Seniorenwohnanlage wartet aufs Erwachen

Königshofen: Haus „Tauberblick“ weiter im Dornröschenschlaf

Zukunft der Immobilie in Königshofen weiterhin offen. Diakoneo hat sich aus den Gesprächen mit dem Eigentümer endgültig zurückgezogen.

Von 
Klaus T. Mende
Lesedauer: 
Diakoneo, eines der größten Gesundheits- und Sozialunternehmen in Deutschland, hatte großes Interesse daran, das bislang leerstehende Gebäude in Königshofen zu betreiben und mit Leben zu füllen. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen hat sich die Einrichtung jetzt aus den Gesprächen endgültig zurückgezogen. © Klaus T. Mende

Königshofen. Weithin ist sie in Königshofen sichtbar, in direkter Nachbarschaft zum Aldi-Markt an der B 290 in Richtung Unterbalbach: die moderne Seniorenwohnanlage „Tauberblick“. Mit ihrem hellen Baukörper und den großzügigen Glasfronten sollte sie eigentlich längst zu einem Ort der Begegnung und der Pflege geworden sein. Doch das 17 Millionen Euro teure Gebäude, das im Übrigen am 31. Juli 2023 termingerecht übergeben worden war, steht bis in die Gegenwart leer – und das, obwohl der Bedarf an Pflege- und Wohnangeboten für ältere Menschen auch in der Region hoch ist.

Geplant war ursprünglich ein ambitioniertes Konzept unter dem Leitgedanken „Zeitgemäßes Wohnen für Senioren“. Vorgesehen waren 53 barrierefreie Einheiten für betreutes Wohnen, eine Tagespflege mit 40 Plätzen sowie eine Demenz-Wohngemeinschaft für ein Dutzend Menschen. Als Betreiber sollte die Advita Pflegedienst GmbH aus Berlin fungieren – ein erfahrenes Unternehmen, das bundesweit zahlreiche vergleichbare Einrichtungen führt. Doch kurz vor dem Start scheiterte das Vorhaben. Der Hauptgrund: Es gelang nicht, genügend qualifiziertes Fachpersonal für alle Bereiche zu gewinnen.

In den Monaten danach suchte die Senioren Wohnen Holding GmbH mit Sitz in Berlin, der Eigentümer des Hauses, nach neuen Partnern. Hoffnungsvoll verliefen Gespräche mit der Diakoneo aus Neuendettelsau, einem der größten Gesundheits- und Sozialunternehmen Deutschlands. Diakoneo betreibt in der Region bereits das Lene-Hofmann-Haus in Weikersheim sowie das Lotte-Gerok-Haus in Lauda – und galt als aussichtsreicher Kandidat für ein Engagement in der Messestadt. Doch auch hier kam es schlussendlich zu keiner Einigung. „Es ist richtig, dass wir uns aus den Gesprächen zurückgezogen haben, weil wir unterschiedliche Vorstellungen hatten“, bestätigte Diakoneo-Pressesprecherin Christin Kohler auf Nachfrage des FN-Reporters.

Damit platzte eine weitere Hoffnung auf baldige Belebung des Hauses. Zwar wird gemunkelt, dass auch diverse kleinere Pflegedienste aus der Region Interesse bekundet hätten, doch offenbar gab es bislang keine Einigung – vor allem aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen. Die von der Eigentümergesellschaft geforderte Pacht sei für kleinere Anbieter kaum zu stemmen, ist von verschiedener Seite zu hören. Somit bleibt das imposante Gebäude vorerst im Dornröschenschlaf.

In schöner Regelmäßigkeit finden zwar Begehungen der Immobilie statt, um den Zustand zu prüfen und mögliche Betreiber zu gewinnen, doch konkrete Ergebnisse sind bislang ausgeblieben. Auch auf wiederholte Anfragen unserer Zeitung – per Telefon und via WhatsApp- Sprachnachricht – reagierte der geschäftsführende Gesellschafter der Senioren Wohnen Holding, Dr. Matthias Faensen, bisher nicht.

So steht das Haus „Tauberblick“ fürs Erste weiterhin leer, die Fenster bleiben dunkel. Das Gebäude ist fertig, die Infrastruktur vorhanden – nur das Leben fehlt. Dabei wäre das Angebot, wie eingangs erwähnt, dringend notwendig: Der demografische Wandel macht sich auch im Taubertal bemerkbar, und die Nachfrage nach modernen, barrierefreien Wohn- und Pflegeangeboten wächst stetig.

Wie es nun weitergeht, ist derzeit ungewiss. Denkbar wäre zum Beispiel, dass sich neue Betreiber finden oder bestehende Pachtbedingungen angepasst werden. Auch eine vorübergehende Zwischennutzung – etwa als seniorengerechte Mietwohnungen ohne Pflegekonzept – wäre theoretisch möglich. Doch derzeit deutet wenig auf eine schnelle Lösung hin.

Bis auf Weiteres bleibt das Haus „Tauberblick“, wie in Gesprächen immer wieder mal zu hören ist, ein Symbol für die Herausforderungen, die der Pflege- und Wohnungsmarkt in Deutschland erlebt: steigende Baukosten, Personalmangel und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die solch ein Projekt durchaus ins Wanken bringen können. So wartet man in Königshofen weiterhin darauf, dass sich endlich was tut – und das Versprechen vom „Zeitgemäßen Wohnen für Senioren“ Realität wird.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke