen dürfen. Das Sammeln von Ideen, damit sich einiges verbessert und es vielleicht auch Aktivitäten für Jugendliche gibt, ist für ihn ein wichtiger Schritt. „Für mich war sofort klar, dass ich dabei bin“, sagt der 15-Jährige. „Ich hoffe, dass wir etwas bewegen können, weil viele Wünsche umsetzbar sind.“
Das sieht auch Bürgermeister Dr. Lukas Braun so. „Ihr habt das richtig gut herausgearbeitet“, zollt er den Teilnehmern ein großes Lob für Anregungen und Kritikpunkte. Und: „Aus manchem Vorschlag kann schnell ein konkretes Projekt werden.“
Nicht bei alle Vorschlägen liegt die Entscheidungsbefugnis auch bei der Stadt, etwa bei der Verbesserung des ÖPNV. Und nicht alles muss aus seiner Sicht den Gemeinderat passieren. „Sitzgelegenheiten oder einen Basketballkorb auf dem Pausenhof, mehr Müllereimer oder auch die Ertüchtigung von Bolzplätzen sind Punkte, die man mit den jeweiligen Fachbereichsleitern im Rathaus klären kann.“ Eine Umsetzung in den nächsten Monaten sieht er realistisch. Als „spannend“ bewertet Braun die konkreten Überlegungen der jungen Teilnehmer – und er freut sich, wie gut sie darüber informiert sind, was Kommunen leisten können und was nicht. „Es wird sehr projektbezogen vor Ort gedacht.“
Unter der Leitung von Heiko Bäßler von der Jugendstiftung Baden-Württemberg, Anna Ehrmann von der Mobilen Jugendarbeit und Sabine Baumeister, Fachbereichsleiterin bei der Stadt, können rund 30 Schülerinnen und Schülern zwischen 13 und 18 Jahren ihre Wünsche und Ideen zusammentragen. Die Verantwortlichen hören zu und nehmen die Anregungen entgegen. Auf Tafeln wurde vorher notiert, was als Stärken empfunden wird, etwa das Schwimmbad, die Fahrradfreundlichkeit oder auch die Zahl der Sportplätze. Daneben stehen die „Nachteile“: Zu geringes Angebot beim ÖPNV, fehlende Sitzmöglichkeiten rund um die Schulen oder auch nicht reparierte Tore am Bolzplatz. Die Ideen, was man für die jungen Bürger tun kann, reichen von mehr Veranstaltungen und Kino über Sportmöglichkeiten wie mehr Basketballkörbe und Zonen zum Chillen bis zum freien W-Lan.
Weichen richtig gestellt
Bäßler ist begeistert vom Engagement der jungen Leute. Er unterstützt und begleitet den Prozess. „Die Stadt hat die Weichen richtig gestellt und im Team überlegt, wie eine Jugendbeteiligung aussehen kann“, befürwortet er den offenen Umgang mit dem Thema. „Wenn beide Seiten gemeinsam an einem Strang ziehen, kann man viel erreichen.“ Jugendliche bei den Feldern, die sie angehen, zu beteiligen, sie mitsprechen zu lassen, statt über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden, ist für ihn wichtig. Damit würden nicht nur die Entscheidungen passgenauer, sondern auch demokratische Grundwerte vermittelt. „Und wir zeigen den Jugendlichen, dass sie ernst genommen werden.“ Die jungen Leute würden häufig unterschätzt, findet Bäßler. „Sie denken differenziert, ihre Ideen gehen genauso in die Tiefe wie die der Erwachsenen.“
Als Bindeglied fungiert Anna Ehrmann von der Mobilen Jugendarbeit und ist überzeugt: „Es ist für die Entwicklung unheimlich wichtig, dass die Jugendlichen gehört werden.“ Sie freut sich über das große Engagement, das die Gruppen an den Tag legen – vor allem bei der Präsentation ihrer Wünsche zum Abschluss des Vormittags vor Bürgermeister und den Vertretern des Gemeinderats.
Der Auftakt zur Jugendbeteiligung ist in ihren Augen gelungen, der Dialog muss weiter betrieben werden. Die Unterstützung dafür haben die Teilnehmer nicht nur von Sabine Baumeister, sondern auch vom Bürgermeister. Beide ermuntern die Jugendlichen immer wieder, nicht locker zu lassen und nachzubohren. Denn für dieses offene Format stehen 3000 Euro vom Gemeinderat und weitere 2000 Euro über die Aktion „Demokratie vor Ort“ des Landes zur Verfügung. Geld, das für Anliegen der jungen Bürger investiert werden soll.
Paul und Valentina hören aufmerksam zu. Sie wollen nicht locker lassen und sich weiter für ihre Altersgenossen einsetzen.
Wer zwischen 13 und 18 Jahren ist und sich für das Jugendforum interessiert, kann sich am Treffen der Projektgruppe am 29. Juni um 16 Uhr im Mobilen Jugendtreff neben dem Rathaus beteiligen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-lauda-koenigshofen-ideen-fuer-mehr-jugend-freundlichkeit-_arid,1959113.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen.html