Ungleichbehandlung

Königshofen: Ehrenamtliche im Katastrophenschutz benachteiligt

Professor Dr. Thomas Haak fordert finanzielle Gleichstellung und rechtliche Freistellung für DRK-Helfer bei Einsätzen.

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Klaus T. Mende
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Thomas Kaufmann und Pino waren im Einsatz. © Klaus T. Mende

Königshofen/Tauber-Odenwald. Am frühen Sonntagmorgen wurde die Rettungskette im Landkreis Main-Tauber zu einem Einsatz mit dem Stichwort „Person in/am Wasser – akut in Gefahr“ alarmiert. Nach der Alarm- und Ausrückeordnung rückten umgehend die vorgesehenen Rettungsmittel aus. Vor Ort in Königshofen stellte sich bald heraus, dass es sich um eine langwierige Suchaktion handeln dürfte. Daher sollten die regulären Rettungseinheiten auf Anweisung des organisatorischen Leiters Rettungsdienst schnell wieder entbunden werden. Ermöglicht wurde dies durch den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte des DRK, die die medizinische Absicherung der Einsatzkräfte übernahmen. Solche Strukturen sind im Landkreis etabliert, um bei länger andauernden Einsätzen die hauptamtliche Rettung zu entlasten und die Versorgung sicherzustellen.

„Die Notfallrettung ist im Land Budget finanziert, auch für Notärzte gibt es feste Tagessätze. Ohne Patientenversorgung oder Transport lassen sich die Kosten eines Einsatzes jedoch nicht abrechnen. In solchen Fällen übernehmen ehrenamtliche Strukturen die Ablösung der Regelrettung – konkret die Schnelleinsatzgruppe (SEG) des DRK, in enger Abstimmung mit Landkreis und Kreisbrandmeister“, erklärt Professor Dr. Thomas Haak, Notarzt und Präsident des DRK-Kreisverbands Mergentheim. Fahrzeuge und Ausrüstung stammten dabei unter anderem vom Zivil- und Bevölkerungsschutz, besetzt würden sie ausschließlich von Ehrenamtlichen. „Anders als Feuerwehrleute erhalten diese Helfer keinerlei Vergütung für ihre Einsätze.“

Genau diese Ungleichbehandlung sorge seit geraumer Zeit für Diskussionen im Landeskatastrophenschutz. Während Feuerwehrkräfte abgesichert seien, trügen DRK-Helfer die Last weitgehend allein. „Ausrüstung, Schulungen und Fortbildungen müssen die Hilfsorganisationen finanzieren. Zudem wird der enorme Zeitaufwand der Ehrenamtlichen nicht vergütet, und auch die Freistellung durch Arbeitgeber ist gesetzlich nicht gesichert“, so Haak.

Auch die DRK-Rettungshundestaffel sei bei jeder Suchaktion sofort zur Stelle – häufig sogar über die Kreisgrenzen hinaus. Möglich werde dies allein durch das Engagement des DRK-Kreisverbands Bad Mergentheim und seiner Ehrenamtlichen, die ihre Zeit und Energie unentgeltlich investierten. Als eigenständige DRK-Bereitschaft erhalte die Staffel keine gesetzliche Förderung; ihr Einsatz lebe von Herzblut, Einsatzbereitschaft und Spenden.

„Das jüngste Einsatzszenario zeigt klar, dass Land und Kommunen handeln müssen. Gefordert werden eine finanzielle Gleichstellung mit der Feuerwehr, eine klare gesetzliche Regelung zur Helferfreistellung sowie eine stärkere Kostenübernahme durch das Land“, fasst Haak zusammen. Nur so lasse sich die Einsatzbereitschaft im Katastrophenschutz langfristig sichern.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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