Gesellschaft - Klimaarbeitskreis Lauda-Königshofen wurde kürzlich ins Leben gerufen

Lauda-Königshöfer setzen auf Energiewende vor Ort

Klima geht alle an – und das direkt vor der eigenen Haustür. Deshalb hat sich nun ein Klimaarbeitskreis als loser Zusammenschluss gegründet.

Von 
Diana Seufert
Lesedauer: 

Lauda-Königshofen. In Sachen Klima und Energiewende soll etwas passieren. Darin sind sich Christina Sack, sowie Silvia und Armin Hambrecht und Rosemarie Lux einig. Vor wenigen Wochen haben sie den Klimaarbeitskreis in der Stadt Lauda-Königshofen ins Leben gerufen. Sie wollen etwas bewegen und Vorschläge für Verbesserung, was verbessert werden kann. Vorgeben, was zu tun ist, ist aber nicht die Sache des Arbeitskreises. Gemeinsam mit den Teilnehmern will man Ideen sammeln. „Es ist ein ambivalentes Thema“, sagt Armin Hambrecht. Einerseits müsse sich schnell etwas tun, andererseits brauche man einen langen Atem beim Klimaschutz. Doch schon das Wort „Klimaschutz“ ist für die drei Initiatoren des Arbeitskreises der falsche Ausdruck. „Wir schützen vor allem uns selbst“, sind sie überzeugt.

Status quo ermitteln

Um richtig loslegen zu können, bedarf es aus ihrer Sicht erst einmal einer Auflistung des Ist-Zustands. Das fehle in Lauda-Königshofen noch. Wo steht man in der Kommune, wo liegen die Potenziale, wie kann man sie nutzen: Das soll erhoben werden, um dann in kleinen Schritten mögliche Veränderungen herbeizuführen – gemeinsam mit der Bevölkerung und den politisch Verantwortlichen. „Die Leute wollen sehen, was sich bewegt. Und dazu braucht man auch eine Aufstellung, wie es vorher war.“

„Es läuft schon einiges sehr gut in der Stadt, aber man kann noch viel tun“, findet Silvia Hambrecht. Gut sei, dass bereits frühzeitig die städtischen Gebäude mit Photovoltaik bestück worden seien und man bei der Stadt ein Auge darauf habe, Energie einzusparen. Wo es noch im Argen liegt, ist ein Klimaschutzkonzept für die Gesamtstadt. Das gebe es bisher nur für die kommunalen Liegenschaften, sagen sie. Gespräche mit der Klimaschutzmanagerin des Stadtwerks Tauberfranken, Ann-Kathrin Murphy, halten die drei daher für sinnvoll. Viel erreichen könnte man aus ihrer Sicht bei der Erschließung neuer Baugebiete auch durch ein Nahwärmenetz oder durch die Rückgewinnung von Energie, die in der Kläranlage bisher ungenutzt verpuffe.

Auf den lokalen Bereich gemünzt, gibt es weitere Vorstellungen. „Man muss nicht bei allen Maßnahmen auf Klimaeffekt und CO2 schauen, sondern auch auf die Auswirkungen für die Menschen direkt“, erklären sie und untermauern das mit einem Beispiel. „Die Tempo-30-Beschränkung in der Gerlachsheimer Ortsdurchfahrt hat nicht nur einen Klimaeffekt, sondern die Hauptstraße ist auch wieder mit einem Rollator überquerbar. Oder eine Spielstraße sorgt für langsames Fahren und die Möglichkeit, dass Kinder auf der Straße auch spielen können.“ Es gehe also im Arbeitskreis auch darum, das Leben für die Menschen in der Stadt besser zu machen, so Christina Sack. Und Lux ergänzt: „Veränderungen in unserer Mobilität, in unserem Wohnen und Arbeiten führen letztlich zu einer höheren Lebensqualität.“

Leben der Bürger verbessern

Ähnlich sehen es die Mitglieder des Arbeitskreises auch bei der Ortsumgehung für Königshofen. „Die brauchen wir nicht“, ist Armin Hambrecht überzeugt, das Geld anderweitig viel sinnvoller einsetzen zu können. Mit der Nutzung von mehr Elektroautos würden Abgase und Verkehrslärm reduziert. Die Frequenz der Autos sei durch einen verbesserten ÖPNV zu minimieren. Aber der Wille dazu müsse bei den Kommunen liegen. Armin Hambrecht hat ausgerechnet, dass alle Autofahrer aus Lauda-Königshofen zusammen jährlich viermal die Erde umrunden. „Das muss doch änderbar sein“, ist er überzeugt.

Hambrecht, der sich seit mehr als 25 Jahren beruflich mit dem Thema auseinandersetzt, hat die Klimaschutzkonzepte des Kreises und einiger Städte durchgearbeitet. Und er kam zusammen mit seinen Mitstreitern zu dem Schluss, dass viele Punkte sich zwar ähneln, aber die Ansätze doch spezifisch sein müssen. Trotzdem will man sich mit anderen Klimaarbeitskreisen wie dem in Weikersheim vernetzen, „weil die Arbeit vergleichbar ist“. Sein Hintergrundwissen ist für die Teilnehmer des Arbeitskreises wertvoll. Den sehen die Initiatoren vor allem als Diskussionsforum und Möglichkeit zum Austausch. „Jeder Teilnehmer ist ein Multiplikator für sein privates Umfeld.“

Bevölkerung einbeziehen

Die Idee für den Arbeitskreis ist zwar im Ortsverein von Bündnis 90/Die Grünen entstanden, versteht sich aber nicht parteipolitisch. „Es soll auch kein grünes Thema bleiben“, sind sich die drei einig. Man wolle die ganze Bevölkerung einbeziehen. Über eine Partei sei das nur schwer zu machen. Die Vernetzung ganz unterschiedlicher Themen und Problembereiche sei ihnen wichtig, sagt Christina Sack. Denn Klimaschutz gehe nicht ohne Naturschutz oder auch den Verkehr.

Die monatlichen Treffen des Arbeitskreises will man offen gestalten – auch was die Form in Präsenz oder digital anbelangt. Mit 17 Teilnehmern bei der Premiere waren die Initiatoren sehr zufrieden. Es werde einen festen Kern geben, um den sich immer wieder neue Leute scharen „mit unterschiedlichen Herzensthemen“.

So schlimm der Krieg in der Ukraine aktuell ist, macht er doch die Abhängigkeiten von fossilen Brennstoffen und russischen Öl- und Gasvorkommen deutlich. „So manches wird nun in Frage gestellt und überdacht“, betont Christina Sack. Trotz der vielen Berichte über den Klimawandel habe sich weniger getan als jetzt, wenn es die Menschen konkret auch betreffe.

„Wenn wir es nicht schaffen, die Erderwärmung aufzuhalten, könnten bald schon einige Teile dieser Erde nicht mehr bewohnbar sein – und das wird Flüchtlingsbewegungen in Ausmaßen zur Folge haben, die wir uns kaum vorstellen können“, sagt Rosemarie Lux.“ Es gebe viel zu tun, nicht nur in der großen Politik. „Wir alle können viel erreichen und sollten hier in unserem Lebensumfeld anfangen, an einer nachhaltigen Zukunft zu arbeiten. Ambitionierter Klimaschutz bedeutet Veränderungen, die uns in eine bessere Welt führen.“

Einen kleinen Beitrag kann aber jeder einzelne selbst leisten, erklärt Armin Hambrecht. Das sei mit einer Photovoltaikanlage für Balkon oder Terrasse schnell möglich. Die Module seien rasch installiert und an das heimische Stromnetz angeschlossen. „Dieses Balkonkraftwerk deckt die Grundlast eines Haushalts“, so der Fachmann.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten