Lärm macht krank

Von 
Karlheinz Boger
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Leserbrief zum Thema Lärmschutz

Übergroße, überlaute Traktoren mit riesigen Anhängern, immer mehr schwere Lastkraftwagen, ein ständig zunehmender Individualverkehr und gerade jetzt in den Sommermonaten, der Sound unzähliger Motorräder. Ab einer Dauerbelastung von 60 bis 65 dB(A) spricht die Lärmwirkungsforschung von einer gesundheitlichen Beeinträchtigung. Durchaus auch 100 Dezibel können innerorts in Königshofen immer wieder gemessen werden, weit über 70 Dezibel sind die Regel. Die vorliegenden amtlichen Lärmkartierungen belegen diese gesundheitsschädigenden Werte seit Jahren.

Wir Anwohner der Bundesstraße zwischen Gerlachsheim und Unterbalbach müssen diese ständig wachsende Lärmbelästigung seit Jahren hilflos erdulden. Lärm ist eine Umweltbelastung und macht die Betroffenen häufig krank. Dieser seit Jahren bekannte Sachverhalt wird im Main-Tauber-Kreis jedoch von den behördlichen Entscheidungsträgern hartnäckig ignoriert. Geradezu arrogant wurde und wird hier der Schutz der betroffenen Bürger einfach „ausgesessen“.

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Veröffentlicht
Von
Klaus T. Mende
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Auch die Tatsache, dass die Bekämpfung dieses Umweltlärm bereits seit Jahren eine gesetzliche Vorgabe ist, konnte kein Umdenken, jedenfalls keine erkennbaren Maßnahmen durch die zuständigen Behörden auslösen. Einer kostenaufwendigen Lärm-Aktionsplanung folgt die nächste. Umgesetzt wurde bisher so gut wie nichts.

Nun könnte man Hoffnung schöpfen, den laut einem Pressebericht der FN hat sich sogar unser Ministerpräsident den Kampf gegen gesundheitsgefährdenden Lärm im Straßenverkehr auf die Agenda geschrieben. Und gemäß unserem Landesverkehrsministerium sind die in den Lärmaktionsplänen vorgeschlagenen Maßnahmen für unser Behörden tatsächlich bindend. Laut dem Ministerium kann sich dann sogar ein Landratsamt Tauberbischofsheim keinem vorgeschlagenen Tempolimit oder einer Geschwindigkeitsüberwachung mehr entgegenstellen. Sollten europäische Gesetzte tatsächlich auch bei uns gelten? Vielleicht dürfen wir genervten und seit Jahren von Stadt und Landkreis alleingelassenen Anwohner unserer Bundesstraße hoffen, dass sich die geltende Gesetzes- und Erlasslage tatsächlich auch bis nach „Badisch-Sibirien“ herumgesprochen hat. Und wenn wir viel Glück haben, ist dann auch jemand an der Verwaltungsspitze zuständig. Bisher allerdings hatte der Gesundheits- und Lärmschutz keine Lobby im Main-Tauber-Kreis – obwohl er gar nicht so viel kostet. Lediglich den Willen, seinen Pflichtaufgaben zum Schutze ihrer Bürger nachzukommen. Denn was Bad Mergentheim schafft, zumindest eine Geschwindigkeitsüberwachung kostendeckend zu betreiben und damit den Straßenlärm zu deckeln, sollte einer professionellen Landkreisverwaltung auch gelingen.

Fakt ist: Je geringer die Geschwindigkeit, desto geringer der Lärm. Gerne dürfen alle Verantwortlichen, welcher die genannten Dezibel-Werte einmal nachmessen möchte, dies bei uns zu Hause persönlich tun. Und wer keine Geschwindigkeitsüberwachung oder Reduzierung und damit keinen aktiven Lärmschutz für uns Betroffenen möchte, sollte einfach mal ein paar Nächte an der Bundesstraße schlafen – zumindest es versuchen.

Bleiben wir also positiv. Die gesetzlichen Vorgaben sind vorhanden und in Verbindung mit gesundem Menschenverstand sollten nun endlich Fakten geschaffen werden.

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